Weil ich gerade so viel darüber lese: Auch ich habe demletzt in Argentinien Paco kennengelernt. Das ging so: Ich kaufe in Buenos Aires Koks, ziehe im Hostel natürlich erstmal eine Line, und da steht natürlich gleich der Chef vom Hostel neben mir und meint:
„Willste mehr kaufen?“
Er hat Koks und etwas, dass er „Base die Cocain“ nennt. Kaufen tut man sowas in Kaugummipapier-ähnlichen Alustreifen. Vielleicht ein Drittel Gramm für, ach kann man gar nicht sagen, ich hab mich natürlich total touristenmäßig über den Tisch ziehen lassen, aber laut Internet kostet eine Pfeifenfüllung der Substanz die hier als „Base“ angeboten wird, gerade mal 20-25 Cent.
Ich meine noch zu dem Ty: „Base? Wie in Freebase?“ Er meint „ja“, aber gleichzeitig auch noch, dass es der letzte Dreck sei und ichs lieber nicht kaufen soll. Ich kaufs natürlich trotzdem.
Wir haben es dann durch eine Coladose geraucht, auf dem Dach von dem Hostel. War ganz nett, schon ein bisschen wie Koks, aber irgendwie nicht so richtig dolle. Im Nachhinein habe ich dann erfahren, dass das Paco war. Der Verschnitt, der bei der Produktion von Koks aus Koka entsteht. Wikipedia erklärt dazu: „Durch die toxischen Inhaltsstoffe in den Paco-Bröseln können nach dem Trip schmerzhafte Krampfzustände auftreten. Für die meisten ist dieser Schmerz nur mit einem neuen Trip zu unterdrücken, so dass viele Abhängige täglich einhundert bis dreihundert Mal konsumieren.“ Und: „Verhungern ist die häufigste Todesursache bei Pacokonsumenten.“ Na Juhu. Aber trotzdem, wohl wegen des Preises grade ein ganz großes Ding in Südamerika. (Klassische Achtung-Alles krass!-Berichterstattung in der Süddeutschen und im Focus)
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kommentare
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@Michael Schweiger
Ich nehme an, es geht hier zum einen darum, Licht ins Dunkel um die Substanz zu bringen. Immerhin wird am Ende des Artikels auch auf Berichte der Süddeutschen oder des Focus verwiesen. Aber ich habe den Artikel auch nicht geschrieben.
Mir fiel nur ihr Kommentar auf, denn ich mmoderierte ihn.
Meine Frage an Sie: Warum genau stellt sich die Autorin „auf eine Stufe mit Halbaffen“? Weil sie über eine Droge berichtet? Oder gefällt Ihnen die Sprache nicht?
Ich für meinen Teil kannte das Zeug nicht, und wenn es eh gerade durch die Medien geht, kann doch so ein Erfahrungsbericht nicht schaden, finde ich.
Zudem, ja, Sie kennen die Rubrik nicht, Sie heißt „Abgeschrieben“. Im besten Hegemann’schen Sinn sollen hier Drogengeschichten präsentiert werden. Lassen Sie Daisy Snow doch einfach noch ein paar Tage Zeit, um sich hier einzugewöhnen.
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Mit Verlaub, ich verstehe nicht, was das hier soll. Sicher, ich habe nicht den inhaltlichen Leitfaden für diese Rubrik verfasst, aber der Beitrag ist für mich nur schwerlich ins Schema zu bringen.
