vonFalk Madeja 25.06.2009

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Wouter Bos und seine SonnenbrilleOb die Sonnenbrille von Finanzminister Wouter Bos einmal richtig berühmt wird, sagen so wie die von Polens General Jaruzelski? Man weiss es nicht, aber die Zeitung „De Volkskrant“ spekuliert, dass ihn seine auf einer Dienstreise gestohlene Sonnenbrille noch einmal auf die Füße fallen könnte.

Es handelt sich genauer gesagt um eine RayBan-Brille im Wert von 113 Euro. Die ist ihm in Brüssel geklaut oder er hat sie dort verloren, jedenfalls ging er zurück zu Hause zur Polizei, zeigte den Verlust an und liess sich die Brille vergüten. Aber was wird an Bos in dieses Sache hängen bleiben (ausser der Spot des Blogs „Geenstijl“, es sei wohl eine Gaybrille gewesen)?

Tja, jedes Land hat so seine Affären – und die Brillen-Affäre hielt die Niederlande heute beinahe in Atem. Am Morgen war „De Telegraaf“ mit einer vermeintlich großen Affäre gekommen – die Zeitung hatte aufgrund eines Gesetzes namens WOB (welches es seit einigen Jahren der Öffentlichkeit die Möglichkeit gibt, Regierung und Behörden bestimmte Fragen zu stellen) die Abrechnungen von Ministerreisen gefordert.

Hintergrund: ja, auch in den Niederlanden war eifrig darüber berichtet worden, wie sich in Großbritannien Parlamentarier und Minister schamlos selbst bereichertet hatten. Auf der Insel wurden Hypotheken mehrmals abgerechnet und ein Minister-Ehemann deklarierte selbst seine Porno-Filme beim britischen Staat.

De Telegraaf wollte nun wissen, wie das im eigenen Land aussieht und fragte einfach mal nach. Die Regierung, die derlei sicherlich nicht gewöhnt ist, zierte sich nicht allzulange und gab ein paar Quittungen raus. Hätte ein Skandal werden können, aber der Vorgang verhielt sich am Donnerstag wie ein Luftballon, aus dem langsam pfeifend die Luft entwich. Es ging da um Sachen wie einen für ein Staatsbankett ausgeliehenen Anzug, hier und mal eine Übernachtung (in Größenordnungen bis zu 200 Euro und so) oder eine Cafe-Quittung für 50 Euro. Jedenfalls so weit wie bislang bekannt.

Irgendwann im Laufe des Tages sagte Innenministerin Guusje ter Horst, o.k. wenn ihr wollt, dann kann die Öffentlichkeit auch die Original-Abrechnungen der Kreditkarten einsehen.

Ministerpräsident Jan-Peter Balkenende hatte übrigens das ganze Jahr gar nichts deklariert.

Bleibt also die Sache mit der Sonnenbrille von Vizepremier Wouter Bos. Der Witz ist, was im Laufe des Tages auch herauskam. Offensichtlich hat das Finanzministerium aus Sparsamkeitsgründen für ihre Vertreter keine Reise- oder anderslautende Versicherung abgeschlossen. Die Einschätzung war, dass die Versicherungsprämien höher als eventuelle Verluste sein dürften.

Der nächste Witz ist, dass sich „De Volkskrant“ fragt, ob Wouter Bos sich in Kürze noch mit einer Sonnenbrille über die Strasse trauen könne. Und um das Arsenal an Witzen voll zu kriegen – die PVV von Geert Wilders will, dass das Parlament schnellstens über die Sonnenbrille von Wouter Bos und die anderen Abrechnungen debattiert.

Um die 113 Sonnenbrillen-Euro vom Finanziminister richtig einzuordnen: ein Jahres-Abo von De Volkskrant kostet um die 280,00 Euro und eines von De Telegraaf 255,00 Euro…

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https://blogs.taz.de/die_sonnenbrille_von_den_haag/

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