vonDaniel Erk 18.07.2010

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In Prag ist, wie der RBB berichtet, derzeit ein Theaterstück zu sehen, indem Adolf Hitler gleich fünfmal in unterschiedlichen Nuancen parodiert wird – mal als Rentner in Rio, mal als Aufreißer, mal als alternder Spießbürger. Die Witze sind eher absehba, Eva Braun etwa darf sagen: „Dort hast du doch irgendein Ferienlager oder Kurort. Es muss so schön sein! Natur, ein Birkenhein, deswegen heißt es doch Brzezinka? Birkenau?“

Doch das Stück ist offenbar ein großer Publikumserfolg – und nicht nur das, auch die Schauspieler haben einige, nun, interessante Sachen zu sagen in Sachen Hitler. Zum Beispiel die Hitler-Darstellerin Magdalena Zimová:

„Es freut mich, dass es wieder so ein Erfolg war! So! Schnurrbart weg, Hitler weg. Wunderbar! Obwohl: eine kleine Weile Hitler zu sein, das hat was!“

Oder Miroslav Hanuš, ein weiterer der fünf Hitler-Darsteller:

„Es ist ziemlich einfach, Hitler zu sein. Seine Welt ist Schwarz-weiß. Mich selbst zu spielen wäre schwieriger!“

Das ist natürlich großer Unfug. Weder ist Hitlers Welt schwarzweiß, noch ist die Vorstellung, ein krakeeliger, wirrer deutscher Diktator zu sein bei klarem Verstand erstrebenswert. Vielmehr offenbart sich an dem Unsinn, den die Schauspieler von sich geben, wie akzeptiert diese Karikatur von Adolf Hitler ist, die seit geraumer Zeit durch die Populärkultur geistert.

Der Regisseur, Jan Borna, aber, der hat mehr Distanz, mehr Überblick und eine einleuchtendere Haltung:

„Man kann diese Epoche nicht lächerlich machen, aber mit Hilfe von Humor kann man die Perversion und Dummheit der Sache entlarven. Hitler auszulachen wirkt wie eine Therapie!“

(Danke, flolocomon)

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