vonHans Cousto 06.04.2013

Drogerie

Aufklärung über Drogen – die legalen und illegalen Highs & Downs und die Politik, die damit gemacht wird.

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Der Schildower Kreis ist ein Netzwerk von Experten aus Wissenschaft und Praxis. Der Schildower Kreis will auf die schädlichen Folgen der Drogenprohibition aufmerksam machen und legale Alternativen zur repressiven Drogenpolitik aufzeigen. Der Schildower Kreis fordert von den Verantwortlichen eine alternative Drogenpolitik und eine ideologiefreie und wissenschaftliche Überprüfung von Schaden und Nutzen der aktuellen Drogenpolitik. Die Forderungen wurden in einem Manifest niedergeschrieben.

Sprecher des Schildower Kreises ist der Bremer Professor für Strafrecht und Kriminologie Dipl.-Psych. Lorenz Böllinger. Unter seiner Federführung wurde eine Resolution deutscher Strafrechtsprofessorinnen und –professoren an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages verafsst, die von annähernd hundert Strafrechtsprofessoren unterschrieben wurde. Die Unterzeichnenden wollen den Gesetzgeber auf die unbeabsichtigten schädlichen Nebenwirkungen und Folgen der Kriminalisierung bestimmter Drogen aufmerksam machen. Sie wollen das Parlament anregen, bezüglich dieser Thematik seinem verfassungsrechtlichen Auftrag im Allgemeinen und den wissenschaftlich begründeten Prinzipien von Strafgesetzgebung und Kriminalpolitik im Besonderen durch die Einrichtung einer Enquête-Kommission Rechnung zu tragen.

In dem Video „über das Scheitern der Prohibition“ (4.654 Views) erklärt Lorenz Böllinger, warum er für eine Wende in der Drogenpolitik eintritt und die repressive Drogenpolitik und die Prohibition gescheitert sind. Böllinger ist Professor für Strafrecht und Kriminologie und seit 1982 als Hochschullehrer an der Universität Bremen tätig. Zuvor arbeitete er als Rechtsanwalt und Professor an den Fachhochschulen für Sozialarbeit in Dortmund und Frankfurt am Main. In Zweitqualifikation ist er auch Diplom-Psychologe und Psychoanalytiker. Seine Forschungsschwerpunkte befinden sich im Bereich der Sexual-, Gewalt- und Drogendelinquenz sowie der Rechtspsychologie und der Behandlung von Straftätern.

Prof. Dr. Sebastian Scheerer ist seit 1988 Professor für Kriminologie am Institut für Kriminologische Sozialforschung der Universität Hamburg und seit 1995 Vorsitzender der Gemeinsamen Kommision für das Aufbau- und Kontakstudium Kriminologie. Sebastian Scheerer ist der Ansicht, dass das Cannabisverbot gegen Artikel 1, 2 und 3 des Grundgesetzes verstößt. Dies erklärt er in anschaulicher Weise in dem Video „über die Verfassungswidrigkeit des Cannabisverbotes“ (7.823 Views). Auch Dr. Nicole Krumdiek hält das Cannabisverbot für verfassungswidrig, was sie in dem Video „zur Frage ob man wegen Cannabis vor dem Bundesverfassungsgericht klagen sollte“ (1.200 Views) und dem Video „beim Fachgespräch der LINKEN zur Drogenpolitik 2012“ (1.774 Views) kurz erläutert. Frau Dr. Krumdiek kam dabei zum Fazit, dass die bisherige Rechtspraxis vor allem beim Umgang mit Cannabis verfassungswidrig sei. So stünden dem angestrebten Hauptziel der Cannabisprohibition – dem Gesundheitsschutz der Bevölkerung – die vom Gesetzgeber gewählten Mittel entgegen. Hierbei komme es zu massiven Grundrechteeingriffen, unter anderem durch Haftstrafen. Andere europäische Länder wie beispielsweise Portugal haben indes bewiesen, dass die Abkehr von der repressiven Drogenpolitik den Gesundheitsschutz der Bevölkerung wesentlich verbessert habe und der befürchtete Anstieg des Drogenkonsums ausgeblieben ist. Sehr aufschlussreich ist auch das Video „Wie gefährlich ist Cannabis?“ (6.418 Views) von ihr, in dem sie klar auf die unlogischen Argumente der Verbotsbefürworter hinwies; u.a. sagte sie: „Der nicht kontrollierte THC Gehalt ist eine Folge des Verbots und kann deswegen nicht als Begründung für das Selbige genommen werden.“ Dr. Nicole Krumdiek wurde für ihre mit „Summa Cum Laude“ bewertete Doktorarbeit „Die national- und internationalrechtliche Grundlage der Cannabisprohibition in Deutschland“ (ISBN 3-8258-9543-2) mit dem Studienpreis der Universität Bremen ausgezeichnet.

