von 01.07.2011

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Von Revolution in Deutschland redet nur die Radikale Linke und es scheint, als habe diese eine, in 68 und 89 geteilte völlig ausgereicht. Ich frage immer, wie oft wir noch erleben wollen, dass die Opposition, wenn sie die Regierung erringt, zur Machtposition wird. Nur Herr Fischer hat sich gerade noch rechtzeitig aus den Ämtern verabschiedet. Für ihn war das sicher auch eine persönliche Revolution .

Marx´ Meta- Revolution: die Reformation
Marx fragt sich: „Kann Deutschland … zu einer (…) Revolution (gelangen), die es nicht nur auf das offizielle Niveau der modernen Völker erhebt, sondern auf die menschliche Höhe, die die nächste Zukunft dieser Völker sein wird“? Wie soll dieser Große Sprung aus der Unterentwicklung in der verkafften Provinz vor die Spitze der Metropolen gelingen.

Die Alt – DDR nannte das in ihrer Jugend ! Durch die Gewalt, erklärt Marx, einer radikalen, „an die Wurzel“ fassenden Theorie, die die Massen ergreift. Diese Wurzel sei der Zustand der Menschen als erniedrigt, geknechtet, verlassen und verachtet. Der Radikalismus der deutschen Theorie sei die praktische Energie, die sie freisetzt, ihre Wirkung die positiven (!) Aufhebung der Religion in der Reformation, ihr Ergebnis die theoretische Emanzipation, ihr Subjekt – der Mönch Luther, ihr Objekt – der gläubige Mensch Deutschlands.

Die erste Stufe: von Religion zu Glauben
In Luthers Hirn also beginnt nach Marx die Revolution als eine Theorie, die Religion „positiv aufhebt“, also transformiert, ohne sie zu beseitigen und somit erhebt. Die Aufhebung der Knechtschaft der Kirche breche den Glauben an deren Autorität und erhebe ihn über die Kirche. Die Verwandlung der Pfaffen in Laien breche deren Monopol auf Seelsorge und Missionierung und erhebe die Laien zu Sorgenden und Verkündenden. Und die Erhebung der gläubigen Laien zu Laienpäpsten bedrohe die Herrschaft der weltlichen Fürsten und ihres Anhangs im Maße ihrer Verflechtung. Diese Erhebung aber des Glaubens über die Theologie -ihr Scheitern also – beseitige, was den Bauernkrieg scheitern ließ vor dem Punkt, Revolution zu werden.

Die zweite Stufe: Vom Glauben zur Freiheit
Die erste Stufe der radikalen deutschen Revolution der Herren Luther und Melanchton, seines weltlichen Beraters, schafft also den innerlich Gläubigen mit eigner Autorität. Er wird – befreit – nicht mehr geknechtet, sondern knechtet sich nur noch selbst, aus Überzeugung. Es ist eine echte Befreiung von der Hinnahme unwürdiger Verhältnisse, aber keine vollständige. Die protestantische Verwandlung war nicht die wahre Befreiung, aber die wahre Stellung der Aufgabe: den Kampf des Laien mit seiner inneren pfäffischen Natur. Diese revolutionäre Aufgabe reift nicht mehr in Hirn des Mönchen Luther, sondern im Kopf des Philosophen Marx. „(…) die philosophische Verwandlung der pfäffischen Deutschen in Menschen (wird) das Volk emanzipieren…. Einer radikalen deutschen Revolution scheint indessen eine Hauptschwierigkeit entgegen zu stehen.“ [eb., 386].

Das war der Samstag. Die Nachbarin erzählt, dass sie unter Freunden ihren besten Fotos kostenlos für einen Wettbewerb abgegeben habe. Die Freundin habe ihn gewonnen, ein Foto stehe auf dem Werbeplakat des Sponsors ohne ihren Namen und sie ärgere sich über ihre Naivität. Aber unter Freunden könne man eben über nicht sprechen, der der Lebensunterhalt ist.

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