vonClaudia Mussotter 04.09.2009

taz Blogs


Willkommen auf der Blogplattform der taz-Community!

Mehr über diesen Blog

Cocktails – das schmeckt nach Hollywoods Leinwandgrößen, exzentrischen Künstlern und anderen wichtigen Persönlichkeiten, mit denen die Mixgetränke – mitsamt ihren sie umgebenden Legenden und Anekdoten – rund um den Globus populär wurden.
Der amerikanische Schriftsteller Ernest Hemingway etwa schrieb seinen Roman „Der alte Mann und das Meer“ mit Hilfe von Mojitos und Daiquiris auf der Karibikinsel Kuba. Die Bars La Bodeguita del Medio und Floridita im Zentrum Havannas existieren noch heute, ein Ziel nicht nur für Literaturnostalgiker.
Der Daiquiri stammt aus der Nähe Santiagos, wo Ende des 19. Jahrhunderts Minenarbeiter begannen, ihren Rum mit Zitronensaft, Zucker und Eis zu mischen. Es schmeckte ihnen so gut, dass sie dem Getränk den Namen ihrer Arbeitsstätte gaben: Daiquiri.
Der spanische Cineast Luis Buñuel bereitete besonderen Gästen einen Buñueloni – Gin, Campari und süßer Martini – in seinem Domizil in Mexiko zu. Und auch der chilenische Dichter und Schriftsteller Pablo Neruda war dafür bekannt, gerne mit alkoholischen Getränken zu experimentieren. So bedachte er Freunde nicht nur mit seinen Gedichten, sondern auch mit Eigenkreationen wie dem Gran Coquetelón – einer Mischung aus Cointreau, Champagner, Cognac und Orangensaft.
Die Schauspielerin Shirley MacLaine tröstete sich in „Das Apartment“ mit einem Frozen Daiquiri, und auch Audrey Hepburn kippte in „Frühstück bei Tiffany’s“ ganz drehbuchkonform explosive Mixturen die Kehle hinunter.
Die Kultfigur James Bond ging mit dem Spruch „Wodka Martini, geschüttelt, nicht gerührt!“ um die Welt, was den Cocktail erst richtig berühmt gemacht hat.
Der hochprozentige Manhattan wiederum, der als beliebter Frauen-Drink gilt, wurde angeblich von Winston Churchills Mutter erfunden: 1874 im New Yorker Manhattan’s Club, um die Wahl des Flamen William J. Tilden zum Gouverneur des Staates New York zu feiern.
Doch nicht nur diese und viele andere Berühmtheiten machten den Cocktail unsterblich, auch die Kreativität zahlreicher Barmänner- und frauen trug zu seiner Verbreitung bei.

Als ein ganz einfacher Cocktail ist der Tinto de verano zu betrachten. Rotwein und meist süßes Mineralwasser auf Eis – oft wird auch mit Rosé gemischt –, das ist ein erfrischender Sommerklassiker und typisch spanisch. Traditionell wird er während des Tages, etwa zum Essen, getrunken. Man kann eine Scheibe Zitrone hineingeben oder, vielleicht eher später am Tag, auch noch einen Schuss Martini. Oder gleich eine Sangría zubereiten. Wobei gilt, dass der Wein von einer Qualität ist, die man auch solo trinken würde.
Ganz anders dagegen der Kalimotxo, halb Rotwein, halb Cola, ein Klassiker beim Botellón, dem Treffen Jugendlicher, die sich für möglichst wenig Geld an öffentlichen Plätzen gemeinsam betrinken. Hier kommt es nicht auf den Wein an, denn die Coca-Cola überdeckt ohnehin jeglichen Geschmack.
In lauen Nächten am Chiringuito aber – in netter Gesellschaft – darf es dann schon ein ausgewachsener feiner Cocktail sein, denn die Mix-Drinks sind zurzeit wieder absolut in Mode.

