vonEva C. Schweitzer 22.01.2010

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Auf mein letztes Blog habe ich viele, viele Clicks und ein paar schwer beleidigte Kommentare von humorbefreiten Hobbybloggern bekommen, aber leider keine von schwer beleidigten Bushido-Fans, die haben offenbar den Köder nicht geschluckt. Heißt das, dass Bushido-Anhänger klüger sind als Piraten, und bedeutet das, dass die Weltmeere übertreten, die Hölle überfriert und Sarah Palin Präsidentin der USA wird? Ich hoffe nicht, aber wenn, dann ist, ganz klar, Stefan Niggemeier schuld. Hier noch eine kleine Berichtigung. Bushido heißt mit Vornamen natürlich nicht Sido, sondern G. Dabbeljo. Oh, I miss that guy.

Nun zu etwas vollkommen anderen, die Islamkritik. Offenbar tobt in Deutschland gerade ein Streit um die Rechte von muslimischen Frauen, ein Kopftuch, einen Schleier oder eine Burka tragen zu dürfen, und wer sie daran hindert, ist ein Antisemit, zumindest glauben das mehrere bestallte Feuilletonisten und Forscher wie Thomas Steinfeld von der Süddeutschen, Claudius Seidl und Wolfgang Benz.

Nun habe ich gar nichts gegen Burkas, im Gegenteil, wenn wir uns darauf verständigen, dass Burkas gut sind, können unsere Soldaten aus Afghanistan abziehen und vielleicht ein Land besetzen, wo es Öl gibt. Eher werden zu wenig Burkas getragen, es gibt Promis, die würde dadurch spürbar gewinnen, wie etwa Bushido.

Hier geht es aber nicht um Mode, sondern um Politik. Wir erinnern uns, als die Nazis Dänemark besetzt hatten und die dänischen Juden zwangen, den gelben Stern zu tragen, und soweit ich das überblicke, ist das ja heutzutage ein legitimer Vergleich, haben sich alle dänischen Bürger ebenfalls den gelben Stern angeheftet, aus Solidarität. Das sollten unsere Feuillonisten auch machen, aus Solidarität eine Burka tragen, bis sich das gesellschaftlich durchgesetzt hat. Ein geblümtes Kopftuch tut es auch, solange es nur groß genug ist. Das wäre ein politisches Signal, und optisch in den meisten Fällen ebenfalls ein Gewinn.

Derweil – wir sind immer noch beim Thema Islamkritik – ist ein Streit zwischen Hilal Szegin und dem Perlentaucher ausgebrochen. Hilal Szegin ist eine moslemische Journalistin, die kein Kopftuch trägt, und das muss sie auch nicht, weil sie hübsch aussieht. Der Perlentaucher ist eine Feuilletonartikelsammelstelle, die durch die deutschen Feuilletons braust, Artikel sammelt, ein paar schnippische Bemerkungen dranklatscht, so wie Conan O’Brien, bloß schlechter und das alles ins Netz stellt, ein sehr praktischer Service, außer dass sie auch nach zehn Jahren immer noch nicht herausgefunden haben, wie man ein Kürzel einem Autoren zuordnet, aber wir reden hier ja vom Feuilleton. Der Service ist für Faule, findet Hilal Szegin, aber das ist doch legitim, oder? Schwerer aber wiegt: Der Perlentaucher sei islamfeindlich, und anonym.

Also, anonym ist der Perlentaucher wirklich nicht, er besteht aus Thierry Chervel, Anja Seelinger und Thekla Dannenberg; Thierry war früher taz-Feuilletonist, er stand schwer unter der Fuchtel seiner Kollegin Gabriele Riedle, die wir in der Lokalredaktion „Die Kettensäge“ nannten, Anja Seeliger hatte irgendwie mausbraune Haare, an mehr erinnere ich mich leider nicht, und Thekla Dannenberg, keine Ahnung. Okay, das war also nicht so richtig hilfreich. Thierry Chervel, so viel weiß ich noch, hat dunkle, lockige Haare, und er bräuchte, von mir aus, kein Kopftuch zu tragen (wobei, Brad Pitt sollte langsam mal darüber nachdenken).

Nächste Woche kläre ich euch auf über das Who‘s Who im FAZ-Feuilleton. Aber jetzt muss ich erstmal die Zählmarke dranklatschen.

Eva C. Schweitzer, Manhattan  Moments. Geschichten aus New York, erschienen bei Droemer-Knaur, Juni 2009, Taschenbuch, 9,95 €

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