Prof. Dr. jur. Stephan Quensel tritt ebenfalls für eine Wende in der Drogenpolitik ein, was er in dem Video „Gründe für eine Wende in der Drogenpolitik“ (3.550 Views) einleuchtend erläutert. Prof. Dr. jur. Stephan Quensel war Leiter des Bremer Instituts für Drogenforschung (BISDRO) und Inhaber des Lehrstuhls für Resozialisation und Rehabilitation im Studiengang Soziologie der Universität Bremen. Seine Arbeitsschwerpunkte waren soziale Kontrolle und abweichendes Verhalten in Theorie und Geschichte; insbesondere bezüglich Drogen und Strafanstalten.

Dr. Rainer Ullmann ist Hausarzt in Hamburg und behandelt seit 1990 Heroinabhängige mit Substitutionsmedikamenten. Er beschäftigt sich besonders mit der strafrechtlichen Verfolgung substituierender Ärzte. In dem Video „Warum das Drogenverbot ungesund ist!“ (5.173 Views) erklärt er, warum er die Drogenprohibition für gescheitert hält.

Dr. Bernd Werse ist verantwortlicher Mitarbeiter am Centre for Drug Research, einem sozialwissenschaftlichen Drittmittelforschungsbüro an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Er beschäftigt sich u.a. mit den Konsummotivationen legaler und illegaler Drogen, den Strukturen des Klein- und Kleinsthandels mit illegalen Substanzen und den sogenannten „neuen synthetischen Drogen“. In dem Interview „über Legal Highs und die Paradoxie des Drogenverbots“ (3.128 Views) spricht er über seine Forschung im Bereich Legal Highs und den sogenannten neuen synthetischen Drogen sowie dem damit verbundenen Paradoxon, dass der Staat mit dem Drogenverbot Menschen dazu treibt, von gut erforschten klassischen Drogen auf neue unerforschte Substanzen umzusteigen. Dieses lässt sich nur durch eine Legalisierung von Drogen vernünftigt lösen.

Auch Georg Wurth, Spiritus Rector des Deutschen Hanfverbandes (DHV), ist Mitglied des Schildower Kreises. Sein Beitrag „Vor- und Nachteile des Drogenverbotes“ (5.739 Views) ist auf jeden Fall sehr empfehlenswert. Georg Wurth leitet seit 2002 den DHV, die Interessenvertretung der Befürworter einer Cannabis-Legalisierung. Seit seiner Selbstanzeige 1996 wegen einer geringen Menge Cannabis befasst er sich intensiv mit Drogenpolitik. Vor seiner Zeit beim DHV war er vor allem innerhalb diverser Arbeitsgruppen der Grünen und der Grünen Jugend aktiv. Wurth ist gelernter Finanzbeamter und hat Steuerrecht studiert. Außerdem hat er als Fraktionsvorsitzender der Grünen im Remscheider Stadtrat umfangreiche kommunalpolitische Erfahrungen gesammelt.

Der Videokanal Schildower Kreis ist eine der besten Adressen für jene, die sich ernsthaft mit Drogenpolitik auseinandersetzen wollen. Ergänzend findet man auf dem Kanal Mitglieder des Schildower Kreises weitere Beiträge von Mitgliedern des Schildower Kreises. Wenn das Anschauen dieser Videos zum Pflichtprogramm aller Drogenbeauftragten auf kommunaler Ebene wie auch auf Landes- sowie Bundesebene gehören würde, hätten wir vermutlich eine weniger fundamentalistische Drogenpolitik in Deutschland, sondern eine Drogenpolitik, die mehr auf Vernunft basiert.

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https://blogs.taz.de/drogerie/2013/04/06/rauschkunde-in-bild-und-ton-%e2%80%93-teil-4-schildower-kreis/

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