– Zu neuen Ehren ist Absinth gekommen. Einst als Getränk des „Wermutbruders“ in Verruf geraten, findet der hochprozentige Kräuterlikör heute auch Verwendung in der gehobenen Gastronomie. Hauptwirkstoff ist das Wermutkraut (Artemisia absinthium) mit seinem stimulierenden ätherischen Öl Thujon. Wie Pastis etwa wird Absinth beim Verdünnen mit Wasser milchig-trüb.
– Wermut oder Vermouth ist ein Klassiker. Das Geheimnis der Zusammensetzung eines italienischen Martini, Cinzano, Punt e Mes oder des in der Küche unentbehrlichen Noilly Prat aus Marseille wird streng gehütet, vornehmlich verwendet man jedoch Kräuter aus der jeweiligen Region. Vermouths sind Pflanzenliköre auf Weinbasis mit niedrigem Alkoholgehalt und Bestandteil vieler Cocktails. Man trinkt sie süß oder trocken, aber auch solo als Aperitif.
– Im Trend liegt immer noch vor allem Gin. Gin wird aus Getreide destilliert und mit Wacholder versetzt. Man unterscheidet englischen London Dry Gin und holländischen Genever. Auch auf den Balearen wird vorzüglicher Gin hergestellt.
– Wodka. Er wird nicht nur aus Kartoffeln, wie irrtümlich angenommen, sondern auch aus Weizen oder Roggen gemacht. Neben den bekannten russischen und polnischen Marken wie Smirnoff, Ultra oder Wyborowa oder Zubrowka bestechen auch der schwedische Absolut und der holländische Royalty.
– Amerikanischer oder irischer Whiskey und kanadischer oder schottischer Whisky aus Getreide; entweder straight oder single, d.h. unverschnitten, oder blended, verschnitten, der etwas milder ist und weniger Alkohol hat. Whiskey oder Whisky und welche Marke – das entscheidet allein der Geschmack.
– Weißer, goldfarbener und brauner Rum aus Zuckerrohr. Neben dem bekannten Bacardi – die Marke wurde 1862 von einem Katalanen auf Kuba gegründet – ist besonders der Nationalrum Kubas, Havana Club, zu nennen. Ebenfalls Karibik ins Glas bringt Captain Morgan aus Jamaika oder der Barceló aus der Dominikanischen Republik. Der Rum der Armen, populärster Schnaps im Ursprungsland Brasilien, nennt sich Cachaça und wird direkt aus dem Saft des Zuckerrohrs gewonnen.
– In Mexiko werden Agaven zu Schnaps verarbeitet. Heute bevorzugt man die Ableger des Urschnapses Pulque: Mezcal und Tequila. Normalerweise konsumiert man Tequila mit Salz und einem Stück Zitrone; zum „Vampir“ wird er mit Sangrita aus Tomaten- und Orangensaft.
– Der rote, noch heute topmoderne Campari wurde schon 1861 in Mailand kreiert. Der Bitter kann sowohl als Aperitif mit Vermouth oder Orangensaft oder als Digestif, mit härteren Sachen, getrunken werden.
– Anis ist besonders in den Mittelmeerländern beliebt; Ouzo nennt er sich in Griechenland, Raki in der Türkei, Anisette, Pastis oder Pernod in Frankreich, Sambuca in Italien. Jordanien und Syrien nennen den Anisschnaps Arak. In Spanien wird er von Katalonien bis hinunter nach Andalusien produziert und ist in jeder Bar vertreten.
– Internationale Liköre: Drambuie (gälisch: das Getränk, das zufrieden macht), schottischer Likör aus Whisky, Honig und Kräutern; der französische Bitterorangenlikör Cointreau; Galliano aus Italien: Alpenkräuter und exotische Gewürze; Kahlúa, mexikanischen Ursprungs, ein Kaffeelikör, der gut mit Wodka harmoniert; der jamaikanische Tía María: Rum, Kaffee und Vanille; Grand Marnier aus Cognac und Bitterorangen; Licor 43, der spanische Marktführer aus 43 geheimen Ingredienzien. Ätherische Öle, saftige Zitrusfrüchte, mediterrane Kräuter, ein Hauch Vanille – das alles und mehr in einer streng gehüteten Rezeptur vereint – machen den Licor 43 zum meistgetrunkenen Likör Spaniens. Er ist ein idealer Partner für Säfte, Milch, Soda oder andere Spirituosen, schmeckt aber auch einfach „on the rocks“ – und ist wie geschaffen für trendige Sommer-Cocktails.
– Aroma und Farbe gebende Spirituosen: Angostura Bitters wurde erstmals 1824 im venezolanischen Angostura produziert. Als Allheilmittel, wie ursprünglich gedacht, hat er sich nicht bewährt, ist aber heute fester Bestandteil in Cocktailbars wie Fruchtsalaten. Curaçao Blue von der gleichnamigen holländischen Insel wird aus der Schale von Bitterorangen hergestellt; den Likör gibt es auch in anderen Farben und ohne Alkohol, er eignet sich hervorragend zum Mixen. Maraschino aus Wildkirschen mit seinem leichten Bittermandelgeschmack ist unverzichtbar zur Stunde eines Daiquiri.

Ein ganz neuer Trend sind die so genannten Antioxidant Cocktails. Wie eine Studie zeigte, verstärkt das Ethanol in hochprozentigen Spirituosen wie Rum, Wodka, Tequila etc. die Werte der so wichtigen Antioxidantien in Beeren und Früchten. So kann beispielsweise ein Cranberry-Wodka-Cocktail gesünder sein als ein Glas Cranberrysaft. Das soll natürlich nicht heißen: Bahn frei für ungebremsten Alkoholgenuss. Außerdem hat er ja auch reichlich Kalorien.
In Trend-Bars werden heutzutage für die neuen Bio-Cocktails Bourbon und frische Pflaumen kombiniert, der Wodka mit Blaubeeren gefärbt oder Kiwis, Honigmelone und Sake gemixt. Das Neuste: Wer’s ganz gesund will, zuckert mit natürlichem Agavennektar aus Mexiko.

Campari-Cocktail „43“
Für 4 Gläser: 4 Limetten, 75 ml Campari, 75 ml Licor 43, eine halbe Flasche trockener Cava (Sekt), Eiswürfel
Ein halbe Limette längs halbieren und dann quer in Scheiben schneiden. Die restlichen Früchte auspressen.
Campari und Licor 43 verrühren, in Cocktailgläser füllen. Die Eiswürfel und Limettenscheiben hineingeben und mit Cava auffüllen.

Bon profit!

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/eiskalt_serviert/

aktuell auf taz.de

kommentare