vonClaudius Prößer 02.10.2009

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Das Geysirfeld El Tatio in der Atacamawüste ist von lunarer Schönheit. Aus vielen kleinen Kratern brodelt oder schießt heißes Wasser in die Höhe. Manche Geysire sind ständig aktiv, manche unregelmäßig, andere brechen mit großer Pünktlichkeit im Abstand von wenigen Minuten aus. Seit zwei Wochen hat die auf über 4.000 Metern gelegene Tou­ris­ten­attraktion etwas ganz Spektakuläres im Angebot: eine 60 Meter ho­he und an der Austrittsstelle zwei Meter breite Dampffontäne.

So richtig froh ist freilich niemand über den Riesen, denn der erzeugt viel Krach und lässt die übrigen Geysire versiegen. Und er ist men­schen­gemacht: Die Dampfsäule tritt aus einer Probebohrung des Un­ter­neh­mens Geotérmica del Norte (GDN) aus, an dem vor allem der ita­lie­nische Energiekonzern ENEL und die staatliche chilenische Öl­för­der­ge­sell­schaft ENAP beteiligt sind. GDN experimentiert seit Ende 2008 trotz aller Proteste von Umweltaktivisten und Bewohnern der Atacama in un­mit­tel­ba­rer Nähe des Geysirfeldes herum. Geplant ist die Errichtung ei­nes Geothermiekraftwerks, das rund 40 Megawatt erzeugen soll.

Auch wenn die Verantwortlichen für das ökologische und touristische Desaster dessen Tragweite kleinreden – die öffentliche Akzeptanz des Projekts geht inzwischen gegen Null. Der Consejo de Pueblos Atacameños, in dem die indigenen Bewohner der umgebenden Dörfer organisiert sind, will recht­li­che Schritte gegen das Unternehmen einleiten. Der Rat der Ureinwohner spricht von einem „Attentat auf das Leben“, Flora und Fauna des ein­zig­ar­ti­gen Ökosystems seien gefährdet.

Am Donnerstag hat die regionale Umweltkommission (Corema) die sofortige und unbefristete Einstellung der Probebohrungen gefordert. Die GDN soll bis Mitte Oktober eine Lösung für das von ihr geschaffene Problem präsentieren.

Flavia Liberona, Direktorin der Umweltstiftung Fundación Terram, lässt selbstredend kein gutes Haar an dem Projekt und seinen dampfenden Kol­la­te­ral­schä­den – vor denen nicht wenige vergeblich gewarnt hatten. Natürlich hat sie Recht. Problematisch ist allerdings, wenn sie betont, alle zuständigen Behörden ließen sich „für nur 40 MW“ Leistung kleinkriegen. Denn normalerweise kritisieren Organisationen wie Terram oder Greenpeace Chile genau das Gegenteil, nämlich Megaprojekte wie die geplanten Staudämme in Patagonien. Da wird dann gerne ar­gu­men­tiert, Chiles Energiebedarf müsse durch viele kleine, dezentrale Pro­jek­te gedeckt werden. Auch wenn sich das Tatio-Debakel nicht rechtfertigen lässt – man muss seine eigenen strategischen Aussagen auch ernst nehmen.

Hier noch ein paar Tatio-Bilder aus dem eigenen Fundus:

Foto oben: http://www.flickr.com/photos/efrei/ / CC BY 2.0

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