vonEva C. Schweitzer 16.09.2009

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Gestern war ich auf der Wahlparty von Michael Bloomberg, unser Bürgermeister, der zum dritten Mal gewählt werden möchte (und das passiert auch). Bloombergs Plattform ist, dass er der perfekte Apparatschik ist: Die ganze Stadt funktioniert so einwandfrei wie eine schnurrende Rädchenmaschine, die Straßen sind sauber, der Kampf gegen Terrror und Verbrecher wird von professionellen Spezialisten erledigt, und der Bürger kann sich zurücklehnen und sich gegenenfalls bei einer eigens eingerichteten Hotline beschweren.

Das bringt mich auf die Idee, dass Michael Bloomberg der ideale deutsche Bundeskanzler wäre: Er ist effizient, er sorgt für Recht und Ordnung, er ist für Multi-Kulti und Einwanderung, aber Einwanderer müssen ordentlich arbeiten, er unterstützt das Big Business, aber unauffällig, er ist für Waffenkontrolle, Umweltschutz und Gesundheit — neulich hat er McDonalds gezwungen, die Kalorien auszuweisen, seitdem weiß ich, dass zwei Apple Pies 550 Kalorien haben, so viel wie ein Steak mit Kartoffeln —, und er löst alle Probleme mit Geld.

Vor allem sorgt er für verbrechensfreie Straßen und U-Bahnen. Bei uns in New York kommt es jedenfalls nicht vor, dass Menschen auf Bahnsteigen erschlagen werden. Und das beste ist, er ist Jude, so dass die verbeamteten Täterverteidiger in den deutschen Zeitungsredaktionen ihm kein Nazilabel überschlappen können (oder sich nicht trauen). Einzig die Frage mit der Staatsbürgerschaft müsste noch geklärt werden. Aber ich denke, das ist das geringste Problem.

Eva C. Schweitzer, Manhattan  Moments. Geschichten aus New York, erschienen bei Droemer-Knaur, Juni 2009, Taschenbuch, 9,95 €

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