von 16.01.2011

taz Blogs


Willkommen auf der Blogplattform der taz-Community!

Mehr über diesen Blog
Wollten Sie nicht auch schon immer mal ein Schaf verschenken? (Foto: Lena Ließfeld)

Sie wollen etwas richtig Gutes tun und das neue Jahr mit einem reinen Gewissen beginnen? Es ist so einfach und Sie sind nur einen Mausklick davon entfernt. Die gemeinnützige Organisation Oxfam Deutschland e.V. verschickt im Namen eines Spenders Charity-Geschenke – zum Beispiel ein Schaf für die Bedürftigen in Äthiopien, eine Grußkarte an die Oma und eine Spendenquittung für den Wohltäter.

Die Idee des Vereins ist einfach: Auf der Homepage oder in einem der 31 Oxfam-Shops in ganz Deutschland wird das Geschenk ausgewählt und bezahlt. Im Anschluss geht eine Grußkarte an den selbst gewählten Empfänger, der Geldbetrag des Geschenkes wird – zumindest zu 75 Prozent – an ein Hilfsprojekt gegeben. „Gegenwärtig verwenden wir etwa 25 Prozent der Spenden für Investitionen in Spendenwerbung, allgemeine Öffentlichkeitsarbeit und reine Verwaltung. Ab 2012 wird der Anteil wieder auf unter 20% sinken, da die Investitionsphase dann vorüber ist“, erklärt der Geschäftsführer von Oxfam Deutschland, Paul Bendix, im Interview. Allerdings sind die derzeitigen 25 Prozent ein hoher Anteil – eine Starthilfe für Kleinstunternehmen kostet beispielsweise 79 Euro, davon würden aktuell nur 59,25 Euro übrig bleiben. Ob sich diese Investition damit wirklich lohnt, muss jeder für sich entscheiden.

Versuchen wir die Arbeit von Oxfam anhand eines Beispieles zu erläutern: Der Spender kann ein Schaf verschenken. Dies kostet laut Homepage 24 Euro und soll in Äthiopien Familien als Hilfe zur Selbsthilfe dienen. Die Partner von Oxfam beschaffen die Tiere und vermitteln den Menschen vor Ort Fachkenntnisse in Aufzucht und Pflege. Zudem gibt jede Familie, die Schafe erhalten hat, die ersten Lämmer an andere bedürftige Familien weiter. Doch nicht nur Schafe werden verschenkt – auch Schulbücher, Essenspakete, Schulgebühren für ein Mädchen oder eine Erdnussbutter-Maschine können gespendet werden.

Doch woher weiß ich, dass mein Geld auch wirklich ankommt? „Unsere gesamte Arbeit beruht auf dem Vertrauen, das unsere Unterstützer/innen in uns haben. Wir unterhalten eine Vielzahl von Kontrollmaßnahmen, wie externe Evaluierungen, Projektbesuche und Berichte. Patenschaften vor Ort haben wir nicht. Oxfam trägt zudem das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI), mit dem uns transparente, sparsame und satzungsgemäße Mittelverwendung bescheinigt wird“, sagt Paul Bendix. Das DZI prüft gemeinnützige Organisationen, die sich durch überregionale Spendensammlungen finanzieren und für regelmäßig durchgeführte abgegrenzte Sammlungen beantragt werden. Die Antragstellung geht von den Organisationen aus. Auch der Förderverein für krebskranke Kinder e.V. Freiburg i.B. oder das Eritrea-Hilfswerk in Deutschland (EHD) e.V. sind beim DZI gelistet.

Aber warum spende ich mein Geld nicht direkt an eine wohltätige Organisation – ebenfalls mit Spendenquittung, aber ohne Grußkarte? Laut Bendix ist „eine Spende über die Website oft einfacher und schneller, als eine Bank-Überweisung online oder schriftlich“. Das mag stimmen. Doch mitunter scheinen auch andere Gründe eine Rolle zu spielen.

„Tue Gutes und rede darüber“ – dieser Spruch könnte kaum treffender sein. Die eigene Großzügigkeit dient nicht nur einem gutem Zweck, auch der Bekanntenkreis wird davon erfahren. Der Empfänger meiner Karte sieht genau, welche Projekte ich mit welchem Betrag unterstützt habe. Die Grußkarte liefert alle Informationen zu der Organisation und der Verwendung meiner Spende.

Aber ist es nicht wichtiger, überhaupt etwas zu bewirken – egal aus welchen Gründen? Es gilt abzuwägen. Der Wohltäter erkauft sich einmalig ein gutes Gewissen. Im Gegenzug unterstützt er wichtige Projekte, wie zum Beispiel die Soforthilfe für die Erdbebenopfer von Haiti. Und Oxfam? Die Organisation schafft es mit kreativen Ideen, mehr Menschen für eine gute Sache zu gewinnen. Trotzdem müssen sie sich die Kritik gefallen lassen, dass die Spendengelder nicht zu 100 Prozent bei den Bedürftigen ankommen.

Text: Sonja Vogel

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/ein_gutes_gefuehl_per_mausklick/

aktuell auf taz.de

kommentare