vonEva C. Schweitzer 18.05.2011

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Der Fall DSK verwandelt sich in der amerikanischen Presse in solides French Bashing, weniger bei den Journalisten allerdings, als bei den Lesern. Offenbar ist der IWF-Chef (der in Marokko aufwuchs) für viele Amerikaner ein typisches Beispiel für dekadente, wine-drinking, cheese-eating surrender monkeys, um Bart Simpson zu zitieren (wobei ich noch nicht herausgefunden habe, warum es dekadenter ist, Käse zu essen, als Coca Cola zu trinken, aber vielleicht erleuchtet mich wer).

Tatsächlich gibt es in den USA eine Tradition, Franzosen als sexbesessen und dekadent zu sehen. Die meisten Amerikaner kennen Frankreich entweder von Casablanca oder Filmen wie The Last Tango, die sie nicht unbedingt gesehen haben müssen, um sich ein Urteil über Frankreich zu erlauben. So weit, so gut, also, was mich viel eher überrascht, ist die Reaktion in Deutschland.

Ich kann mich noch gut erinnern, wie Michel Friedman und Roman Polanski aus ähnlichen Gründen Schlagzeilen machten. Damals fielen deutsche Journalisten, vorzugsweise im Feuilleton, übereinander, um dem Publikum zu versichern, an den Vorwürfen sei nichts dran, man dürfe doch einem Mann nicht verbieten, eine Nutte zu begatten, für die er bezahlt hat, und überhaupt sei dies alles ein Denunziationsskandal.

Bei DSK, kein Piep, obwohl nun gerade hier die Unschuldsvermutung gelten sollte, schließlich ist nichts bewiesen, und es ist möglich ist, dass dem Mann eine Falle gestellt wurde. Also, was ist? Angst vor Leserreaktionen? Warum kommt keiner aus der Deckung?

Eva C. Schweitzer, Manhattan Moments. Geschichten aus New York, erschienen bei Droemer-Knaur, Juni 2009, Taschenbuch, 9,95 €

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