Am 23. November 20202 hat die Deutsche Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) ihren jährlichen Bericht „DBDD-Jahresbericht 2020 zur Situation illegaler Drogen in Deutschland“ veröffentlicht. Im „Workbook Drogenmärkte und Kriminalität“ findet man Angaben zur Reinheit und zum Wirkstoffgehalt diverser Drogen, die auf dem Schwarzmarkt erhältlich sind, wie auch zu den Preisen, die dafür bezahlt werden.
In der Pressemitteilung des Beauftragten der Bundesregierung für Sucht– und Drogenfragen, Burkhard Blienert, wird dieser mit den folgenden Worten zitiert:
„Der neue Bericht der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht verdeutlicht wieder einmal, dass der Trend beim Cannabiskonsum ansteigt. Und zwar sowohl bei den Jugendlichen als auch bei den Erwachsenen. Das zeigt, dass die jetzige Cannabispolitik nicht funktioniert und dass es richtig ist, weiter an der kontrollierten Abgabe an Erwachsene zu arbeiten. Wir tun dies, um zu allererst die Gesundheit der Menschen in Deutschland zu schützen, den Jugendschutz zu stärken und die Ressourcen der Strafverfolgung endlich dort zu nutzen, wo sie wirklich gebraucht werden.“
Wirkstoffgehalte in Haschisch und Marihuana
Die Wirkstoffgehalte werden in Deutschland für jede Cannabiszubereitung (Kraut, Blüten und Haschisch) getrennt erfasst und jährlich ausgewertet. Die Bestimmung des THC-Gehalts erfolgt auf der Basis der Beschlagnahmungen von Tausenden von Proben Marihuana (Kraut und Blütenstände) und Haschisch durch die Labore von Bundeskriminalamt, Landeskriminalämter und Zollbehörden. Bei den gemeldeten Wirkstoffgehalten wird das bei thermischer Belastung zusätzlich entstehende Tetrahydrocannabinol (THC) mit berücksichtigt.
Der Wirkstoffgehalt (THC-Gehalt) von Haschisch war während langer Zeit relativ konstant respektive bewegte sich in einer relativen engen Bandbreite zwischen 6,7 Prozent und 8,4 Prozent. Im Jahr 1997 – seit diesem Jahr werden die Statistiken für Cannabiszubereitungen veröffentlicht – lag der durchschnittliche THC-Gehalt von Haschisch in Deutschland bei 7,2 Prozent, im Jahr 2011 lag dieser bei 6,9 Prozent. In den folgenden Jahren stieg der THC-Gehalt von Haschisch in Deutschland nahezu kontinuierlich an. Im Jahr 2019 war dieser mit 22,6 Prozent weit mehr als dreimal so hoch wie im Jahr 2011. Dies entspricht einer Zunahme des THC-Gehaltes in Haschischproben um knapp 230 Prozent innerhalb von einem Zeitraum von etwas weniger als einem Jahrzehnt. In den Jahren 2020 und 2021 lag der THC-Gehalt in Haschischproben im Schnitt knapp 10 Prozent niedriger und lag bei 20,4 Prozent.
Seit dem Jahr 2006 werden die THC-Gehalte von Kraut und Blütenstände separat in den Statistiken aufgelistet. Von Interesse sind hier die Blütenstände, da diese vornehmlich zu Entspannungs- und zu Rauschzwecken genutzt werden. Im Schnitt enthielten die Blüten im Jahr 2006 ein THC-Gehalt von 10,6 Prozent. Im Jahr 2021 enthielten diese nach einer langsamen kontinuierlichen Zunahme in den letzten Jahren 13,8 Prozent. Dies entspricht einer Zunahme des THC-Gehaltes in Proben von Blütenständen von etwa 30 Prozent innerhalb von 15 Jahren. Die Dynamik der Steigerung des THC-Gehaltes war in den letzten Jahren bei Haschisch viel stärker ausgeprägt als bei Marihuana. Bis zum Jahr 2014 enthielten die Blütenstände deutlich mehr THC als Haschisch, im Jahr 2015 waren die THC-Gehalte etwa auf gleichem Niveau und in den Folgejahren waren die THC-Gehalte von Haschisch zunehmend höher als die von Marihuana. Im Jahr 2021 machte der Unterschied 6,6 Prozentpunkte aus, im Jahr 2019 betrug der Unterschied sogar 8,9 Prozentpunkte.
Die grüne Linie in der oben stehenden Grafik zeigt den durchschnittlichen Wirkstoffgehalt von Marihuana. Der Ausreißer nach oben im Jahr 2004 ist vorwiegend auf einer Veränderung der statistischen Methode zurückzuführen, die in den Jahren 2004 bis 2006 stattfand. In die Berechnung des Wirkstoffgehaltes von Marihuana fließen ab dem Jahr 2006 (teilweise schon ab dem Jahr 2004) die Werte von Cannabiskraut und Blütenständen im Verhältnis zur jeweiligen Anzahl der Proben ein. Von 2004 (10,8 Prozent) bis 2007 (7,4 Prozent) sank der mittlere THC-Gehalt im Marihuana kontinuierlich. Zwischen 2007 und 2008 gab es allerdings keine Veränderung, in den folgenden zwei Jahren wurde eine leichte Erhöhung festgestellt. Ab dem Jahr 2011 werden nur noch die Werte von Blüten und Kraut mitgeteilt.
Die Situation in den Niederlanden
Das Trimbos Institut in den Niederlanden untersucht jedes Jahr den THC-Gehalt des in den Coffeeshops verkauften Cannabis. Hierzu werden 50 zufällig ausgewählte Coffeeshops besucht und deren Umsatz durch diese Kaufaktion gesteigert. Getestet werden die jeweils stärksten und populärsten Sorten niederländischen Grases wie auch Gras aus dem Ausland (Importware) und von Haschisch aus dem In- und Ausland. Dann werden aus diesen Werten Durchschnittswerte ermittelt. Im Jahr 2021 ist der Wert der populärsten Sorten im Vergleich zum Jahr 2019 merklich gesunken. Im Winter 2020/2021 lag der durchschnittliche Gehalt an THC mit 14,6 Prozent deutlich niedriger als im Jahr 2019, wo es noch 16,7 Prozent waren. Im Jahre 2004 – also vor etwas mehr als fünfzehn Jahren – erreichte der Wert einen Höchststand von 20,4 Prozent. Innerhalb von gut fünfzehn Jahren sank somit der durchschnittliche THC-Gehalt der populärsten Cannabissorten in den Niederlanden um um 5,8 Prozentpunkte. Die Zahlen gelten für das sogenannte „Nederwiet“. Der Name „Nederwiet“ ist abgeleitet von dem niederländischen Wort „Nederland“ und dem niederländischen Wort „wiet“, was soviel heißt wie Gras (engl. weed).
In der folgenden Grafik ist Entwicklung des THC-Gehaltes von 2000 bis 2021 für niederländisches Gras (Nederwiet), importiertes Gras, niederländisches Haschisch und importiertes Haschisch dargestellt. Da nur wenige Coffeeshops niederländisches Haschisch zum Verkauf anbieten, ist die Zahl der untersuchten Proben viel kleiner als beim Nederwiet, was Ursache der großen Schwankungen des THC-Gehaltes beim niederländischen Haschisch in einigen Jahren ist. Beim niederländischen Haschisch ist in den letzten Jahren der THC-Gehalt deutlich gesunken, beim importierten Haschisch ist der THC-Gehalt jedoch nur leicht gesunken, lag jedoch seit Jahren mit 24,3 Prozent THC-Gehalt über dem THC-Gehalt des niederländischen Haschischs mit 21,0 Prozent THC-Gehalt.
Die Situation in der Schweiz
Die Schweizerische Gesellschaft für Rechtsmedizin (SGRM) gibt jährlich Statistiken heraus über die THC-Gehalte diverser Cannabisprodukte. Seit dem Jahr 2020 wird in Zürich von Saferparty ein gesondertes Drug-Checking-Programm für Cannabisprodukte durchgeführt. Die Daten bis 2019 in der folgenden Grafik stammen von der SGRM, die ab 2021 von Saferparty. In der Schweiz ist der THC-Gehalt von Haschischproben seit Jahren höher als jener von den Blüten. Der THC-Gehalt von Haschischproben stieg massiv von 10,8 Prozent im Jahr 2009 auf 24,2 Prozent im ersten Halbjahr 2022, jener der Blüten hingegen deutlich weniger von 9,9 auf 14,2 Prozent.
Preise von Haschisch und Marihuana
Die Preise, die im Straßenhandel in Deutschland für ein Gramm Haschisch bezahlt wurden, haben sich im Zeitraum von 2002 bis 2021 um etwas über 60 Prozent erhöht. Bei Marihuana lag der Preisanstieg im gleichen Zeitraum lediglich bei knapp 40 Prozent. Die jährliche Entwicklung der Preise sind in der folgenden Grafik dargestellt.
Zum Vergleich: In den niederländischen Coffeeshops kostete im Jahr 2021 ein Gramm niederländisches Gras im Schnitt 11,70 Euro, ein Gramm importiertes Haschisch im Schnitt 11,74 Euro. Im Jahr 2019 lagen die Preise für niederländisches Gras bei 9,90 Euro und für importiertes Haschisch bei 9,97 Euro, also etwa gleich hoch wie auf dem deutschen Schwarzmarkt. Inzwischen sind die Preise in den niederländischen Coffeeshops sind deutlich höher als die Preise auf dem deutschen Schwarzmarkt.
Wert des THC-Gehaltes
Der THC-Gehalt von Haschisch ist seit 2002 stärker gestiegen als der Preis, den man für dieses Cannabisprodukt im Straßenhandel zahlen musste. Erhielt man im Jahr 2002 pro bezahlten Euro für Haschisch im Schnitt 11,9 Milligramm THC, so waren es im Jahr 2021 ganze 21,3 Milligramm. In den Jahren 2010 und 2011 gab es pro bezahlten Euro für Haschisch nur 9,6 Milligramm THC, im Jahr 2019 waren es sogar 24,6 Milligramm – mehr als die doppelte Menge. Gemessen am THC-Gehalt und den bezahlten Preis für Haschisch ist in Deutschland der „Haschischrausch“ seit 2010 deutlich günstiger geworden, wie man der unten stehenden Grafik entnehmen kann.
Bei Marihuana kann kein eindeutiger Trend festgestellt werden. Die erhaltene Menge an THC pendelte in den letzten Jahren innerhalb der Bandbreite zwischen 11,4 Milligramm und 15,0 Milligramm THC pro bezahlten Euro und lag 2021 bei 13,8 Milligramm. Zum Vergleich: In den Niederlanden erhält man im Schnitt pro Euro 12,5 Milligramm THC beim Kauf der populärsten Grassorte (de meest populaire nederwiet), beim Kauf von importierten Haschischsorten erhält man im Schnitt 20,7 Milligramm THC pro Euro. Beim Kauf der neuen Haschischarten (neue Züchtungen) aus Marokko erhielten die Menschen durchschnittlich mehr THC pro Euro (27,1 mg) als mit herkömmlichem marokkanischem Haschisch (24,5 mg). Quelle: Sander Rigter, Pieter Oomen: THC-concentraties in wiet, nederwiet en hasj in Nederlandse coffeeshops (2020-2021).
Tetrahydrocannabinol (THC) – Cannabidiol (CBD)
In den letzten Jahren ist immer mehr CBD-Gras im Umlauf. CBD ist ein kaum bis gar nicht psychotrop wirkendes Cannabinoid, das die Wirkungen von THC reduziert und reguliert. Je größer der CBD-Anteil im Vergleich zum THC-Anteil ist, desto klarer bleibt man nach dem Konsum im Kopf. Beim Konsum von Hanfprodukten (Haschisch, Marihuana) bewirkt ein hoher CBD-Anteil und ein entsprechend niedriger THC-Anteil eine eher sedierende, ein niedriger CBD-Anteil und ein hoher THC-Anteil eine eher anregende Wirkung. Das Verhältnis von THC zu CBD, die THC-CBD-Ratio, gibt Auskunft über die protektive Wirkung des CBD. Je größer dieser Wert ist, desto kleiner ist die protektive Wirkung des CBD.
Ein Faktor, der das Auftreten einer Psychose unter Cannabis beeinflussen kann, ist der Gehalt an THC und dem antipsychotischen CBD. Je weniger THC in Relation zum CBD-Gehalt in den Cannabisblüten enthalten ist, desto geringer erscheint die Wahrscheinlichkeit, dass durch den Konsum dieser Blüten eine Psychose ausgelöst wird. Diese Relation wird durch die THC-CBD-Ratio gekennzeichnet. Je kleiner die THC-CBD-Ratio ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit unerwünschter Nebenwirkungen. Oft wird auch der Kehrwert dieser Ratio verwendet, die CBD-THC-Ratio. Hier gilt: Je größer dieser Wert ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit unerwünschter Nebenwirkungen.
