vonEva C. Schweitzer 13.08.2010

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Sehr aufregende Tage: Meine Katze ist vom Balkon gefallen. Aus dem vierten Stock. Auf die Straße. Die neugierige Katze. Also, natürlich nicht meine Katze, die Katze der Nachbarin über mir, auf die in diesem Sommer nicht ich aufpasse, sondern eine Studentin; offenbar habe ich sie letztes Jahr zu fett gefüttert. Ich merkte es erst, als die Nachbarin von unten an meiner Tür klingelte, um mir zu sagen, die Katze laufe im Treppenhaus herum. Das tat sie auch, sie war desorientiert und verkroch sich unter meinem Sofa, ich trug sie hoch, und erst, als sie im Bad Blutspuren hinterließ, merkten wir, dass etwas nicht stimmte.

Die Studentin brachte die Katze zum Tierarzt, sie wurde genäht, und jetzt trägt sie einen Plastikkragen, damit sie sich nicht kratzt. Bis Montag. Am Anfang war sie maulig, aber nun gewöhnt sie sich dran. Auf den Balkon darf sie aber erst mal nicht mehr.

Was passiert noch? Bei mir nicht viel, aber der New York Observer hatte eine interessante Geschichte. Wir erinnern uns alle an das Foto von Aisha, der afghanischen Frau, der ihr eigener Mann die Nase abgeschnitten hatte, es war auf dem Titel von Time, mit der Bemerkung, so was würde passieren, wenn unsere, also die amerikanischen Soldaten Afghanistan verlassen (niemanden in Amerika interessiert es, dass da auch deutsche Soldaten sind).

Nun ist das passiert, während die amerikanischen Soldaten durchaus da sind, im achten Jahr der Besatzung, man fragt sich also, was tun die da eigentlich, und auch, warum bringt Time jetzt diese Geschichte? Time stand der CIA immer schon ein bisschen nahe, Times-Chefredakteur Rick Stengel ging auf die gleiche Elite-Uni wie CIA-Gründer  Allen W. Dulles, und Wikileaks hatte neulich ein CIA-Dokument präsentiert, wonach in Europa für den Einsatz geworben werden solle mit dem Hinweis auf Frauenrechte.

Aber nicht nur das, der Observer berichtete nun, dass die Reporterin der Story, Aryn Baker,  mit einem Afghani-Amerikaner verheiratet ist, Tamim Samee, der im Aufsichtsrat einer Organisation sitzt, die 100 Millionen Dollar aus ausländische Inverstoren verteilt, und dass er selber Firmen hat, die in Afghanistan solche Geschäfte machen. „In other words, the Time reporter who wrote a story bolstering the case for war appears to have benefited materially from the NATO invasion“, meint der Observer. Denn so was funktioniert nur mit der US-Army im Land, und darum kümmert die sich sehr viel intensiver als um Frauenrechte, sonst hätte Aisha noch ihre Nase.

Eva C. Schweitzer, Manhattan  Moments. Geschichten aus New York, erschienen bei Droemer-Knaur, Juni 2009, Taschenbuch, 9,95 €

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