vonEva C. Schweitzer 20.02.2010

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Eigentlich hatte ich mir felsenfest vorgenommen, nicht über Axolotl Overkill zu schreiben, aber andererseits hatte ich mir genauso felsenfest genommen, zu den Oscars zehn Pfund abzunehmen, damit ich zur Party  in das rote Kleid vom letzten Jahr passe, also was soll’s.

Also, das Mädel… man möchte irgendwie nicht so harsch sein, denn die glaubt wahrscheinlich, was sie sagt. Als ich in dem Alter war, glaubte ich, es sei ungefährlich, durch Süditalien zu trampen. Und die Blogger … es hat eine gewisse Komik, wenn Leute, die sonst das Recht verteidigen, von den MSM klauen zu dürfen, nun aufjaulen wie die jungen Hunde, wenn es einen der ihren trifft, aber in der Sache haben sie natürlich recht.

Nun zum eigentlichen: Die Feuilletonisten! Das erschreckende ist nicht, dass einige davon das Buch erst loben und nun das Plagiat verteidigen, aber gleichzeitig bei Ullstein unter Vertrag stehen (wie Daniel Haas vom Spiegel) oder in der Leipziger Jury sitzen, die den Buchpreis an Helenen vergibt, wie Volker Weidermann von der FAS) — in Amerika wäre damit die ganze Mischpoche weg vom Fenster, eingeschlossen die Autorin; andererseits, in Deutschland müsste ein schwarzer  Golfspieler , der reihenweise weiße Frauen begattet, nicht reuevoll im Fernsehen auftreten, jede Kultur hat also ihre Vor- und Nachteile.

Ncin, das erschreckende ist, dass offenbar keiner dieser Spezialisten den Unterschied zwischen einem wissenschaftlichen Zitat, einer Hommage und einem Plagiat kennt. Also, hier noch mal für die Generation Pisa, die offenbar inzwischen das deutsche Feuilleton bevölkert: In einer wissenschaftlichen Arbeit darf man nicht nur die Worte anderer zitieren, man muss es sogar, weil es darum geht, zu zeigen, wo sich die Arbeit in den Stand der Forschung einbettet und wo sie sich unterscheidet. Das muss natürlich präzise sein bis hin zur Seitenangabe.

Bei einer Hommage, oder der Montierung eines bekannten Zitates geht der Autor hingegen davon aus, dass der Leser das Vorbild kennt. Er nennt nicht unbedingt die Quelle, weil  jeder mit einem IQ über 64 eine Cover Version von Rotkäppchen erkennen kann, weiß, wo Zitate wie „Beam me up, Scotty“ oder „Must have taken the wrong turn in Albuquerque“, oder „Heinrich, mir graut vor dir,“ herkommen, oder was die kulturelle Referenz einer weißen Eule ist, die durch ein Video flattet und was „Lucy in the Sky with Diamonds“ bedeutet — andererseits, wenn ich mir das Feuilleton anschaue, bin ich mir plötzlich nicht mehr so sicher. Jedenfalls, der Bezug auf eine kulturelle Referenz lebt davon, dass die Rezipienten wissen, was gemeint ist, sonst macht es ja gar keinen Sinn … wenn ich mich nicht irre.

Wer aber das unbekannte Buch eines unbekannten Autors zu dem einzigen Zweck kauft, es mehr oder weniger Eins zu Eins abzupinnen, ist ein Plagiarist. Hier noch ein Wort zum Thema, auch Shakespeare habe schon abgeschrieben  —  ja, nicht nur das,  zu Shakespeares Zeiten gab es auch Leibeigenschaft. Dass Nichtadelige für ihre Arbeit bezahlt werden, ist eine Errungenschaft der Neuzeit. Tatsächlich macht das Internetzeitalter Plagiate schwieriger. Hätte Helenchen ihr Buch in den Sechzigern geschrieben, dann hätte der Autor kein Blog gehabt und ihr Vater keinen Amazon-Account, über den er das Buch gekauft hätte. Das wäre also nie rausgekommen.

Was nun? Als erstes würde ich Frl. Hegemann dringend zu einem Nose Job raten, und außerdem, die zehn Pfund abzunehmen, die ich immer noch drauf habe, plus nochmal zehn Pfund, und das vor dem nächsten Fernsehauftritt. Was Ullstein angeht, vielleicht können die einfach das Honorar 50:50 aufteilen. Das macht sich auch ganz gut, wenn Ullstein seinerseits mal gegen einen Plagiaristen vorgeht.

Bleibt nur noch eine Frage: Was zum Teufel ist eigentlich ein Axolotl?

Eva C. Schweitzer, Manhattan  Moments. Geschichten aus New York, erschienen bei Droemer-Knaur, Juni 2009, Taschenbuch, 9,95 €

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