vonHans Cousto 14.02.2015

Drogerie

Aufklärung über Drogen – die legalen und illegalen Highs & Downs und die Politik, die damit gemacht wird.

Mehr über diesen Blog

Am 14. Februar 1995 räumte die Polizei endgültig die Zürcher Drogenhölle – die offene Fixerszene, die sich auf dem Gelände des stillgelegten Bahnhof Letten etabliert hatte. Zum zwanzigjährigen Jubiläum veröffentlicht der Tages-Anzeiger eine ausführliche Web-Doku über eine der größten sozialen Katastrophen der Schweiz. Die Web-Doku ist in mehrere Kapiteln aufgegliedert und mit einer ausführlichen Chronik und zahlreichen amtlichen Originaldokumenten ergänzt worden.

Zu Beginn der 90er Jahre war Zürich ein internationales Zentrum für heroinabhängige Fixer und andere polyvalente Drogengebraucher. Bis 1992 war der Park Platzspitz, auch the needle park genannt, in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs und des Landesmuseums der Treffpunkt der Fixer, bis dieser Park von der Polizei geräumt wurde. In der Folge entwickelte sich auf dem ehemaligen Bahnhof Letten Europas größte offene Drogenszene, die am 14. Februar 1995 ebenfalls von der Polizei geräumt und zerschlagen wurde. Bis dahin trafen sich im Bahnhof Letten täglich gut tausend Fixer, um dort ihren Stoff zu kaufen und auch gleich in die Venen zu spritzen. An Wochenenden kamen manchmal mehr als dreitausend Fixer aus der ganzen Schweiz und dem benachbarten Ausland.

Zu Beginn der neunziger Jahre war das Erscheinungsbild des öffentlichen Lebens im ganzen Zentrum von Zürich durch die Drogenszene geprägt. Nicht nur am Platzspitz und im Bahnhof Letten, sondern im ganzen Stadtzentrum wurden offenkundig Drogen feilgeboten, insbesondere auch Heroin und Kokain.

Die über Jahre hinweg bestehende offene Drogenszene hatte jedoch – wider Erwarten – keinen Einfluss auf die Probierbereitschaft und den Konsumbedarf von Heroin und Kokain bei Schülern. Befragungen von 14- bis 16jährigen Schülern in den Jahren 1986 und 1994 zeigten, dass zwar der Anteil der Schüler mit Konsumerfahrung bezüglich Cannabis in der deutschsprachigen Schweiz von 11,7% im Jahr 1986 auf 18,8% im Jahr 1994 um 7,1% markant angestiegen ist, bezüglich Heroin jedoch nur von 0,6% im Jahr 1986 auf 0,7% im Jahr 1994 um 0,1% minimal zugenommen hat. Bei Kokain konnte über diesen Zeitraum sogar eine Abnahme von 1,3% auf 0,9% registriert werden (-0,4%).

Seit der Räumung des Bahnhofs Letten am 14. Februar 1995 gibt es in Zürich keine offene (das heißt für Außenstehende sichtbare) Drogenszene mehr.

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/drogerie/2015/02/14/the-needle-trauma/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert