In den USA war bis Anfang November in der Hälfte der Bundesstaaten Cannabis als Medizin zugelassen. Am 8. November 2016 wurde in vier weiteren Bundesstaaten für die Legalisierung von Cannabis als Medizin votiert: Arkansas (53,1% Ja-Stimmen), Florida (71,3% Ja-Stimmen), Montana (57,9% Ja-Stimmen) und North Dakota (63,8% Ja-Stimmen).
Cannabis als Medizin reduziert Medikamentenverbrauch
In Bundesstaaten ohne legale Abgabestellen für medizinisches Cannabis (medical marijuana dispensaries) werden deutlich mehr Mittel gegen Schlafstörungen, Psychosen, Angstzustände, Übelkeit, Schmerzen, Depressionen und Krampfanfällen verschrieben, als in Bundesstaaten, in denen es solche Abgabestellen gibt. Dies geht aus der Studie von Ashley C. Bradford and W. David Bradford hervor, die unter dem Titel Medical Marijuana Laws Reduce Prescription Medication Use In Medicare Part D im Juli 2016 im Journal HealthAffairs publiziert wurde.
Abbildung 1 zeigt die Anzahl der täglichen Dosierungen, die von Ärzten in den USA pro Jahr verschrieben werden in den Bundesstaaten mit und den Bundesstaaten ohne Zulassung von Cannabis als Medizin. Datenquelle: Ashley C. Bradford and W. David Bradford: Medical Marijuana Laws Reduce Prescription Medication Use In Medicare Part D.
In Bundesstaaten, in denen Cannabis als Medizin zugelassen ist, verschreiben Ärzte pro Jahr im Schnitt 28.166 Tagesdosierungen an Schmerzmitteln, in den Bundesstaaten, in denen Cannabis als Medizin nicht zugelassen ist, sind es hingegen 31.810, das sind 3.644 respektive 12,9% mehr Verschreibungen. Ähnlich verhält es sich bei Verschreibungen gegen Schlafstörungen, Psychosen, Angstzustände, Übelkeit, Depressionen und Krampfanfällen. Einzig beim Glaukom (grüner Star), was hier auch abgefragt wurde, wurden in Staaten mit Cannabisabgabestellen mehr Verschreibungen (2,5%) registriert als in Staaten ohne Zulassung von Cannabis als Medizin.
Abbildung 2 zeigt den Unterschied von täglichen Dosierungen, die von Ärzten in den USA jährlich verschrieben werden, im Vergleich der Bundesstaaten ohne Zulassung von Cannabis als Medizin zu Bundesstaaten mit einer solchen Zulassung in Prozent. Datenquelle: Siehe Abb. 1.
Verschreibungen gegen Spastiken liegen in den Bundesstaaten ohne Zulassung von Cannabis als Medizin um ein Viertel (+25,7%) höher als in Bundesstaaten mit einer Zulassung von Cannabis als Medizin. Höhere Verschreibungszahlen in den Bundesstaaten ohne Zulassung von Cannabis als Medizin wurden auch bei den folgenden Indikationen festgestellt: Muskelkrämpfe (+17,1%), Depressionen (+15,4%), Schmerzen (+12,9%), Übelkeit (+11,3%), Angstzustände (+10,9%), Psychosen (10,9%) und Schlafstörungen (+8,7%). Nur beim Glaukom wurde in diesen Staaten weniger Verschreibungen (-2,5%) registriert.
Cannabis als Medizin reduziert Opioidüberdosierungen
In Bundesstaaten, in denen Cannabis als Medizin zugelassen ist, liegt die Prävalenz von Todesfällen durch Überdosierungen mit ärztlich verschriebenen Opioiden (Schmerzmittel) durchschnittlich um ein Viertel niedriger als in Bundesstaaten, in denen Cannabis als Medizin nicht verfügbar ist. In ihrer Studie Medical Cannabis Laws and Opioid Analgesic Overdose Mortality in the United States, 1999-2010 stellten Marcus A. Bachhuber (Center for Health Equity Research and Promotion, Philadelphia Veterans Affairs Medical Center) und Kollegen fest, dass die Todesrate durch solche Überdosierungen im ersten Jahr nach der Legalisierung von Cannabis als Medizin um 20 Prozent geringer war, als in Bundesstaaten, in denen Cannabis als Medizin nicht verfügbar ist. Drei Jahre nach der Einführung von Cannabis als Medizin lag die Rate um 24 Prozent niedriger und sechs Jahre danach sogar um 33 Prozent niedriger. Medizinisches Cannabis hat in den USA schon Tausenden von Menschen das Leben gerettet.
Ein Blick in die absoluten Zahlen betreffend Todesfälle aufgrund von Überdosierungen mit Opioiden in den USA vermittelt einen Eindruck, für wie viele Menschen die Zulassung von Cannabis als Medizin segensreich ist. Gemäß dem US-Amerikanischen Center for Disease Control and Prevention starben in den USA von 1999 bis 2014 mehr als 165.000 Menschen aufgrund von Überdosierungen mit ärztlich verschriebenen Opioiden. Allein im Jahr 2014 waren es mehr als 14.000.
Pharmabranche mobilisiert gegen Cannabis als Medizin
In Bundesstaaten mit legalen Abgabestellen für medizinisches Cannabis werden, wie bereits hier dargestellt, deutlich weniger Opioide als Schmerzmittel verschrieben, als in Bundesstaaten, in denen es keine solche Abgabestellen gibt. Dies ist von Vorteil für den Gesundheitsschutz und mindert die Behandlungskosten. Für die Aktionäre der Pharmaunternehmen, die Opioide herstellen, stellt diese Tatsache ein Problem dar, da die Rendite bei diesen Gegebenheiten kleiner wird. So ist es nicht verwunderlich, dass diese Unternehmen nicht nur zu den größten Sponsoren der Gegner von Initiativen für medizinisches Cannabis gehören, sondern auch Behörden und Medien in ihrem Sinne beeinflussen. So schreibt Lee Fang in dem Artikel Leading Anti-Marijuana Academics Are Paid By Painkiller Drug Companies, dass zahlreiche Forscher und Professoren, die vor der Legalisierung von Cannabis als Arzneimittel warnen, auf der Gehaltsliste von Unternehmen wie Purdue Pharma (Hersteller von OxyContin), Reckitt Benckiser (Hersteller von Nurofen), Alkermes (Hersteller von Zohydro), GlaxoSmithKline und Pfizer stehen.
Interessante Info, also die Pharmabranche verliert gut 10% Umsatz bei mehreren starken Produktgruppen, wenn Cannabis als Medizin eingesetzt wird. Ja logisch, dass der Pharma das gar nicht gefällt. Die sind auf dauerhafte Umsatzsteigerung ausgerichtet. -10% ist heftig. Wer sich für Hobbybotanik interessiert: https://www.urbanchili.eu/