Im Mai, wenn die Nächte nicht mehr so kalt sind, beginnt die Zeit für Partys unter freiem Himmel. Dabei wollen viele Menschen ihre Eindrücke mittels Partydrogen verstärken und so werden auf den Partys Pillen, Pappen, Pulver und Tropfen mit psychotrop wirkenden Substanzen eingenommen. Dies gilt sowohl für Privatpartys im Freundeskreis wie auch für große Festivals. Dabei ist jedoch Vorsicht geboten, da der Reinheitsgehalt der am häufigsten konsumierten Partydrogen in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist.
In der Schweiz werden Partydrogen laufend im Rahmen von Drug-Checking-Programmen analysiert und in der Folge wird jede Woche am Freitag via Newsletter und im Internet vor hoch- oder extrem hochdosierten Pillen und sehr reinen Pulver gewarnt. Im Frühling werden dann die Statistiken zum Vorjahr mit Zeitreihen zur Veranschaulichung langfristiger Veränderungen veröffentlicht. In Deutschland gibt es keine solche Programme und die Analysen des Bundeskriminalamtes werden zumeist erst im Dezember des Folgejahres der Analysen bekannt gegeben.
Vor zehn Jahren nur halb soviel Wirkstoff
Im Jahr 2008 enthielten in der Schweiz Ecstasypillen im Schnitt 73,5 mg MDMA-HCL (3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin-Hydrochlorid). Im letzten Jahr waren es 159,2 mg. Dies entspricht einer Zunahme des Wirkstoffgehaltes um 117 Prozent. Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung in den letzten Jahren.
Mehr als drei Viertel (77,0%) der 2017 in der Schweiz analysierten Ecstasy-Tabletten enthielten über 120 mg MDMA-HCl. Seit 2011 wurden vermehrt extrem hoch dosierte Tabletten (>160 mg MDMA) getestet. Über 120 mg MDMA-HCl können zu viel sein, da Nebenwirkungen wie Kiefermahlen, Augen- und Nervenzucken, bis hin zu Krampfanfällen verstärkt auftreten können. Vergleiche hierzu: Extrem hoch dosierte Ecstasy-Pillen im Umlauf.
Deutlich weniger Streckmittel
Im Jahr 2009 enthielten in der Schweiz 62,3 Prozent der analysierten Proben Streckmittel, im letzten Jahr waren es nur noch 13,8 Prozent, wobei eine deutliche Veränderung bei den Streckmitteln zu beobachten ist. Im Jahr 2009 enthielten über 40 Prozent der Proben das Streckmittel m-CPP (meta-Chlorphenylpiperazin); seit 2015 ist dieser Wirkstoff nahezu vollständig vom Markt verschwunden. Die häufigsten Fremdstoffe, die im letzten Jahr in als Ecstasy deklarierten Proben gefunden wurden waren 2C-B (4-Brom-2,5-dimethoxyphenylethylamin) und Coffein.
Analoger Trend in Deutschland
Auch in Deutschland hat der Wirkstoffgehalt in Ecstasy-Tabletten in den letzten Jahren zugenommen. Im Jahr 2006 enthielten in Deutschland die untersuchten Proben im Schnitt 57 mg MDMA-HCL. Im Jahr 2016 waren es 137 mg. Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung in Deutschland seit 1995.
Speed: Bessere Qualität in der Schweiz
Das beste Jahr für Liebhaber von Amphetamin (umgangssprachlich Speed genannt) in Deutschland war das Jahr 2015. Der Wirkstoffgehalt war 2015 höher als in den 20 Jahren zuvor und lag bei durchschnittlich 14,6 Prozent. Im Jahr 2016 fiel der Wirkstoffanteil wieder auf durchschnittlich 13,8 Prozent. In der Schweiz sind die Liebhaber von Amphetamin besser dran: Der Wirkstoffgehalt lag letztes Jahr bei 51 Prozent. Deutsche, die in die Schweiz reisen und sich dort Amphetamin besorgen, sollten dort dann auf jeden Fall kleinere Portionen konsumieren als gewohnt, um Überdosierungen zu vermeiden.
Drug-Checking
Drug-Checking ist eine Interventionsstrategie zur Erhaltung der Gesundheit, da die genaue Kenntnis von Dosierung und Wirkstoffzusammensetzung einer Droge den potentiellen Gebrauchern derselben das objektiv bestehende Gefahrenpotential vergegenwärtigt und somit eine klare Grundlage für die subjektive Risikoabschätzung vor der eventuellen Einnahme schafft. Drug-Checking fördert somit den Lernprozess zu einem verträglichen Risikomanagement.
Nur durch die Veröffentlichung der Laboranalysen von auf dem Schwarzmarkt erhältlichen Drogen ist es den Drogengebrauchern möglich, die mitunter deutlich unterschiedlichen Wirkungsweisen verschiedener Substanzen an sich zu beobachten. Erlebnisqualitätsunterschiede können so eindeutig bestimmten Wirkstoffen und Dosierungen zugeordnet werden. Das individuelle Drogenwissen wird so erweitert und potentielle Drogengebraucher können besser entscheiden, ob sie, und wenn ja, welche Drogen sie in welcher Dosierung konsumieren möchten. Drug-Checking fördert somit den Lernprozess zur Drogenmündigkeit.
Drug-Checking-Programme liefern Datenmaterial zur Grundlagenforschung und ermöglichen differenzierte Aspekte von Drogenwirkungen zu erkennen.