Der Informationsgehalt ist hier der bisher geringste, dafür die Angriffsfläche umso größer. Die Autorin stellt sich auf eine Stufe mit den Halbaffen, die stellvertretend für die anderen Personenschichten die verruchteren Winkel der internetbasierenden Informationsbereitstellung mit Tripberichten vollblasen, in denen sie sich irrwitzige Kombinationen oft auf – detailliert beschrieben – zweifelhafte Weise selbst hergestellter Substanzen reinpfeifen, um dann in selbstdarstellerischer Freude ihre kotzenden Nahtoderlebnisse der jubelnden Affenbande aufzukritzeln. Der einzige Beitrag, den sie so der Gesellschaft leisten, ist, Interessierte mit unbrauchbaren Informationen zu verwirren bzw. abzuschrecken und Gegnern eine endlose Reihe von Beispielen für die Verantwortungslosigkeit im Umgang mit Drogen zu geben, vor denen sie die Gesellschaft mittels Verfolgung und Repressalien schützen müssen. -
Als ich nach vielen Jahrzehnten vor ein paar Jahren wieder Europa und Deutschland besuchte, sprach ich mit einer aelteren Dame welche freiwillig im Empfang der Kulturhalle einer ostdeutschen Stadt wirkt. Sie sagte zu mir: „Meine Tochter ist Chefaerztin der Onkologie in einem Krankenhaus. Nach USA faehrt sie nur zum Medizinkongress, aber in ihren Ferien faehrt sie immer nach Buenos Aires in Argentinien wegen dem Tango!“ Aus Zufall hatte ich ein halbes Dutzend Tonbaender mit gebracht – und auch mit Tango, und ich gab ihr dieses Tonband. — Leider sind die meisten Deutschen welche Lateinamerika besuchen nicht von dieser Qualitaet – sondern das Gegenteil : Meist verdummte Spieserturisten die „schon alles wissen“ von Hollywoodfilmen und am Strand ihre deutschen Zeitschriften lesen. Und dann Elemente wie der Verfasser dieses „Aufsatzes“ – die Amis nennen sie „Euro trash“ – die Lateinamerikaner zucken nur die Schulter und nehmen sich noch nicht mal die Muehe nach einer Bezeichnung zu suchen. Ein Tangosaenger hat das schon alles vorausgesehen – der Moder des Gesindels, siehe youtube:“julio sosa cambalache“…
@Julia Seeliger
Möglicherweise war ich etwas ungnädig im Ton, möchte aber inhaltlich an meiner Aussage im wesentlichen festhalten.
Zunächst einmal, ich wäre hier nicht Abonnent, schon garnicht würde ich mich zu Wort melden, sobald ich die Qualität des Blogs gefährdet sähe, wenn ich was dagegen hätte, wenn Leute über Drogen berichten. Im Gegenteil, ich hatte mich sehr gefreut, den Blog vor einiger Zeit entdeckt zu haben, in dem sich mir unterschiedlichsten Beiträgen auch Autoren abwechseln, deren Bücher ich schon mit viel Freude gelesen habe.
Nichtsdestotrotz, ich fand es schade, an dieser Stelle einen Erfahrungsbericht zu lesen, der alle psychonautischen Safer-Use-Regeln über Bord wirft bzw. in ihr Gegenteil verkehrt, da versöhnt mich dann auch ein Wikipedia-Zitat und der verweis auf (andere) schlechte Berichterstattung zum Thema nur mäßig. Bis dato wurde hier nämlich mit guter Berichterstattung gegen schlechte angegangen.
Zudem, hier scheint ein kleiner Fehler aufgetreten zu sein. „Paco aus Argentinien“ ist wohl unabsichtlich nicht in „Abgeschrieben“ eingeordnet worden. Zugegeben, Berichte dieser Art können als Facette zur Drogenkultur auch hier bereichernd wirken, problematisch finde ich nur die „unverpackte“ Zurschaustellung zweifelhafter Verhaltensweisen im Blog, der sich der „Aufklärung über Drogen“ verschrieben hat und auch ein politisches Instrument sein möchte.
Um das auch nicht unerwähnt zu lassen: in „Weißes Pulver im Club gefunden“ ist es Daisy Snow in meinen Augen hervorragend gelungen, eine Alltagsszene mit einer sehr interessanten Aussage zu verknüpfen.