Anatol Stefanowitsch hat im Bremer Sprachblog einen Versuch der Neuwortschöpfung mittels Wikipedia aufgespürt und nachrecherchiert: Der Nutzer mit der IP-Adresse 85.178.31.116 hatte dort am 21. Mai 2007 das Wort Beitragsersuch als deutsche Übersetzung für „Call for Papers“ eingeführt und diesen Verstoß gegen eine Wikipedia-Grundregel (keine eigenen Forschungsergebnisse einstellen) dadurch kaschiert, dass er am gleichen Tag an vier anderen Stellen im Netz dieses Wort unter verschiedenen Namen untergebracht hatte. So geht’s natürlich nicht, weshalb der Begriff auch binnen Stunden aus Wikipedia getilgt wurde.
Andererseits: Zu den Verben besuchen und versuchen gibt es die männlichen Substantive Besuch und Versuch. Zum Verb gesuchen gibt es das sächliche Substantiv Gesuch, zum Verb suchen das weibliche Substantiv Suche und zu den Verben heimsuchen, untersuchen und noch einmal versuchen die weiblichen Substantive Heimsuchung, Untersuchung und Versuchung. Warum gibt es kein Substantiv, welchen Geschlechts auch immer, zu den Verben aufsuchen, absuchen, aussuchen, nachsuchen und eben ersuchen? Weil sie so selten sind? Dabei wird aussuchen mit Sicherheit häufiger verwendet als heimsuchen. Wohl eher, weil Sprache nicht logisch ist: Das meiste, was es nicht gibt, könnte es genauso gut geben, wenn es denn hinreichend oft benutzt würde.
Der Versuch, zum Ersuchen das Ersuch zu bilden, ist also erstmal gescheitert. Hätte 85.178.31.116 bessere Erfolgschancen gehabt, wenn er (eine sie macht so etwas nicht) statt dessen die Ersuchung gewählt hätte? Vermutlich: Die Deutschen sind so an -ung-Wörter gewöhnt, dass sie dieses wohl eher geschluckt hätten.
P.S.: Der Anlass für Stefanowtisch, sich überhaupt so intensiv mit dem Ersuch zu beschäftigen, war eben seine Suche nach einer deutschen Übersetzung für „Call for Papers“. Diese läuft noch, es gibt noch keinen wirklich überzeugenden Vorschlag, und wenn ich selbst eine Idee hätte, würde ich sie dort anbringen.