Von Tabea Becker
Es fängt damit an, dass wir dazu aufgefordert werden, uns wieder mehr auf Nachhaltigkeit zu „besinnen“. Dann springen nacheinander immer wieder Menschen aus den Reihen auf und beginnen, über ihre Nachhaltigkeitsprojekte zu berichten.
Was zunächst positiv anmutet und sicherlich auch gute Zwecke verfolgt, wird so für mich als eine der wenigen Zuhörerinnen, die nicht auch selbst ein Projekt vertritt, immer befremdlicher. Die Rede ist von der Präsentation nachhaltiger Medienprojekte auf dem Medienkongress von taz und Freitag in Berlin. Die Stimmung im Konferenzraum 3 schwankt zwischen übertriebener Euphorie und merkwürdiger Arroganz.
Besonders verstörend sind dabei die Seitenhiebe von Dr. Christian Neugebauer, Herausgeber der Online-Tageszeitung „Glocalist“ gegen Ardienne Goehler. In „Glocalist“ werden täglich zur Hälfte gute und zur anderen Hälfte schlechte Nachrichten über Nachhaltigkeit veröffentlicht und Goehler vertritt das Kunstprojekt „Zur Nachahmung empfohlen – Expedition in Ästhetik und Nachhaltigkeit“. Eigentlich eine gute Voraussetzung für beide Parteien zur Zusammenarbeit. Aber nachdem Goehler in ihrem Kurzvortrag gegen das Unverständnis anderer gegenüber ihrer Idee der nachhaltigen Kultur gewettert hat, betont Neugebauer von „Glocalist“ in seiner Präsentation, die Zeitung habe Goehlers Projekt absichtlich nicht als gute Nachricht aufgenommen. Auf meine Nachfrage hin nennt er als Gründe hierfür die patzigen Antworten Goehlers am Telefon und sagt: „Ich hatte das Gefühl, sie kennt sich nicht aus mit Ästhetik und ich bin Philosoph, ich hab‘ Ahnung.“
Soweit die schlechte Seite der guten Nachricht. Vielleicht bin ich aber auch selbst Schuld. Vielleicht will ich die „geschlachtete Sau“, wie Ute Scheub, Mitinitiatorin der „Gute Nachrichten“- Ausgaben der taz, Katastrophenmeldungen nennt. Vielleicht bin ich dem Druck der Aktualität aufgesessen. Aber trotzdem: Schade, dass so ein Eindruck überhaupt entstehen kann.