Zum Jahresende anlässlich der Wintersonnenwende, Weihnachten, Silvester und Neujahr wird viel gefeiert, sowohl privat wie in Clubs. Dabei wollen viele Menschen ihre Eindrücke mittels Partydrogen verstärken. Besonders beliebt ist hierbei auch Ecstasy. Dabei ist jedoch Vorsicht geboten, da der Wirkstoffgehalt in den bunten Partypillen in den letzten Jahren massiv gestiegen ist.
Viele hochdosierte Pillen im Umlauf
In Deutschland hat der Wirkstoffgehalt in Ecstasytabletten in den letzten Jahren massiv zugenommen. Im Jahr 2006 enthielten in Deutschland die untersuchten Proben im Schnitt 57 Milligramm MDMA-HCL. Im Jahr 2018 waren es 162 Milligramm, also enthielten die Pillen 2018 etwa dreimal so viel Wirkstoff wie 2006. Auch die neuesten Ergebnisse der Analysen aus der Schweiz bestätigen den in ganz Europa zu beobachtenden Trend. Im Jahr 2018 enthielten die Ecstasytabletten durchschnittlich 165,6 Milligramm MDMA-HCL, vier Prozent mehr als im Vorjahr und weit mehr als das Doppelte als vor zehn Jahren respektive 43 Prozent mehr als vor fünf Jahren. Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung in Deutschland seit 1995 sowie in der Schweiz seit 2007.
Der Wirkstoffgehalt in Ecstasytabletten wird in Deutschland vom Bundeskriminalamt (BKA) und von der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) stets in MDMA-Base angegeben. Die Daten für Deutschland wurden hier für die bessere Vergleichbarkeit von MDMA-Base in MDMA-HCL umgerechnet. Der Umrechnungsfaktor beträgt 1 zu 1,189.
Ecstasytabletten, die mehr als 120 Milligramm Wirkstoff enthalten, gelten als hochdosiert, Tabletten mit mehr als 200 Milligramm Wirkstoff als extrem hochdosiert. Im Jahr 2018 enthielten 72,6 Prozent aller in der Schweiz getesteten Ecstasytabletten mehr als 120 Milligramm Wirkstoff. Und fast jede dritte getestete Pille (30,2 Prozent) enthielt im Jahr 2018 mehr als 200 Milligramm Wirkstoff, war also extrem hoch dosiert. Vor zehn Jahren enthielt keine einzige Pille soviel Wirkstoff.
Auch in den Niederlanden stieg der Wirkstoffgehalt von Ecstasytabletten in den letzten Jahren massiv an. Im Jahr 2018 enthielten in den Niederlanden die untersuchten Proben im Schnitt 171 mg MDMA-HCL, das sind knapp 40 Prozent mehr als vor sechs Jahren. Im Jahr 2018 enthielten 72 Prozent der untersuchten Ecstasypillen mehr als 150 Milligramm MDMA-HCL und nur 5 Prozent der Proben enthielten weniger als 100 Milligramm Wirkstoff. Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung in den Niederlanden seit 2012.
Preisentwicklung von Ecstasy im Straßenhandel
Im Jahr 2018 kostete eine Ecstasytablette im Straßenhandel in Deutschland durchschnittlich etwa 7,10 Euro, das sind 7,8 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Jahr 2006 wie auch in den Jahren 2009 bis 2011 lag der durchschnittliche Preis jeweils bei etwa 6,60 Euro. Seit dieser Zeit ist der durchschnittliche Pillenpreis um 7,5 Prozent gestiegen. Im Vergleich zu den 90er Jahre des letzten Jahrhunderts ist der Preis jedoch gefallen. Mitte der 90er Jahre kostete eine Ecstasypille im Straßenhandel in Berlin 20 DM (Deutsche Mark), umgerechnet also etwa 10 Euro. Seit dieser Zeit ist der Pillenpreis um etwa 29 Prozent gefallen. In den Niederlanden kostet eine Ecstasytablette im Schnitt 4,10 Euro. Dieser Durchschnittspreis ist in den letzten drei Jahren konstant geblieben. Ein Gramm MDMA-HCL in Puderform (zerriebene Kristalle) kostet in den Niederlanden seit Jahren im Schnitt zwischen 20,00 Euro und 20,15 Euro – das sind acht Portionen zu 125 Milligramm.
Bezogen auf den Wirkstoffgehalt sind die Preise nicht gestiegen, sondern massiv gefallen. Kosteten im Straßenhandel 100 mg MDMA-HCL im Jahr 2006 noch durchschnittlich 11,58 Euro, so waren es 2018 nur noch 4,38 Euro. Das entspricht einem Preisrückgang um mehr als 60 Prozent. Auch im Vergleich zu den 90er Jahre des letzten Jahrhunderts ist ein deutlicher Preisrückgang festzustellen. Im Bundesdurchschnitt enthielten die Ecstasypillen im Jahr 1996 etwa 87 mg MDMA-HCL und kosteten 20 DM oder umgerechnet etwa 10 Euro. Der Preis für 100 mg MDMA-HCL lag damals bei etwa 11,50 Euro und somit etwa gleich hoch wie zehn Jahre später.
Vergleicht man die Entwicklung der Bierpreise auf dem Oktoberfest in München von 1996 bis heute mit den Preisen von MDMA-HCL auf dem Schwarzmarkt, dann stellt man fest, dass sich die Bierpreise in dieser Zeit mehr als verdoppelt haben während die Preise für MDMA-HCL sich im gleichen Zeitraum mehr als halbiert haben. Im Jahr 1996 kostete eine Maß Bier auf dem Oktoberfest zwischen 9,80 DM und 10,50 DM, im Schnitt also 10,15 DM oder umgerechnet etwa 5,08 Euro. Im Jahr 2019 kostete eine Maß Bier auf dem Oktoberfest zwischen 10,80 Euro und 11,80 Euro, im Schnitt also 11,30 Euro. Dies entspricht einer Preissteigerung von 122 Prozent.
Ephylon-Warnung
In Frankreich und England wird vermehrt vor Ephylon (N-Ethylpentylon, β-keto-ethylbenzodioxolylpentanamin, βk-ethyl-K, βk-EBDP) gewarnt. Es wird seitens der Organisation Techno+ in Paris von größeren Problemen und Todesfällen berichtet. Auch die Organisation The Loop in Manchester (UK) berichtete vom Auftauchen dieser Substanz in kristalliner Form auf dem Boomtown Festival und warnte eindringlich vor dem Konsum. Mittels Drug-Checking können Pillen, die statt des erwarteten Stoffes (z.B. MDMA) eine andere Substanz enthalten (z.B. Ephylon), ausfindig gemacht werden. Drug-Checking ist eine effektive Interventionsstrategie zur Schadensminderung. Weitere Informationen zum Drug-Checking in Europa findet man in den Berichten von der internationalen und interdisziplinären Konferenz reduse2018 in Wien.
Aktuelle Pillenwarnungen findet man im deutschsprachigen Raum auf den Webseiten von Safer Party in Zürich (wird jeden Freitag am späten Nachmittag aktualisiert), Checkit! in Wien (wird nach jedem vor Ort Drug-Checking aktualisiert) und Drogenarbeit Z6 in Innsbruck (wird nach Bedarf aktualisiert, meistens zweimal pro Monat). Safer-Use-Hinweise zum Ecstasygebrauch siehe: Fachinformation: Ecstasy.