vonHans Cousto 30.08.2013

Drogerie

Aufklärung über Drogen – die legalen und illegalen Highs & Downs und die Politik, die damit gemacht wird.

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Die Verwendung von LSD, Zauberpilzen und Kakteen wie Peyote und San Pedro, die den Wirkstoff Meskalin enthalten, erhöht nicht das Risiko einer Person psychische Probleme zu entwickeln. Der Forscher Teri Krebs und der klinische Psychologe Pål-Ørjan Johansen von der Abteilung für Neurowissenschaften der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie (NTNU) in Trondheim untersuchten die Daten aus einer nationalen Gesundheits-Umfrage in den USA aus den Jahren 2001-2004, um zu sehen, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen dem Konsum von Psychedelika und psychische gesundheitliche Probleme. In die Analyse wurden die Daten von 130.152 zufällig ausgewählter Personen, darunter 21.967 Menschen, die Erfahrungen mit Psychedelika gemacht hatten, einbezogen. Die Ergebnisse ihrer Studie veröffentlichten die Forscher unter dem Titel „Psychedelics and Mental Health: A Population Study“ am 19. August 2013 in der  Fachzeitschrift PLoS ONE. Die Vollversion des Artikels ist online frei verfügbar.

Die Autoren fanden keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen der Verwendung von psychedelischen Drogen und dem Auftreten von psychischen Problemen. Stattdessen fanden sie einige signifikante Zusammenhänge zwischen dem Gebrauch von Psychedelika und weniger psychischen Problemen. Die Forscher fanden heraus, dass der Konsum von Psilocybin oder Meskalin mindestens einmal im Leben und der Konsum von LSD im vergangenen Jahr mit signifikant niedrigen Raten von schweren psychischen Belastungen verbunden waren. Der Gebrauch von LSD mindestens einmal im Leben wurde ebenfalls signifikant mit einer niedrigen Rate der ambulanten Behandlung der psychischen Gesundheit und dem Gebrauch von verschreibungspflichtigen Psychopharmaka verbunden. „Klassische serotonerge Psychedelika sind nach aktuellem Forschungsstand nicht gefährlich für das Gehirn oder andere Organe, sie verursachen weder sozialen Rückzug, noch Abhängigkeit oder übermäßigen Konsum“, erklärt Krebs. „LSD und Psilocybin werden daher in der Regel von Experten für weniger schädlich gehalten als Alkohol, Zigaretten und andere verbreitete Freizeitdrogen.“ Und Johansen erklärt: „Alles hat ein gewisses Potenzial für negative Auswirkungen, aber der Gebrauch von Psychedelika stellt insgesamt ein sehr geringes Risiko für den Einzelnen und für die Gesellschaft dar.“ Und weiter erklärt er: „Psychedelika können vorübergehende Gefühle von Angst und Verwirrung hervorrufen, aber Unfälle mit schweren Verletzungen sind äußerst selten.

Der Hintergrund der Studie war die Annahme, dass die klassischen am serotonergen Sytem wirkenden Psychedelika LSD, Psilocybin, Meskalin nicht dafür bekannt sind, dass sie Hirnschäden verursachen und sie werden als nicht süchtig machend angesehen. Klinische Studien lassen vermuten, dass der Gebrauch von Psychedelika nicht zu langfristigen psychischen Problemen führt. Psychedelika werden in Amerika seit Tausenden von Jahren verwendet. Mehr als 30 Millionen Menschen leben derzeit in den USA,  die LSD, Psilocybin und Meskalin verwendet haben.

Ziel der Studie war es, den Zusammenhang zwischen dem Gebrauch von Psychedelika und dem aktuellen psychischen Gesundheitszustand in der erwachsenen Bevölkerung zu bewerten.

