vonDetlef Guertler 29.03.2011

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von A.S. Reyntjes:

Als Krankheitsbegriff nicht endgültig definiert, dass es sich um eine psychosomatische Erkrankung handelt, die im Nachklang eines Erdbebens oder in der manischen Furcht vor einem gemeinten weiteren Erdbebens (als psychoseismische Körpererregung).
Vorläufig also, bis zum Eintritt weitere Fatalitäten, in einfachster Deutung: Die Angst vor dem nächsten Erdbeben (sozusagen das irdische Erwartung wie das priesterliche „Gelobt sei Jesus Christus“, als Formel zum Gesprächs- oder Briefende):
Hier zu verfolgen, solange die Bilder nicht wieder geophysikalisch wackeln.

Dort lese ich in feinstimmiger Sprachpoesie: «Erdbeben-Trunkenheit» nennen die Japaner diese Erkrankung.

In DIE ZEIT begegnete ich dem Begriffchen zuerst; sie berichtete unter „Erdbebenkrank“ von Niino Shinobu, 51, Übersetzerin und Museumsführerin in Tokyo:
„Selbst wenn die Erde nicht wackelt, wird mir schwindelig. Das nennt man »erdbebenkrank«. Es kommt wohl von der seelischen Belastung und dem Stress. In Gedanken bin ich bei den Helfern von Fukushima. Um der Lage Herr zu werden, braucht es sicher das Wissen aller Atomexperten der Welt.“

Gebietet dieses Szenario: erdbeben-, tsunami-, … atomkrank …, erschütternde Bilder und Namen – eine gesundstoßende, mundale Empathie? Es ist leicht auszumachen, wie Krankheiten noch Tausende, Millionen – nicht nur Japaner – erfassen können oder könnten, mit den realen pathologischen Faktoren enthemmter Ur- oder, was wahrscheinlicher ist, techniklüsterner Menschen-Gewalten

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