vonHans Cousto 08.01.2018

Drogerie

Aufklärung über Drogen – die legalen und illegalen Highs & Downs und die Politik, die damit gemacht wird.

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Die Reinheit von Kokain im Zeitvergleich

Im Straßenhandel zeigt sich in den letzten Jahren eine signifikante Erhöhung des Wirkstoffgehaltes von Kokain. Vor zwei Jahrzehnten pendelte der Wirkstoffgehalt von im Kleinhandel angebotenen Kokain in Deutschland gemäß Jahresberichte der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) zwischen 40 % und 50 %. Nach der Jahrtausendwende sank der Wirkstoffgehalt bis zum Jahr 2006. Kokain kam damals mit einem Wirkstoffgehalt von durchschnittlich 24,6 % in den Handel. Seit dem hat sich der Wirkstoffgehalt mehr als verdreifacht und lag im Jahr 2016 bei durchschnittlich 74,1 %. Die Daten für das Jahr 2016 wurden am 14. Dezember 2017 veröffentlicht.

In der Schweiz lag im Jahr 2016 der Wirkstoffgehalt von Kokain gemäß Drug-Checking-Programm von Saferparty in Zürich bei durchschnittlich 76,7 %. Für die Schweiz stellte dieser Wert im Zeitvergleich ein Rekord dar, wie in dem Beitrag Drogen: Mehr Stoff für weniger Geld in diesem Blog aufgezeigt wird. In der ersten Jahreshälfte 2017 wurde ein weiter Rekord festgestellt. Der Wirkstoffgehalt lag gemäß Auswertung von Saferparty in diesem Zeitraum bereits bei 80,8 %. Da die Entwicklung bezüglich der Wirkstoffgehalte von Kokain in Deutschland ähnlich verläuft wie in der Schweiz, kann davon ausgegangen werden, dass auch in Deutschland Kokain im Straßenhandel im Jahr 2017 im Schnitt einen höheren Wirkstoffgehalt hatte als im Jahr 2016. Kokainkonsumenten sollten deshalb beachten, dass zum Ziehen gelegte Linien in der altgewohnten Größe heute oft eine wesentlich stärkere Wirkung nach dem Konsum entfalten, als dies noch vor ein paar Jahren der Fall war – anders ausgedrückt, das Risiko beim Konsum von Kokain eine Überdosierung mit unangenehmen Nebenwirkungen zu erwischen ist größer geworden.

Grafik 1 zeigt eine Übersicht über die Entwicklung der Wirkstoffgehalte für Kokain als Zeitreihe von 1996 bis 2016. Datenquelle: DBDD: Jahresberichte, Drogenmärkte und Kriminalität.
Übersicht über die Entwicklung der Wirkstoffgehalte für Kokain in Deutschland als Zeitreihe von 1996 bis 2016

Grafik 1 zeigt eine Übersicht über die Entwicklung der Wirkstoffgehalte für Kokain  als Zeitreihe von 1996 bis 2016. Datenquelle: DBDD: Jahresberichte, Drogenmärkte und Kriminalität.

Preisentwicklung von Kokain im Straßenhandel

Im letzten Jahrzehnt sind die Preise pro Gramm Kokain in Deutschland im Straßenhandel um etwa 25 % gestiegen. In der folgenden Grafik sind die Preise für Kokain als Zeitreihe von 2003 bis 2016 dargestellt. In diesem Zeitraum betrug die Teuerung (Inflationsrate) insgesamt etwa 20 %. Der Kleinhandelspreis für Kokain in Straßenhandelsqualität stieg somit etwas stärker als die allgemeine Teuerung.

Grafik 2 zeigt eine Übersicht über die Entwicklung der Preise pro Gramm für Kokain in Straßenhandelsqualität als Zeitreihe von 2003 bis 2016. Datenquelle: DBDD: Jahresberichte, Drogenmärkte und Kriminalität.
Kokainpreise im Straßenhandel in Deutschland – Zeitreihe der Preise in Euro pro Gramm von 2003 bis 2016

Grafik 2 zeigt eine Übersicht über die Entwicklung der Preise pro Gramm für Kokain in Straßenhandelsqualität als Zeitreihe von 2003 bis 2016. Datenquelle: DBDD: Jahresberichte, Drogenmärkte und Kriminalität.

Da das Kokain im Straßenhandel heute mehr Wirkstoff enthält als in den vergangenen Jahren, erhält man heute im Straßenhandel mehr Kokain und weniger Streckmittel für sein Geld. Deshalb ist es von Interesse, wie viel man eigentlich für den eigentlichen Wirkstoff Kokain bezahlt. Hier zeigt es sich, dass man heute mehr Stoff für weniger Geld erhält.

Grafik 3 zeigt eine Übersicht über die Entwicklung der Preise pro Gramm für den eigentlichen Wirkstoff Kokain (ohne die beigefügten Streckmittel) als Zeitreihe von 2003 bis 2016. Datenquelle: DBDD: Jahresberichte, Drogenmärkte und Kriminalität.
Kokainpreise bezogen auf den effektiven Wirkstoffgehalt – Zeitreihe von 2003 bis 2016 für Deutschland in Euro pro Gramm

Grafik 3 zeigt eine Übersicht über die Entwicklung der Preise pro Gramm für den eigentlichen Wirkstoff Kokain (ohne die beigefügten Streckmittel) als Zeitreihe von 2003 bis 2016. Datenquelle: DBDD: Jahresberichte, Drogenmärkte und Kriminalität.

Im Vergleich zum Jahr 2003 zahlte man beim Straßenhändler im Jahr 2016 durchschnittlich etwa 45 % weniger für ein Gramm Wirkstoff Kokain. De facto ist Kokain also in den letzten Jahren deutlich billiger geworden. Der Preis für eine Fahrkarte für Bus und Bahn zum Drogenhändler ist hingegen in der Zwischenzeit in Berlin um 33,3 % teurer geworden. Das Ticket kostete im Jahr 2003 nur 2,10 Euro, heute bezahlt man dafür 2,80 Euro.

Safer Sniffing

Was nur wenige wissen: Auch das Teilen von Sniff-Utensilien wie Röhrchen oder Banknoten kann gefährlich sein. Schon kleine Verletzungen in der Nasenschleimhaut, welche gerade beim Sniffen durch scharfkantige Röhrchen entstehen können, genügen, um sich beispielsweise mit dem Hepatitis-Virus oder Herpes zu infizieren. Deshalb: Kein gemeinsames Benutzen von Röhrchen oder Banknoten beim Sniffen!

Weitere Safer-Use-Hinweise siehe: Fachinformation: Kokain

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https://blogs.taz.de/drogerie/2018/01/08/wenn-koksnasen-frohlocken/

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