vonDetlef Guertler 12.03.2009

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Einerseits handelt es sich um ein ganz altes Wort und ein traditionelles Produkt des deutschen Maschinenbaus. So hat etwa Pernuma aus Laupheim sowohl Loch-Entwertungsmaschinen als auch Banknoten-Entwertungsmaschinen im Angebot.

Andererseits ist es ein ganz neues Wort, von dem Heidelberger Literaturwissenschaftler Roland Reuß heute in der FR für den “Bücherschlucker” Google geprägt (gefunden bei Turi). “Enteignet die schamlosen Enteigner” fordert Reuß, und weiter:

Worum geht es? Es geht um den gewaltsamen Versuch, ein in einem langen Prozess erstrittenes Verfügungsrecht durch einfaches Verfahren in ein bloßes Einspruchsrecht zu transformieren und dabei entstehende Kollateralschäden durch ridiküle finanzielle Zahlungen abzugelten. Dabei geht Google immer schamloser zu Werke und enteignet kollektiv die europäische Produktion an Büchern ihrer spirituellen und materiellen Basis.

Nun ist Reuß nicht der erste, der sich an der Googleschen Ver- bzw. Entwertungspraxis stößt, aber meines Wissens der erste, der deshalb die Enteignung des Enteigners, die Entwertung der Entwertungsmaschine fordert:

Eisenhowers Programm einer Zerschlagung des militärisch-industriellen Komplexes ist auf den informationellen und digitarchischen Bereich zu übertragen.

Und sogar einen Lösungsvorschlag hat:

Wir brauchen, analog zur Weltbank, eine Weltdatenbank, die demokratisch legitimiert und überwacht wird und die universelle Verwertung von allem und jedem zu billigem Geld nicht als Geschäftsgrundlage hat.

Keine schlechte Idee. Das mit der demokratischen Legitimation und Überwachung globaler Institutionen hat zwar bisher noch nie so richtig funktioniert – aber irgendwann könnte ja auch hier mal das erste Mal sein.

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