Vor ein paar Tagen hat Sree Sreenivasan, Professor an der Columbia J-School, zu einem Abend zur Zukunft des Journalismus eingeladen, es kam eine beachtliche Menge an Studenten, dazu Experten auf dem Podium, darunter Jennifer Preston, die New York Times-Redakteurin für Social Networks, und Experten im Publikum. Der Abend war eine Orgie der neuen Technik, er wurde zeitgleich, oder, um genau zu sein, mit 30 Sekunden Verzögerung übertragen auf Twitter, über eine digitale Columbia-Kamera, und überall sonst, wo sich social networker tummeln. Alles in allem war es ein freundlicher Austausch, Irritationen zwischen Alt- und Neu-Medien gab es nur kurz, als Julia Angwin von Wall Street Journal auf dem Podium gefragt wurde, ob es sinnvoll sei, die Zwischenschritte von Recherchen zeitgleich online zu posten. Wohl nicht.
Zu den Gästen zählten David Cohn von Spot.US, der in Wirklichkeit noch viel jünger aussieht als auf Skype, außerdem der frühere Chef des Wall Street Journal Online und einer der führenden Köpfe von Poynter.org, ein Institut in Florida, das neue Wege des Journalismus erforscht. Die letzteren beiden sind heute Professoren an der J-School – schön, aber wenn die Neuen Medien so erfolgversprechend sind, warum versuchen dann alle, an der Columbia (oder der NYU) unterzukommen?
Danach gab es noch einen Empfang, bei dem ich zwei Produzenten von CBS kennenlernte. Sie arbeiteten für eine Sendung über Mord und Totschlag, sagten sie. Wie bitte? „Eine Sendung, wo Morde aufgeklärt werden“, erklärte der eine. „Sie läuft auf der Nachtschiene“, erklärte der andere. „Sie heißt 48 Hours“, erklärte der eine.
Mir ging ein Licht auf. „Ah, ist das nicht die Sendung, wo dieser Typ gearbeitet hat, der David Letterman wegen seiner Geliebten erpresst hat?“ Leicht gezwungenes Lächeln auf der anderen Seite. „Danke, dass du uns international bekannt gemacht hast, Joe“, sagte der eine. Es wurde dann aber noch ein lustiger Abend.
Am nächsten Morgen wurde ich wieder daran erinnert, warum ich für Michael Bloomberg bin, obwohl die Trinkenden Liberalen deshalb leise grummeln. Bloomberg, unser Bürgermeister, hat nach der Schießerei in Fort Hood mehrere Imame eingeladen, um zu beraten, was die Polizei tun sollte, falls es in New York zu anti-muslimischen Ausschreitungen kommt. Darunter war auch Siraj Wahhaj, Black Muslim und Vorsitzender eine Moschee in BedStuy. Das FBI verdächtigt ihn, in das Attentat auf das World Trade Center von 1993 verwickelt zu sein, außerdem wird er beschuldigt, Waffen für Muslims nach Kanada geschmuggelt zu haben.
PR-mäßig, nicht so schön. Bloomberg, auf einer Pressekonferenz danach gefragt, sagte kühl, diesen Imam einzuladen, sei wohl falsch gewesen, das sei aber nicht wichtig. Wichtig sei vielmehr, zu zeigen, dass die Stadt für alle da sei und die Polizei jeden schütze, unabhängig von der Herkunft oder der Religion. Nächste Frage!