vonKarim El-Gawhary 07.06.2010

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Als besonders erbarmungslos gelten in Kairo die Chauffeure der sogenannten Mikrobusse. Das sind Kleinbusse, die als private Unternehmen inzwischen das Rückrad des Personentransportes in der 18 Millionen-Stadt ausmachen. Meistens brettern sie ohne Rücksicht auf Verluste durch den Verkehr, denn Zeit ist Geld und die Fahrer müssen in den meisten Fällen erst noch den Kredit für ihr Fahrzeug abstottern. Das ist also ein ganz eigener hartgesottener Menschenschlag, dem auch gute Beziehungen zur Kairoer Unterwelt nachgesagt werden.

Kurzum: man will ihnen nicht unbedingt in die Quere kommen und schon gar nicht in einen Unfall mit ihnen verwickelt werden. Dann hält meist sofort ein halbes dutzend dieser Mikrobusse an, um ihrem Kollegen tatkräftig zur Hilfe zu eilen. In diesen Fällen  hält sich die Verkehrspolizei gerne dezent zurück.

Warum ich das alles erzähle?  Gestern hatte ich auf dem Weg ins Büro eine Begegnung der dritten Art. Dass mir der Mikrobus den Weg abgeschnitten hat ist eigentlich nichts besonderes. Ich wollte den Fahrer gerade mit einem der üblichen „du Sohn von…. „ – Fluch belegen. Da hielt ich schlagartig inne. Am Steuer saß eine Frau. In eine Abaya, einen schwarzen Umhang eingewickelt, hatte sie ihr ebenfalls schwarzes Kopftuch in Piratenart, hinten zusammengeknotet und sah auch ansonsten aus wie der Typ Mensch,  mit dem man  sich besser nicht anlegt. Es fehlte eigentlich nur ihr Entermesser zwischen den Lippen, um den Anblick abzurunden.  Ich bin untröstlich, denn sie hat mir so schnell den Weg abgeschnitten und ist sofort um die nächste Straßenecke, so dass ich den denkwürdigen Moment nicht mit meiner Handykamera festhalten konnte.

Aber glauben Sie mir einfach: es gibt jetzt in Kairo die ersten Mirkobus-Fahrerinnen und mit den ist ebenso wenig Zuckerschlecken, wie mit ihren männlichen Kollegen. Eigentlich schade, dachte ich. Diese Mirkobus-Fahrerin wäre guter Reportage-Stoff. Leider hatte ich gerade eine Geschichte über eine der ersten Kairoer Taxifahrerinnen recherchiert und geschrieben, die übrigens in der heutigen Ausgabe der taz unter dem Titel „Das Wunder hinter dem Lenkrad“ erschienen ist.

Da kann ich nicht schon wieder mit einer Fahrerin kommen.

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