Zum Verfahren der Studie: Die Daten aus den Jahren 2001 bis 2004, die von der nationalen Umfrage zum Drogengebrauch und Gesundheit (National Survey on Drug Use and Health) erhoben wurden, stammten von 130.152 Befragten in den Vereinigten Staaten, die nach dem Zufallsprinzip ausgewählt wurden. Ausgewertet wurden Maßnahmen für die Erhaltung respektive Wiederherstellung der psychischen Gesundheit im vergangenen Jahr. Untersucht wurden schwerwiegende psychische Belastungen (K6-Skala), Behandlungen wegen psychischen Störungen (stationär, ambulant, Medikamentenabgabe), Symptome von acht psychiatrischen Erkrankungen (Panikattacken, depressive Episoden, Manie, soziale Phobie, allgemeine Angststörung, Agoraphobie, posttraumatische Belastungsstörung und nicht-affektive Psychose) und sieben spezifischen Symptome der nicht-affektiven Psychose. Berechnet wurden gewichtete Odds Ratios (Quotenverhältnisse) für eine Reihe von soziodemographischen Variablen, von den Konsummustern von illegalen Drogen, von Risikoverhalten sowie von der Belastung durch traumatische Ereignisse.

Ergebnisse der Studie: 21.967 der Befragten (13,4% gewichtet) berichteten vom Gebrauch psychedelischer Substanzen mindestens einmal im Leben. Es gab keine signifikante Zusammenhänge zwischen Lebenszeit-Prävalenz von Psychedelika, Verwendung von spezifischen Psychedelika (LSD, Psilocybin, Meskalin) oder des Gebrauchs von LSD im vergangenen Jahr und erhöhten Raten von psychischen Problemen. Vielmehr wird in mehreren Fällen der Gebrauch von Psychedelika mit niedrigeren Raten von psychischen Problemen verbunden. Zwar fanden Krebs und Johansen zunächst heraus, dass Gebraucher von Psychedelika eher psychisch erkrankten. Dabei sei es aber wichtig zu beachten, dass der durchschnittliche Gebraucher von Psychedelika sich nicht nur in seinem Konsummuster von den Menschen unterscheidet, die keine Psychedelika nehmen, sondern er unterscheidet sich auch durch eine ganze Reihe von Risikofaktoren für psychische Erkrankungen, die zuweilen der Grund für die Einnahme von Psychedelika sind. Er ist eben nicht selten durch schwierige Erfahrungen im Leben vorbelastet und psychotrop wirkenden Substanzen gegenüber weniger abgeneigt als die Durchschnittsbevölkerung.

Nachdem die Forscher die diversen Risikofaktoren und Vorbelastungen in ihre Untersuchung mit einbezogen hatten, zeigte es sich, dass die Psychedelika für sich kein zusätzliches Problem für das Wohlbefinden der menschlichen Psyche darstellen. Und so laute das Fazit der Studie: Der Gebrauch von Psychedelika ist kein unabhängiger Risikofaktor für psychische Probleme.

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https://blogs.taz.de/drogerie/2013/08/30/psychedelika-mindern-psychische-probleme/

aktuell auf taz.de

kommentare

  • Ich möchte hiermit anregen, dass die taz, sofern sie überhaupt noch über psychoaktive Substanzen, kontextuelle klinische Studien, etc. publizieren sollte, dann doch bitte die Leserkommentarfunktion schließt – denn derlei Lk.-Müll auf antikem Bildzeitungsniveau, wie derzeit (17) freigeschaltet, ist definitiv unerträglich.
    Es sollte realisiert worden sein, dass sich die, die zu derlei Themenkomplexen Sachkundiges, einer angemessenen Diskussion Anregendes beizutragen hätten, schon längst aus der taz verabschiedet haben und die Lk.-funktion bei diesen Themen eigentlich nur noch von Rednecks wahrgenommen wird – was einen groteskes Bild hinterläßt, das dann auch noch archiviert wird.

  • @Rainer B.

    Die „Katze“ waren Sie, stimmts?!

    Billig abgekupferte Geschichte, die so oder ähnlich schon vor, seit Jahrzehnten kolportiert wurde-n, werden – schenkte man derlei Gedöns Glauben, müsste jede-r Zweite auf LSD plötzlich obsessiv ’ne „Katze“ waschen wollen – warum eigentlich nie ’nen Hund oder den Singsing!?
    Stay cool, Rainy …. and read the german Duden.

  • ..und gibt es jetzt endlich eine Ausschreibung, wer denn bitte 8 Liter LSD für D herstellen könnte, da andere Schönfärbungen der Realität vor der BuTaWa keine Abhilfe mehr schufen?

