Unser Planet- dürfen wir an ihm "herumbasteln"? (Foto: NASA/courtesy of nasaimages.org) Geoingenieure wollen den Klimawandel aufhalten. Geoengineering, das bedeutet frei übersetzt „an der Erde herumbasteln“. Einer der Ingenieure mit visionären Ideen ist der Astronom Roger Angel. Er will 16 Billionen transparente Kunststoff-Scheibchen in die Atmosphäre zwischen Sonne und Erde schießen, um so 1,8 Prozent des Sonnenlichtes zu reflektieren.
Der Haken ist jedoch der Energieaufwand und die Umsetzung. Die Produktion der Scheiben würde etwa 25 Jahre dauern und eine Billion Dollar kosten. Außerdem müssten zehn Jahre lang alle fünf Minuten zwanzig Kanonen 800.000 Scheibchen in die Atmosphäre schießen. Das kann kaum nachhaltig sein. Die Kanonen sind noch nicht fertig entwickelt und ihre Funktionalität muss noch nachgewiesen werden.
Realistischer klingt die Idee amerikanischer Wissenschaftler. Sie wollen künstliche Bäume pflanzen, ganz so, wie es unsere Ingenieure mit Milchzähnen vorgeschlagen haben. „Air Capture“ nennt sich das Prinzip. Die Maschinen filtern CO2 aus der Luft. Ein künstlicher Baum soll etwa 20.000 Dollar kosten und bis zu zehn Tonnen CO2 pro Tag unschädlich machen. Anschließend muss das CO2 unterirdisch gelagert werden. Ein natürlicher Baum absorbiert im Durchschnitt 60 bis 100 Gramm pro Tag. Die künstlichen Bäume müssen mit Strom versorgt werden, dafür will man neben ihnen Windkrafträder installieren. Klingt wie die Geheimwaffe gegen die globale Erwärmung – ist es aber nicht. Noch ist „Air Capture“ mit Kosten von über hundert Dollar pro Tonne CO2 zu teuer.
Der Wissenschaftler Ian Jones will den Ozean mit Harnsäure und Eisensulfat düngen und so das Wachstum von Plankton anregen, denn Plankton ist ein rasender CO2-Fresser. Wenn das Plankton abstirbt, nimmt es das aufgenommene CO2 mit in die Tiefe des Meeres. Der riesige Haken ist, dass die Methode genau das Gegenteil bewirkt, sobald Tiere den Planktonüberschuss fressen. Dadurch erhöht sich der Gesamtumsatz des Kohlendioxids – und das will dann doch niemand.
Künstliche Bäume, kleine Sonnenschirmchen über der Erde, eine Armee von CO2-Vernichtern in den Meeren – welcher ist der perfekte Plan, um die Welt vor der Klimakatastrophe zu bewahren? Wahrscheinlich keiner, denn jeder der Pläne bekämpft nicht die Ursache, sondern die Symptome. Die Probleme der Erde werden sie wohl kaum lösen. Aber sie könnten der Menschheit Zeit verschaffen. Eine kleine Gnadenfrist für einen besseren Plan.
Text: Anna Groos
Foto-Lizenz: NASA/courtesy of nasaimages.org