vonHildegard Willer 04.04.2011

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„Ich wähle natürlich Keiko“, teilte mir Antonio im Brustton der Überzeugung mit. Antonio repariert seit einem halben Jahrhundert alte Fahrräder am Markt von Pueblo Libre in Lima, und ich dachte, er sei die Ausnahme im Heer von  Alejandro Toledo-Sympatisanten. Der galt vor ein paar Wochen  schon fast als nächster Präsident Peru . Spätestens als Miguel, mein langjähriger Vermieter, ein ernstes Gesicht aufsetzte, um mir zu erklären, wem Peru seiner Meinung nach den sozialen Frieden und die wirtschaftliche Stabilität zu verdanken habe – nämlich Alberto Fujimori  – , wurde mir klar, dass man  bei den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen mit ihr zu rechnen hat. Keiko Fujimori, die Tochter des wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilten Alberto Fujimori. Der war von 1990 – 2000 Präsident von Peru, setzte sich vor dem grössten (dokumentierten) Korruptionsskandal der jüngsten peruanischen Geschichte nach Japan ab, verrechnete sich fünf Jahre später beim Versuch, von Chile aus in die Wahlen 2006 einzugreifen, wurde von den Chilenen an Peru ausgeliefert und 2009 zu 25 Jahren Haft verurteilt, weil eine von ihm befehligte bzw. geduldete Todesschwadron Studenten  massakriert hatte.

Trotz seiner nachgewiesenen Verfehlungen kann Alberto Fujimori auch noch heute in Peru auf eine eingefleischte Anhängerschaft zählen. Vor allem aber kann er auf ein liebende Tochter bauen, die heute 36-jährige Keiko Fujimori. Sie lächelt von orangefarbenen Wahlplakaten, der  Farbe des Fujiorismus.  Inhaltlich hat sie nicht viel zu sagen, aber das was sie sagt, bringt sie mit voller Überzeugung vor: „Ich bin stolz auf meinen Papi und werde es genauso machen wie er“. Sprich: Strassen bauen, Lebensmittel verteilen, den Kongress absetzen, wenn er zu aufrührerisch wird und mit eiserner Hand für Ruhe im Land sorgen. Ob sich aus der Staatskasse bereichern, auch dazu gehört, ist bis heute erbitterter Streitpunkt zwischen Fujimori-Anhängern und Gegnern. Anders als bei Fujimoris Chefberater Vladimiro Montesinos wurden von Alberto Fujimori bis heute keine Auslandskonten gefunden.Ebenso ungeklärt sind bis heute die Vorwürfe, dass Alberto Fujimori die teure Universitätsausbildung seiner 4 Kinder an nordamerikanischen Privatuniversitäten aus der Staatskasse bezahlt habe.

Keiko stammt aus  einer dysfunktionalen Familie: Mutter Susana Higuchi wurde von Alberto Fujimori Anfang der 90-er Jahre des Palastes verwiesen und wurde selbst zur erbitterten Kritikerin des Präsidenten-Ehemanns. Die vier Kinder blieben beim Vater, die damals 19-jährige Keiko übernahm die Rolle der „First Lady“. Die Rolle der liebenden Tochter und Anführerin des Fujimorismus hat sie seitdem nicht mehr abgelegt. 2006 wurde sie mit der meisten Stimmenzahl als Abgeordnete in den Kongress gewählt. Dass Keiko dort vor allem durch Abwesenheit glänzte, und statt Gesetze zu machen, auf Staatskosten in den USA ihren Master machte, nebenbei einen US-Amerikaner heiratete, zwei Töchter gebahr und ihre Wahlkampagne vorbereitete, scheint ihre Anhänger nicht zu stören.

Heute punktet sie nicht nur als loyale Tochter, die ihren Vater aus dem Gefängnis holen will, sondern auch als treusorgende Ehefrau und Mutter bei den Peruanern. Bisher hat ihre Wahlstrategie verfangen. In den letzten Umfragen liegt sie hinter dem Linksnationalisten Ollanta Humala gleich auf mit Alejandro Toledo und Pedro Pablo Kuczynski. Viele Peruaner bereiten sich bereits auf einen Showdown zwischen Ollanta Humala und Keiko Fujimori in der zweiten Wahlrunde vor und bringen ihre jeweiligen Geschütze in Stellung. Der einflussreiche Journalist Jaime Baily hat bereits eine Wahlempfehlung abgegeben: „Wenn ich einmal 73 Jahre alt bin (so alt wie Alberto Fujimori), dann hätte ich auch gerne eine so liebende Tochter wie Keiko“.

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