Für die Betrachtung der langfristigen Zeitreihe der von der Deutsche Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) ist es wichtig folgendes zu beachten: Datensätze, für die sehr niedrige Tetrahydrocannabinol-Gehalte (THC) und auch erhöhte Cannabidiol-Gehalte (CBD) mitgeteilt wurden, wurden diese für das Erfassungsjahr 2021 dabei erstmals auch getrennt betrachtet. Wenn für das jeweilige Material der CBD-Gehalt vorlag, wurden zur Einstufung folgende Kriterien angewandt:
– CBD-Blüten: THC ≤ 1 %, CBD > 1 % oder CBD/THC > 10
– CBD-Kraut: THC ≤ 0,5 %, CBD > 1 % oder CBD/THC > 10
– CBD-Haschisch: THC ≤ 2 %, CBD > 5 % oder CBD/THC > 10
– CBD-Konzentrat: THC ≤ 2 %, CBD > 5 % oder CBD/THC > 10
Von einigen Untersuchungsstellen wurden keine konkreten CBD-Gehalte mitgeteilt, das Material wurde jedoch von ihnen bereits bei der Erfassung als CBD-Hanfprodukt eingestuft. Diese Einstufung wurde für die hiesige Auswertung übernommen, wenn der THC-Gehalt des jeweiligen Datensatzes die vorstehend genannten Grenzen nicht überstieg bzw. das angegebene Verhältnis CBD-/THC-Gehalt größer 10 war.
Weitere Informationen zum Thema Cannabis
Der 9. Alternative Drogen- und Suchtbericht, herausgegeben vom Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik (akzept e.V.) hat als inhaltlichen Schwerpunkt Legalisierung von Cannabis; er wurde am 29.11.2022 um 11:00 in einem online-Meeting vorgestellt. (PDF, 113 Seiten).
Law Enforcement Against Prohibition Deutschland e.V. (LEAP Deutschland): Paderborner Erklärung zum Jahrestag der Veröffentlichung des Koalitionsvertrages der Ampel-Fraktion (PDF, 2 Seiten).
Eidgenössische Kommission für Fragen zu Sucht und Prävention nichtübertragbarer Krankheiten (EKSN): Medienmitteilung: Cannabis soll kontrolliert und legal zugänglich sein, aber nicht gefördert werden (online) und: Regulierung von Cannabis in der Schweiz: kontrolliert, zugänglich, aber nicht gefördert (PDF, 3 Seiten).
Safer Party Zürich: Cannabis Auswertung 1. Halbjahr 2022 (online und PDF, 8 Seiten) und: Cannabis Auswertung 2021 (PDF, 15 Seiten) und Limmattaler Zeitung: 743.000 Franken für mobiles Drug-Checking an der Langstrasse (online).
Zur Feststellung der THC-CBD-Ratio: Start-Up Miraculix: Drogen-Check für zu Hause (online).
My Brain my Choice: 13 Forderungen für die Entkriminalisierung von Personen, die illegale Drogen nehmen (online) und Cannabis regulieren – ein Praxisleitfaden (PDF, 22 Seiten).
„Dieser Leitfaden ist eine weltweit unverzichtbare Lektüre für politische Akteure, die erkannt haben, dass die Cannabisprohibition gescheitert ist. In umfassendem Detail erörtert er pragmatische und evidenzbasierte Ansätze für die Regulierung der weltweit am häufigsten gebrauchten illegalen Droge.“
Prof. David Nutt, Vorsitzender von Drug Science
Dazu gibt eine Serie von Online-Veranstaltungen: Einen legalen Markt regulieren.
Vergleiche hierzu in diesem Blog
[13.07.2015] Die protektive Wirkung von Cannabidiol
[17.12.2019] Haschisch und Marihuana im Vergleich
[10.11.2022] Drug-Checking – Das lange Warten in Berlin
Glaube nur der Statistik, die du selbst gefälscht hast. Nichts von dem da oben stimmt für mich oder hilft weiter.
Wenn du Haschisch erworben hast und der Geruch dir unbekannt vorkommt, sei vorsichtig. Wenn er dir bekannt vorkommt und lecker, probier es aus und registriere wie stark oder frisch er wirkt und dosiere danach den nächsten Joint oder die Purpfeife – je nachdem was du lieber nimmst. Oder wenn du deine Lunge lieber schonst, back dir Plätzchen damit in der gewünschten Dosierung. Die Zahlen da oben helfen mir nicht weiter. Am besten wär es, man dürfte gute Pflanzen selbst anbauen 15 bis 30 zu Hause – das wär der beste Schutz gegen schlechtes und ungesundes Schwarzmarktgras.