  • @timocracy
    Bei der Geschichte mit der Katze war ich selbst nicht dabei. Ich hab es von der Mutter meines Bekannten erfahren, die mir damals auch das Ergebnis gezeigt hat. Die Sache liegt schon etliche Jahre zurück. Offensichtlich gibt es mittlerweile „selektives LSD“, dass einem nur positive Trips beschert und völlig nebenwirkungsfrei ist. Nehmen Sie das Zeug ruhig – sooft und soviel Sie nur können. Dümmer werden Sie davon auch nicht.

    Was diese Synapsen-Geschichte angeht, so habe ich unten bereits darauf hingewiesen, dass diese Behauptung nicht von mir, sondern von einem Rainer Baumgärtner ist. Lesen kann mitunter auch hilfreich sein.

  • @Rainer B.

    Könnten Sie Uns einmal das Ergebnis des Waschgangs zeigen? Und warum haben Sie der Katze dann nicht geholfen, obwohl Sie doch den Vorgang hier bezeugen?

    Apropos Festsetzung in den Synapsen: Depotwirkung ist in erster Linie kennzeichnend für synthetische Moleküle, da der menschliche Körper diese im Verlaufe der Evolution nicht kennenlernen musste. Solange man LSD nicht an synthetische Moleküle bindet, wird es trotz seiner Komplexität vergleichsweise schnell abgebaut.

    Bei Psychopharmaka ist das etwas ganz anders.

    Ich denke, da wäre doch mal eine Gehirnwäsche angebracht, oder?

  • Diese Behauptung ist von Rainer Baumgärtner – nicht von mir! Ob sie stimmt, oder nicht, kann ich nicht beurteilen.

  • @Petra

    Wenn man sich in der Psychiatrie so gut mit Drogen auskennt, warum kann man dort zur Herkunft der Neuroleptika so wenig bis gar nichts sagen, obwohl bis dahin jede neuentdeckte Substanz aus systematischer Forschung stammte?

    Haben Sie schon einmal den Umfang an Literatur zu Psychedelika und zu Neuroleptika verglichen? Umfangreich ist bei Neuroleptika allenfalls der Beipackzettel mit den „Nebenwirkungen“, und ich kenne keinen einzigen überzeugenden Beweis für eine antipsychotische Wirkung. Wenn man einem Menschen bis ins Sprachzentrum lähmt, kann er kaum Symptome äussern, doch ist das keinerlei Beweis für eine antipsychotische Wirkung.

    Ich erkenne in der Anwendung die systematische Zerstörung von elementaren Vertrauensverhältnissen, sozial-wirtschaftlichen und familiären Strukturen, Empathie, Zuneigung, Liebe, Respekt, Wahrhaftigkeit etc.etc.etc. zu Gunsten von gemeingefährlichen Machtmissbrauch.

    Naturvölker hatten über die Jahrtausende immer Kontakt zu Psychedelika, bis sich die Inquisition daran schickte, den Teufel hinein zu interpretieren. Manche Probleme entstehen erst in den Köpfen, davor kannte man sie nicht. Ich will jetzt nicht unbedingt den Teufel an die Wand malen, aber es ist doch offensichtlich, welcher Dealer da etwas zu verbergen hat?

  • Was die Autoren leider verschweigen: für Menschen mit einer biologischen Neigung zur Schizophrenieerkrankung kann nur ein Tripp bereits die Erkrankung auslösen.
    Ich arbeite in der Psychiatrie und wir haben regelmäßig Menschen mit einer drogeninduzierten Psychose, die nur bei manchen wieder reversiebel ist.
    Daher ist die generelle Verharmlosung in diesem Artikel einfach nur erschreckend.
    Und wie einer meiner Vorschreiber schon erwähnt hat: Journalisten sollten in ihrem Studium auch Statistikvorlesungen belegen! Korrelation und Kausalität passen nicht zusammen.
    Zusätzlich wäre es vielleicht gut, mal mit auf die Zeitung zu schauen, die keinen Impact-Faktor hat, denn dann stellt sich die Frage: warum hat keine renommierte Zeitung so einen Artikel angenommen?
    Ich möchte betonen, dass ich nicht grundsätzlich gegen Konsum dieser Drogen bin, aber wie bei jeder zentralnervös wirkender Substanz sollte man sich des Risikos wie auch des möglichen Gewinns bewusst sein. Eine reine Verteufelung, aber auch einen Persilschein, wie obiger Bericht, ist definitiv nicht hilfreich.

