vonMathias Broeckers 19.08.2010

Drogerie

Aufklärung über Drogen – die legalen und illegalen Highs & Downs und die Politik, die damit gemacht wird.

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Nach dem von der Regierungskoalition verkündeten Reförmchen in Sachen Cannabis-Medizin, das  Schwerkranken und Strebenden einen leichteren Zugang zu THC-haltigen Medikamenten erleichtern soll, de facto aber an der mißlichen Lage nichts ändert, dass diese Medikamente für teures Geld erworben werden müssen, wird einmal mehr deutlich, dass die Prohibtion zwar niemanden vom Drogenkonsum abhält, dafür aber der Gesundheit insgesamt schadet. Dass selbst Kranken, die darauf angewiesen sind, der Anbau und Besitz von Hanf, der in jedem Garten oder Blumentopf wachsen könnte, in Deutschland immer noch verboten ist, also von Legalisierung der Cannabis-Medizin keine Rede sein kann – an diesem Skandal hat sich nichts geändert. Das natürliche Kraut, die Hanfblüten, bleiben weiterhin verboten, obwohl sie legal hergestellt kaum mehr kosten  als Kamillenblüten oder andere einfache Heilkräuter; der Zugang zu sehr teuren pharmazeutischen Produkten, die nichts anderes enthalten als den Hauptwirkstoff von Hanfblüten – Tetrahydrocannabinol (THC) – indessen wird  „erleichtert“.  De facto kann man sich  schon seit 1996 „Dronabinol“ (so der Markenname pharmazeutisch hergestellten THCs)  auf Betäubungsmittelrezept verschreiben lassen, wenn man für ein Fläschchen der Tropfen 200 EU bezahlen kann, denn nicht alle Krankenkassen übernehmen die Kosten dafür.  Das werden sie, dem Regierungswunsch entsprechend, vielleicht jetzt eher tun – sonst aber ändert dieses Hanf-Reförmchen nix. Doch es liefert einmal mehr ein wunderbares Beispiel dafür, dass Prohibtion immer auch Protektion nicht – nicht der Bevölkerung, sondern der Pharmaindustrie. Man wolle den Patienten eben standardisierte, sichere Medikamente bieten, tönt es aus den Lobbylautsprechern – und gegen diese Arbeit wackerer Pharamazeuten und Arzneimittelaufseher ist auch absolut nichts einzuwenden.  Morgen aber Möhren zu verbieten  und nur noch standardisiertes, sicheres Carotin zuzulassen  – noch der gierigste Pharmalobbyist würde zustimmen, das so etwas wohl ein bißchen zu weit ginge.  Doch nichts anderes aber geschieht mit dem Hanf. Da paßt die Nachricht, dass numehr ein Bakterium gezüchtet wurde, das THC auf biosynthetischem Weg herstellt. Inwieweit dieser Umweg  lohnend ist, bleibt abzuwarten – bis dahin überlassen wir die Biosynthese dann doch lieber den wunderbaren Hanfpflanzen…

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https://blogs.taz.de/drogerie/2010/08/19/prohibition_und_protektion/

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