Ganz so groß ist die Begeisterung dann wohl doch nicht, leider. Ob die U-20-Weltmeisterschaft der Frauen jenseits der Anden Beachtung findet, ist von hier aus schwer zu beurteilen, im Lande selbst wird das Event eher distanziert wahrgenommen. Eine Machosportart in einem Macholand, gespielt von jungen Damen – da überwiegt bei den männlichen Fußballfans immer noch das Befremden, und weibliche gibt es so gut wie keine. Las rojitas se las traen lautete im Vorfeld der Werbeslogan des staatlichen Fernsehsenders TVN: Dass „die kleinen Roten es in sich haben“ (la Roja ist der Kosename der – mänlichen – Nationalmannschaft, die in roten Trikots aufläuft) markiert ziemlich genau die Grenze zwischen Patriotismus und Süffisanz.
Immerhin, das Stadion von Coquimbo war voll, als das eigene Nationalteam gegen England antrat und prompt 0:2 verlor. Zu wünschen wäre den chilenischen Spielerinnen freilich mehr Erfolg, allein schon, um ein paar Vorurteile für immer ins Seitenaus zu befördern. Aber dass heute eine Frauen-WM in Chile ausgetragen wird, wäre noch vor wenigen Jahren unvorstellbar gewesen. Die Nación zitiert Bernardita Sotomayor, eine Fußballlehrerin in Santiago, die ihre Freude am Ball noch nicht so lange ausleben kann: „Mich hat Fußball von kleinauf begeistert, aber man wurde als Frau in dieser Sportart diskriminiert. Das, was dem Fußball am nächsten kam und noch gesellschaftlich akzeptiert wurde, war Rasenhockey. Also habe ich jahrelang Rasenhockey gespielt.“
Heute gibt es eine Frauenfußballliga in Chile, in der bereits 32 Teams spielen. Auch die Sponsoren kommen langsam auf den Trichter. Und eines können die jungen Fußballfrauen jetzt schon genauso gut wie ihre männlichen Kollegen: falsch singen.