Der Selbstmord von Robert Enke hatte mich ziemlich mitgenommen, ziemlich viel noch mal hoch kommen lassen, die Art auch, wie mit diesem Tod umgegangen wurde, wie das sehr viele Leute ja tatsächlich voll berührt und getroffen hatte. Als ich im Internet so rumstöberte, hatte ich an meine Toten gedacht, an einen Schulfreund vor allem, der sich vor 27 Jahren das Leben genommen hatte.
Wie wir die Nachricht bekommen hatten, auf dem Schulhof gestanden waren, wie U. gefragt hatte, ob C. da sei und die Vermieterin zu ihm gesagt hatte, „C. existiert nicht mehr“; wie wir seine Tagebücher und den Abschiedsbrief gelesen hatten, uns über diesen Tod miteinander befreundet hatten, wie sehr dieser Tod nicht nur mich beeinflusst hatte; wie sehr man sich C. gegenüber dann ja auch irgendwie verpflichtet gefühlt hatte.
H. hatte sich über diese Leute aus dem akademischen Mittelstand aufgeregt, die den Anteilnehmenden und den bösen Medien alles mögliche, Schlechte unterstellten. L. hatte in ihr Facebook geschrieben, sie verstehe das gar nicht und fände die sollten doch alle lieber gegen Atomkraft demonstrieren, wenn sie ein schönes Gemeinschaftsgefühl bräuchten, anstatt an dieser Geschichte so viel Anteil zu nehmen. Innerhalb von wenigen Stunden hatte es dann ziemlich viele Kommentare gegeben. Manche hatten die ganzen Mediengeschichten, die dann kamen, irgendwie pietätslos gefunden, Trauer sei doch etwas Privates.
Aber das ist glaube ich nicht so. Oder nur manchmal. Oder es ist doch toll, wenn Viele dann dazu kommen, noch mal grundstätzlich vielleicht auch über Tod und ihr eigenes Leben nachdenken, irgendwie. Sowieso ja ein ganz einfaches Mediendings, dass einem Leute nahe sein können, die man in echt ja gar nicht wirklich kennt. Und in dieser einseitigen Nähe lernt man vielleicht was. Das hatte glaube ich vor allem bei Jugendlichen voll reingehauen, als erste Begegnung mit dem Tod. Wie bei Kurt Cobain. Und bei den anderen ja auch. Und wird ein ganz wichtiges, kollektives Ereignis in so vielen Leben gewesen sein.