Es war ein trauriger Tag für Amerika. Eine Hisbollah-Unterstützerin wurde letztes Wochenende zur Miss USA gewählt. So zumindest sehen ultra-konservative, islamophobe Blogs in den USA die Wahl der aus dem Südlibanon stammenden Rima Fakih zur Miss USA. Sie ist die erste Araberin und Muslimin, die das Krönchen erobert hat. Zuvor bereits Miss Michigan, hat sich die 24jährige gegen ihre 49 Konkurrentinnen durchgesetzt.
Zusammenstellung der Bilder, wie im Debbie Schlussel Blog
Mit drei Jahren war sie mit ihrer Familie nach New York ausgewandert und besuchte dort eine katholische Schule, bevor sie 2003 nach Dearborn im US-Bundesstaat Michigan zog. Sie stolziert nicht nur über Schönheitsköniginnen-Stege. Sie studiert Wirtschaft und ist und angehende Juristin im Zweitstudium. In ihrer Freizeit widmet sich sich dem Kickboxen.
Jedenfalls ist das „Amerikanisch-Arabische Anti-Diskriminierungs-Komitee“ stolz auf sie. Im Global Arab Network hatte Rima noch vor dem Finale erklärt, dass viele Araber in den USA glauben, sie hätte mit ihrer Abstammung keine Chance und sie solle nicht ihre Zeit verschwenden. Für andere sei es peinlich, dass eine von ihnen in einem Schönheitswettbewerb mitmacht. Araber sollten nicht versuchen, sich abzuschotten, sondern sich in die amerikanische Kultur zu integrieren“, forderte sie. Sie wolle zeigen, dass es auch Araber gäbe, die das Land lieben, in dem sie lebten.
In ihrer ursprünglichen Heimat gibt man sich etwas gespalten über die neue Trophäe einer Libanesin. „Sie ist eine Ehre für den ganzen Südlibanon“, meint Tante Afifa Fakih in Rimas Geburtsort Srifa. „Wir werden oft als Terroristen und Mörder gebrandmarkt, aber wir Schiiten lieben auch das Leben und die Schönheit und besonders, wie rima, die Schönheit der Seele“, sagt die 62 jährige. Ihre Familie habe keine politischen Präferenzen, sagt sie.
Dagegen behaupten die neokonservativen Blogger in den USA, dass die Familie von dem Hisbollah-Virus geradezu zersetzt sei. Ihre Frontfrau in Sachen weltweiter Islam-Bekämpfung, Debbie Schlussel, zählt eine ganze Reihe von Onkeln und Cousins der amerikanischen Schönheitskönigin auf, die angeblich in den Rängen der Hisbollah zu finden seien, einschließlich eines Kommandeurs. Das Ganze allerdings ohne einen ernsthaften Nachweis. „Ihr werdet noch an mich denken, heute Nacht lacht die Hisbollah über uns“, kommentiert Debbie den Sieg Rimas.
Ach ja und die Hisbollah selbst? Was sagt die eigentlich über den Sieg einer südlibanensischen Tochter im amerikanischen Schönheitswettbewerb? Der Hisbollah Abgeordnete Hassan Fadlallah gab eine sehr diplomatischen Antwort, als er am Dienstag im libanesischen Fernsehen nach seiner Meinung über die neue Miss USA gefragt wurde:
„Die Kriterien nach denen wir hier Frauen beurteilen sind etwas andere, als die im Westen”
Hassan Fadlallah Hisbollah Abgeordneter
Im Libanon kursieren aber schon die ersten Witze, nach denen die Hisbollah den neusten Raketen in ihrem Arsenal den Ehrennamen „Rima 1“ gegeben habe
Rima selbst hat indes inzwischen mit ganz anderen Problemen zu kämpfen.: Der Webdienst TMZ stellte Fotos von ihr ins Internet, auf denen sie sich um eine Eisenstange beim Tanz auf einer Bar windet. Obwohl voll bekleidet, wird ihr nun eine Vergangenheit als „Stripperin“ vorgeworfen. Es handelte sich um einen relativ harmlosen „Pole Dancing”-Wettbewerb einer lokalen Radiostation in Detroit.
Die neokonservativen US-Blogs müssen sich nun wirklich entscheiden, wie sie Rima abservieren: als „Hisbollah-Braut“ oder als „Hure“. Auch hier schafft Debbie wieder den besten Spagat in ihrem Blog-Eintrag unter dem Titel „Hisbollahs tanzende Sharmuta.“ Debbie kennt sich bei ihren Gegnern gut aus. „Sharmuta“ ist das arabische Wort für Hure.
„Lassen sie sich nicht von Miss Hisbollah und ihrem Stangentanz an der Bar täuschen. Ihre Schlampen-Art, bedeutet nicht, dass sie Hisbollah weniger unterstützt“, bläut sie uns ein. Das argumentiert sie, sei genau so wie bei die Attentätern vom 11. September. Die hätten vor ihrem Anschlag auch Alkohol getrunken und um Geld gespielt. „Muslime täuschen uns absichtlich, um ihren heiligen Krieg voranzubringen“, lautet Debbies bestechende Logik, die keinem Muslim auf dieser Welt irgendeine Chance läßt.
Da gehört so ein persönlicher Dschihad im Bikini am Laufsteg einfach dazu.