  • @Obi
    Horrortrips sind also eine Erfindung der Bild-Zeitung!? Sorry, das konnte ich nicht wissen – ich lese die Bild-Zeitung nicht. Das ist natürlich was anderes. Dann trete ich für die Freigabe/Einnahme auf Hochhausdächern und Brücken ein.

  • @Obi
    Das Problem ist doch, wie fast immer, nicht der Gebrauch, sondern der allgegenwärtie sofortige Missbrauch. Alkohol ist doch ein „wunderbares“ Beispiel. Oder Auto, Internet…. Was immer man nimmt.

    Gut angeleitet könnten all diese verteufelten Substanzen sehr, sehr hilfreich sein. Aber wer weiß das? Wer sucht ernsthaft und wirklich verantwortlich diese Anleitung? Albert Hofmann wurde ja nie wirklich gehört oder gar verstanden. Zumindest eben von nur sehr wenigen Menschen (in D).

    Den permanenten Missbrauch so ziemlich aller Rauschmittel sehe ich in Berlin jedes Wochenende. Und zwar ohne danach zu suchen.

    Eine Freigabe dieser kraftvollen Substanzen dürfte verheerende Wirkungen haben. „Uns“ fehlt einfach der Respekt. Das scheint mir eine der Wahrheiten unserer Zeit zu sein.

  • @Rainer B: …und ich habe kein Verständnis dafür, wenn man hier mit dämonisierendem unwissenschaftlichen Bullsh..t über einen offenbar ohnehin schon verrückten Bekannten, der nach dem Mißbrauch von LSD durchgedreht ist,verteufelt. Denn man weiß sehr wohl, wo die Reise hingeht, wenn LSD richtig dosiert und unter Beachtung von Set & Setting genommen wird – vor dem Verbot wurden über Jahrzehnte zig-Tausende therapeutischer Reisen durchgeführt, mit wohltuendem Ergebnis für die Klienten. Schau also bitte in die Literatur und verbreite kein Bild-Zeitungs-Gewäsch über Katzen in Waschmaschinen…

  • LSD macht vielleicht nicht verrückt, aber man muss schon verrückt sein, wenn man LSD nimmt. Ein Bekannter von mir hat so ca. 300 LSD-Trips hinter sich. Das lief schon häufiger ausser Kontrolle. So hat er einmal versucht, seine Katze an die moderne Technik zu gewöhnen, indem er sie in der Waschmaschine einen Waschgang durchlaufen ließ. Das Ergebnis war dementspechend. Ohne LSD hätte er das sicher niemals getan. Wer LSD nimmt handelt fahrlässig, denn man kann vorher nicht wissen, wohin die Reise geht und ob er jemals zurückkehrt. Ich habe deshalb kein Verständnis dafür, wenn man das hier pseudowissenschaftlich verharmlost.

  • FÜR NEBENWIRKUNGEN FRAGEN SIE IHRE TAZ ODER IHREN FLIESENLEGER

    Zumindest erwähnenswert wäre die Info, daß LSD sich in den Synapsen festsetzt, und wenn überhaupt, nur sehr langsam wieder abgebaut werden kann.
    Natürliche und synthetische Drogen in einen Topf zu werfen, könnte ein Hinweis darauf sein, daß es sich hier um eine pharmaindustrielle Studie handelt.

  • „Die Autoren fanden keinen ursächlichen Zusammenhang…“ Wann wird der Unterschied zwischen Kausalität und Korrelation endlich mal unter Journalisten verbreitet? (http://de.wikipedia.org/wiki/Korrelation) Dieses Studiendesign ist nicht geeignet um irgendeine Kausalität aufzudecken. Dafür wäre ein anderes Vorgehen notwendig, z.B.: Man gibt einer Gruppe von Menschen Drogen, der anderen nicht und guckt, ob es den Leuten, die die Drogen nehmen danach besser oder schlechter geht, als dem Rest. Das ist aber natürlich aus ethischen Gründen nicht unbedingt durchführbar. Aus der hier vorgestellten Studie könnte man genauso gut den Schluss ziehen: Menschen denen es besser geht nehmen häufiger psychodelische Drogen.

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