- Autos verboten: ein Leben ohne Statussymbol (Foto: cphoffman42/flickr.com/Lizenz: by-sa)
Nicht reden, handeln! Gut gemeinte Vorsätze gibt es für das neue Jahr wieder ausreichend, aber die wenigsten setzen diese auch in die Tat um. Markus Heller gehört dazu. Er hat sich vor vielen Jahren für ein Leben ohne Auto entschieden und lebt nun konsequent mit seinem Entschluss.
Für manche ist er aus diesem Grund ein Weltverbesserer, andere belächeln sein Engagement. Gewiss ist: er handelt! Für sein Wohlbefinden, aber in erster Linie für eine nachhaltige Verbesserung unserer Umwelt. Bei „autofrei leben! e.V.“ trifft er auf Gleichgesinnte, die sich auch zu einem Leben ohne Auto verpflichtet haben. Der Verein ist bundesweit vertreten und hat mittlerweile über 200 Mitglieder.
Autofrei aus Überzeugung
Markus Heller verzichtet bewusst. Wobei das Wort „Verzicht“ in seinen Augen viel zu negativ klingt: „Ein Leben ohne Auto wird von mir nicht als Verzicht empfunden. Es wäre mir eher lästig, eines zu haben”, so Heller. Einkäufe erledigt er mit dem Fahrrad, bei schlechtem Wetter verlässt er sich auf öffentliche Verkehrsmittel. Natürlich ist dies umständlicher, darin sieht er aber kein Problem. Laut Statistik besitzen in Deutschland knapp ein Viertel der Haushalte kein Auto. „Das ist irre viel. Doch die öffentliche Wahrnehmung ist eine ganz andere! Für uns ist ständige Mobilität unheimlich wichtig geworden“, betont Heller.
Auf den Verein „autofrei leben!“ stieß Heller Ende der 90er Jahre. Der in Berlin praktizierende Architekt wurde damals gebeten, die Idee eines autofreien Stadtviertels an der Panke zu planen. „Bis dato war meine Lebensweise für mich gar nichts besonderes. Ich habe nicht groß darüber nachgedacht – auch meine Eltern besaßen nie ein Fahrzeug.“ Im Zuge der Planung wurde ihm schließlich bewusst, dass er durchaus einen speziellen Lebensstil praktiziert. Im Verein traf er auf andere „Aussteiger“ und wurde durch sein Engagement, neue Mitglieder zu gewinnen, schnell zu einem wichtigen Teil der Bewegung.
Die Aufnahmekriterien bei „autofrei leben!“ sind strikt vorgegeben: „Der verbindliche Verzicht auf ein eigenes Auto für die Dauer der Mitgliedschaft und die Nutzung eines eventuell zugänglichen PKW nur in dringenden Ausnahmefällen“. Die Mitglieder befürworten diese strenge Regelung.
Aber warum muss es eine offizielle Verzichtserklärung geben? Reicht der gute Wille der Beteiligten nicht aus? „Wir sind natürlich kein Überwachungsverein. Aber wir merken schnell die Ernsthaftigkeit bei den Menschen, die sich bei uns melden. Wir bekommen auch Anfragen von Autobesitzern, die den Verein trotzdem toll finden. Das freut uns natürlich. Doch Abgrenzen ist für uns wichtig. Es muss eine Gruppe geben, die wirklich ohne Auto lebt. Uns kommt es nicht auf die Quantität, sondern auf die Qualität an. Interessenten, die ein Auto besitzen, werden bei uns nicht aufgenommen“, sagt er überzeugt.
Neue Mitglieder werden hauptsächlich über das Internet gewonnen, hier ist der Verein besonders aktiv. Im Sommer, erzählt Markus Heller, habe sogar die Men’s Health einen Artikel verfasst. Im Feature „Männer retten die Welt“ wurde über die ungewöhnlichen Aktivisten und ihre spezielle Lebensweise berichtet. Ob allerdings rund 200 engagierte Mitglieder die Welt retten können, ist fraglich. Doch sie gehen einen ersten Schritt in die richtige Richtung.
Text: Sonja Vogel
Fotolizenz: by-sa