Die Hanfparade ist die größte Demonstration für die Legalisierung von Cannabis als Rohstoff, Medizin und Genussmittel in Deutschland. Sie findet seit 1997 jährlich in Berlin statt. Die nächste Hanfparade wird am Samstag, den 8. August 2015, in Berlin stattfinden. Die Hanfparade soll dazu animieren, Ideen zu entwickeln, wie die Legalisierung von psychotrop wirkenden Hanfprodukten vorangetrieben werden kann und wie die Bürokratie beim Anbau von Industriehanf verringert werden kann. Die Organisatoren der Hanfparade kämpfen dafür, dass die Menschen in Deutschland Hanf bald ohne Strafverfolgung als Rohstoff, Medizin und Genussmittel nutzen können.
Schadensminderung fördern
Der Hanf produziert verschiedene Cannabinoide mit sehr unterschiedlichen Wirkungen. Bekannt ist vor allem der Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC), der für das „High“ nach dem Kiffen verantwortlich ist. In letzter Zeit rückte auch der Wirkstoff Cannabidiol (CBD) zunehmend in den Fokus der Aufmerksamkeit. CBD hat eine protektive Wirkung und ist vor allem für das entspannte Befinden nach dem Kiffen verantwortlich.
Gute traditionelle Haschischsorten enthalten etwa doppelt soviel THC wie CBD. Hingegen enthalten viele neu gezüchtete Grassorten einen hohen THC-Gehalt und einen sehr niedrigen CBD-Gehalt. Beim Kiffen dieser Grassorten fehlt somit die protektive Wirkung des CBD und das Risiko, psychotische Phasen zu erleben ist erhöht im Vergleich zu den klassischen Haschischsorten.
Inzwischen haben dies auch die Züchter registriert und es gibt durchaus auch neue Züchtungen mit einem höheren CBD-Gehalt. Diese Sorten sind jedoch noch eher selten im Angebot auf dem Schwarzmarkt. Im Medizinalmarkt sind sie jedoch fester Bestandteil des Angebots – dort sind auf den Verpackungen auch genaue Angaben zu den Anteilen der Cannabinoiden, die im Produkt enthalten sind, zu finden.
Nur wer eine genaue Kenntnis hat, was in dem Produkt (Gras oder Haschisch) enthalten ist, kann für sich ein vernünftiges Risikomanagement betreiben. Da eine korrekte Etikettierung nur in einem legalen Markt flächendeckend gewährleistet werden kann, dient eine Legalisierung von psychotrop wirkenden Cannabisprodukten der Schadensminderung. Im Drogenfachgeschäft könnte der Kunde die Ware nach den Angaben auf der Verpackung aussuchen, genauso wie man heute im Supermarkt auf vielen Verpackungen lesen kann, wie viele Kalorien oder wie viel Fett und ungesättigte Fettsäuren im Produkt enthalten sind.
Gefahrenabwehr stärken
Da einige Kiffer sich lieber ausschließlich im legalen Rahmen bewegen wollen, rauchen sie statt natürliche Cannabisprodukte neuartige Räuchermischungen, die als„Legal Highs“ angeboten werden und die oft noch nicht verbotene synthetische Cannabinoide enthalten. Die meisten synthetischen Cannabinoide haben eine vier- bis achtfach stärkere Wirkung als Cannabis, einzelne entfalten jedoch eine mehr als hundertfach stärkere Wirkung. So kam es nach dem Konsum dieser Räuchermischungen vermehrt zu Überdosierungen und damit verbunden zu erheblichen unangenehmen Nebenwirkungen. Beispielsweise mussten im US-Bundesstaat Colorado im Zeitraum vom 24. August bis zum 19. September 2013 insgesamt 76 Personen mit Intoxikation eines synthetischen Cannabinoids in die Notaufnahmen von Krankenhäusern eingeliefert werden, weil sie Räuchermischungen konsumiert hatten, die unter den Namen „Black Mamba“ und „Crazy Clown“ angeboten wurden. Sieben Patienten mussten sogar auf den Intensivstationen aufgenommen werden. Die Räuchermischungen enthielten das synthetische Cannabinoid ADB-PINACA.
In diesem Jahr meldeten die US-Giftkontrollzentren im Januar 359 Fälle einer von synthetischen Cannabinoiden hervorgerufenen Erkrankung, im Februar wurden 273 Fälle registriert, im März 269 und im April schoss die Zahl plötzlich auf knapp über 1500 in die Höhe. Im Bundesstaat Alabama mussten im Zeitraum vom 15. März bis zum 4. Mai 2015 insgesamt 196 Patienten nach dem Konsum von synthetischen Cannabinoiden in Krankenhäuser behandelt werden. Fünf dieser Patienten sind gestorben. Für die hohe Zahl der Intoxikationen wird hauptsächlich das synthetische Cannabinoid MAB-CHMINACA, auch ADB-CHMINACA genannt, verantwortlich gemacht.
In Polen haben sich im Zeitraum vom 1. bis 14. Juli 2015 hunderte von Menschen durch eine Droge mit dem Namen „Mocarz“ vergiftet. Wie die Gesundheitsbehörden in Oberschlesien mitteilten, mussten in diesem Zeitraum dort 364 Personen in Krankenhäuser behandelt werden, weil sie die Kräutermischung mit synthetischen Cannabinoiden namens „Mocarz“ geraucht hatten.
Synthetische Cannabinoide sind vor allem deshalb im Umlauf, weil der Anbau und Verkauf von natürlichem Cannabis an den meisten Orten der Welt verboten ist. Die Prohibition verstärkt gesundheitsschädliche Konsumformen. Deshalb dient eine Legalisierung von natürlichem Cannabis der Gefahrenabwehr.
Die Hanfparade
Startpunkt ist der Washingtonplatz beim Hauptbahnhof. Mit der Auftaktkundgebung, die um 13:00 Uhr beginnen wird, soll gezeigt werden, wie nützlich Hanf sein könnte, wenn es kein bürokratisches Erlaubnisverfahren gäbe. Gefordert wird unter anderem eine freie Samenwahl auch für CannabisbäuerInnen!
Mit den Zwischenkundgebungen vor dem Bundesministerium für Gesundheit um 15:00 Uhr und vor dem Berliner Dom beim Lustgarten um 16:00 Uhr soll daran erinnert werden, dass Patienten immer noch nur in Ausnahmefällen Hanf nutzen dürfen. Gefordert wird eine unbürokratische und kostenfreie Cannabismedizin für alle, die sie benötigen. Zudem wird darauf Aufmerksam gemacht, dass die schlimmste Nebenwirkung des Freizeitkonsum von Haschisch und Marihuana die Strafverfolgung ist.
Die große Abschlusskundgebung der Hanfparade 2015 vor dem Brandenburger Tor, die um 17:00 Uhr beginnen wird, bietet Livemusik und Reden auf der Dinafem-Bühne und der Sensi Seeds-Bühne, ein Nutzhanfareal, das Sensi Seeds-Forum für Hanfmedizin sowie viele Infostände und Mitmachangebote. Das Programm bietet bewusst außer Reden, in denen politische Botschaften zur Meinungsbildung verkündet werden, auch Musik an – dies jedoch nicht nur zur Unterhaltung. Etliche Texte der auftretenden Bands enthalten wesentlichen Botschaften im Sinne der Ziele der Hanfparade: Die Legalisierung von Hanf als Rohstoff, Medizin und Genussmittel.
@Irgendwer: Nächstes Mal mehr CBD.