vonsophie 23.03.2025

dreilaendereck

Politik, Geschichte und eine Menge Kritik aus queerfeministischer Sicht mit Schwerpunkt auf Osteuropa.

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Worten folgen Taten

Der Osterhase kam dieses Jahr etwas früher und hatte keine Eier dabei, sondern brachte Anfang dieser Woche das CSD-Verbot in Budapest mit.

Montag wurde es angekündigt, Dienstag wurde es mit Teilen der demokratischen Opposition gebilligt, Mittwoch vom Staatspräsidenten unterschrieben. Das war ein wenig rasant, aber wer über die Geschwindigkeit verwundert ist, nochmal zur Erinnerung: Es läuft schon seit fünfzehn Jahren so. Mit Zweidrittel-Mehrheit kann die Fidesz-Partei alles widerstandslos umsetzen. Dazu gehört: Verbot der Ehe für alle im Jahr 2012, Trans-Verbot 2020, als Kinderschutz getarntes „Propagandagesetz“, Verhaftung von Ärzten, die trotz der politischen Lage die trans* Gesundheitsversorgung aufrechterhalten haben, usw.

Das CSD-Verbot war nur eine Frage der Zeit, die ultrarechte Mi Hazánk (Unsere Heimat) hat es schon seit Jahren versucht durchzusetzen. Nun ist es da, nun ist es entschieden. Ich bedauere es sehr, dass das in der deutschen Presse so kurz kam. Denn aus meiner Sicht ist das CSD-Verbot nur der Anfang der vollständigen Einschränkung der Zivilgesellschaft und des zivilen Widerstands. Mitten in Europa. In einer Europäischen Union, die für Inklusion und Gleichberechtigung steht. Jetzt können wir von vorne anfangen.

Es ist an der Zeit, dass die EU sich für die queeren Rechte in den Mitgliedstaaten einsetzt. Die ungarische Regierung muss gestoppt werden und es muss verhindert werden, dass Nachahmer in den anderen Mitgliedstaaten diese Ideen übernehmen. Nur weil das Bedürfnis da ist, unsere Rechte einzuschränken, bedeutet es nicht, dass wir es widerstandslos und  wortlos hinnehmen müssen.

Ich wünsche mir eine Europäische Union, in der mehr auf die Minderheitenrechte geschaut wird und  das ungarische Verhalten Konsequenzen hat.

Liebe Queers in Ungarn, bleibt stark!

Eine verzweifelte ungarische Transfrau.

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