vonClaudius Prößer 28.11.2009

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Alejandro Goic, Regisseur und Schauspieler sowie seit den Sieb­zi­ger­jah­ren be­ken­nen­der Sozialist, unterstützt im Wahlkampf Jorge Arrate. Vor­her hat­te er sich für die Kandidatur von Alejandro Navarro ins Zeug ge­legt, bis der Senator aufgab und Marco Enríquez-Ominami zur neuen lin­ken Hoff­nung kürte. Das hält Goic für einen schlechten Scherz: „MEO instrumentalisiert das Erbe derer, die sich unter der Diktatur aufgeopfert haben, solidarisch waren, sich für die Armen und die Würde der Arbeiter eingesetzt haben. Dieses Erbe, diese Tradition verunglimpft er. Er ist der Prototyp des Yuppie, des rechten Liberalen. Als Unternehmer gehorcht er diesem kulturellen Paradigma.“

Dass „MEO“ von vielen Chilenen als De-facto-Rechter betrachtet wird, liegt auch an manch un­durch­sich­ti­ger Figur in dessen Wahl­kampf­kom­man­do: etwa Max Marambio, einst Mitglied der politischen Leibwache Allendes (der GAP), der später auf und mit Kuba äußerst lukrative Geschäfte machte und Carlos Cardoen dort einführte, einen Mann, der sich unter Pinochet mit der Herstellung von Streubomben und anderen Rüstungsgütern hervortat. Oder Rodrigo Danús, ein umtriebiger Un­ter­neh­mer im Medien- und Energiebusiness, der sich heute liberal gibt, aber Anfang der Achtziger einer ultrarechten Studenten-Gruppe angehörte, die Pinochets Regime gegen aufrührerische Kommilitonen verteidigen wollte. MEOs Anhänger drehen das natürlich ins Positive: Wer, wenn nicht Marco, so fragen sie, brächte Menschen zusammen, die früher ultimativ verfeindeten Lagern angehörten? Aber das ist Schönfärberei, und Leute wie Marambio und Danús haben heute ohnehin genug Gemeinsamkeiten, z. B. die Liebe zum Porschefahren.

Vielleicht um sein in dieser Hinsicht kippelndes Image wieder ein wenig nach links zu tarieren, hat Enríquez-Ominami jetzt auch Angehörige von verschleppten und ermordeten Diktaturopfern in seine Spots geholt. Auch biografische Schnipsel verweisen auf die linke Sozialisation des Kan­di­da­ten. Was hier sehr merkwürdig ins Auge fällt, ist die Duplizität einer simplen Geste: Wie sein von Pinochets Killern erschossener Vater, der MIR-Gründer Miguel Enríquez, streicht Marco sich gerne die glatten schwarzen Haare zurück – eine Handbewegung, die im Rahmen seiner Kampagne einen selbstironisch-ikonischen Charakter erlangt hat. Aber unabhängig davon, ob das Durch-die-Haare-Fahren genetisch bedingt ist, ob MEO eine Geste seines Erzeugers kopiert hat oder ob Miguel Enríquez sich gar nicht so leidenschaftlich wie sein Sohn das Haupthaar glättete und der im Werbspot ausgestrahlte Filmschnipsel ein Zufallsfund ist – die Parallele wird bewusst hergestellt. Politisch-ideologisch gibt es aber herzlich wenig Gemeinsamkeiten zwischen den beiden. Mit diesem Bild eine wie auch immer geartete „Nachfolge“ des legendären Vaters zu suggerieren, ist daher einfach nur dreiste Taktik von MEOs Managern.

Screenshots von youtube: Claudius Prößer

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