Es war ein sonniger Wahlsonntag. Im Laufe der Nacht sind schwere Wolken aufgezogen. Bis 18:00 Uhr des gestrigen Tages hoffnungsvoll, vereisten nicht nur bei der SPD die Mienen aufgrund der ersten Prognosen. Was ist da passiert? Ein Land hat Sehnsucht nach alten Strukturen, konservativ wurde gewählt. Schwarz-Gelb heißt die neue Koalition. War es doch oberstes Ziel der Grünen, das zu verhindern – schwarz-gelbe Atommüllfässer. Dass es knapp wird, damit hatte man wohl gerechnet, mit einer weiteren großen Koalition, jedoch nicht mit diesen erdrutschartigen Verlusten der SPD. Es hat leider doch gereicht für Union und FDP. Die Kanzlerin „hat die Kraft“ und Guido Westerwelles Plakatparole war „Ihre Arbeit muss sich wieder lohnen“, als Kirsche auf dem Wahlkampfkuchen diente das Versprechen einer Steuersenkung. Mehr an Aussage war da nicht.
Am Samstag wurden letzte Kräfte gebündelt, CSU-Chef Seehofer präsentierte in München ein übergroßes Lebkuchenherz, mit der sehr motivierenden Parole: Angela unser Sonnenschein. „Störer“ auf der letzten großen Kundgebung der CDU in der Arena in Berlin, wurde vom Sicherheitsdienst schnellstmöglich rausgeführt.
Am Wahlabend folgte im Willy-Brand-Haus demonstrativer Applaus für Frank-Walter Steinmeier. Mehr als die Niederlage hinnehmen und eine starke Oppositionsrolle versprechen, konnte er nicht. Frau Merkel, im roten Blazer, (was wollte sie damit wohl sagen?) nahm Blumen statt Lebkuchenherz entgegen und möchte „Kanzlerin aller Deutschen“ sein. Im Gespräch gestern Abend im ZDF reagierte FDP-Mann Philipp Rösler auffallend oft auf Fragen mit den Worten: „Da bleiben wir erstmal ganz entspannt.“ und Roland Koch bat Claus Kleber (ZDF Journal) um Verständnis, dass er sich in dieser Nacht noch nicht konkret äußern könnte, da, wie an der Hintergrundmusik (Bonney M – Sunny) unschwer erkennbar war, immer noch gefeiert würde. Claus Kleber konnte darauf nur entgegnen: „Ja, aber wir arbeiten immer noch.“.
Die Linke freut sich über ihr Wahlergebnis, die Grünen nehmen ihren Oppositionsauftrag an und bedauern doch, ihr Wahlziel nicht erreicht zu haben. Schwarz-Gelb wurde nicht verhindert, Schwarz-Gelb hat absolute Mehrheit im Bundestag. Nicht zu unrecht geht die Angst um, dass mit dieser Regierung am Atomausstieg gerüttelt werden oder dass es härtere Einschnitte im Sozialwesen geben könnte.
Heute tagen erstmal die Parteivorstände. Wahlergebnisse werden analysiert, Konsequenzen gezogen und bei der SPD die große Frage: Geht Müntefering?
Wir alle werden sehen und spüren, was sich in den nächsten vier Jahren mit einer Schwarz-Gelben Regierung tut. Erste offene Briefe betreffend des Atomausstiegs sind schon formuliert. Da kommen ein paar aktionsreiche Jahre auf uns zu.