Zum siebten Mal wurden 2017 in Dutzenden von europäischen Städten Abwasserproben auf Spuren von Drogen analysiert. Aufgrund der im Abwasser gefundenen Stoffwechselprodukte von Medikamenten und anderen psychotrop wirkenden Substanzen lassen sich Rückschlüsse auf konsumierte Mengen schließen.
Hochburgen der Koksnasen
Unter dem Titel „Wastewater analysis and drugs – a European multi-city study“ hat die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht in Lissabon Ergebnisse von Abwasseruntersuchungen aus Dutzenden von europäischen Städten zusammengestellt. Gemäß diesen Untersuchungen leben die meisten Koksnasen in London und Bristol sowie in Städten in Belgien, Holland, Spanien und der Schweiz. Die Abwasserproben wurden sowohl an Werktagen als auch an Wochenenden untersucht.
Bezüglich des Konsums von Kokain an Werktagen war London in diesem Ranking im Jahr 2016 mit 790,5 mg Kokain pro 1000 Einwohner auf den ersten Platz gelandet. An Wochenenden lag London mit 999,3 mg pro 1000 Einwohner auf Platz 2 nach Antwerpen. In London fürchtete man wohl um den guten Ruf der Stadt und verzichtete im Jahr 2017 auf weitere Messungen. So fehlt London in den folgenden Übersichten, die sich auf die Messungen im letzten Jahr beziehen, obwohl London sicherlich immer noch zu den Hochburgen des Kokainkonsums zählt.
Höherer Reinheitsgehalt von Kokain
In der Schweiz beispielsweise lag im Jahr 2016 der Wirkstoffgehalt von Kokain gemäß Drug-Checking-Programm von Saferparty in Zürich bei durchschnittlich 76,7 %. Für die Schweiz stellte dieser Wert im Zeitvergleich ein Rekord dar, wie in dem Beitrag Drogen: Mehr Stoff für weniger Geld in diesem Blog aufgezeigt wird. In der ersten Jahreshälfte 2017 wurde ein weiter Rekord festgestellt. Der Wirkstoffgehalt lag gemäß Auswertung von Saferparty in diesem Zeitraum bereits bei 80,8 %. Dies entspricht einer Zunahme von etwa 13 Prozent im Vergleich zu 2015, wo der durchschnittliche Wirkstoffgehalt bei 71,7 Prozent lag.
Höherer Konsum
Die Menge des konsumierten Kokains stieg in der Schweiz (wie auch in Spanien und einigen anderen Ländern) stärker an als es aufgrund der höheren Reinheit zu vermuten gewesen wäre. So stieg die Menge des konsumierten Kokains in Relation zur Bevölkerung von 2015 bis 2017 in Zürich um knapp 30 Prozent an, in St. Gallen sogar um mehr als 80 Prozent, in Genf und Bern um mehr als 60 Prozent und in Basel um 50 Prozent.
Wochenendkonsum versus Werktagskonsum
In Städten mit einem großen Partyangebot an den Wochenenden ist der Konsum von Kokain an den Wochenenden größer als an gewöhnlichen Werktagen. Die folgende Grafik zeigt die Mengen des konsumierten Kokains pro 1000 Einwohner in ausgewählten Städten in Europa.
In den Partyszenen von Zürich und Barcelona wird am meisten Kokain konsumiert. In Berlin spielt Kokain in der Partyszene bei weitem nicht so eine große Rolle wie in Zürich und Barcelona. Bemerkenswert ist hierbei auch, dass in Berlin an Wochenenden nicht viel mehr konsumiert wird als an Werktagen. Dies lässt den Schluss zu, dass in Berlin vor allem Dauerkonsumenten leben, die Kokain in ihrem Berufsalltag nutzen, in Zürich und Barcelona hingegen sehr viele Gelegenheitskonsumenten leben, die nur an Wochenenden konsumieren.
In Dortmund lag letztes Jahr beispielsweise der Konsum an Wochenendtagen um 24 Prozent höher als an Werktagen. Im Jahr 2014 wurde in Dortmund an Werktagen (267,4 mg pro 1000 Einwohner) mehr als an den Samstagen und Sonntagen (225,2 mg Kokain pro 1000 Einwohner) konsumiert. An Werktagen war der Konsum seinerzeit in Dortmund um etwa einen Fünftel größer als an Samstagen und Sonntagen. Das heißt, Kokain wurde seinerzeit noch mehr in Kontext des Berufs- und Geschäftsleben konsumiert. Im Kontext des Partylebens stieg der Kokainkonsum in Dortmund erst später in relevanter Größe an.
Die Stadt Boom ist eine Kleinstadt in Belgien mit etwa 18.000 Einwohner und liegt zwischen Brüssel und Antwerpen. In Boom kann man sehr schön Feiern gehen und in Boom finden international bekannte Festivals wie das Tomorrowland oder das Ubuntu Festival statt.
Vergl. hierzu in diesem Blog
[08.01.2018] Wenn Koksnasen frohlocken