vonSchröder & Kalender 18.05.2010

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Der Bär flattert in östlicher Richtung.
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Nach der Trennung von Zweitausendeins wurde das neue MÄRZ-Programm 1982 wieder im Buchhandel angeboten und mit einer Anzeigenkampagne beworben. Der Termin zur Anmeldung eines Standes auf der Frankfurter Buchmesse war verstrichen, also kauften wir bei Koffer Witzel in Frankfurt zwei gelbe Plastikkoffer und besorgten roten und schwarzen Autolack. In Schlechtenwegen schnitten wir eine Schablone mit dem Slogan: »MÄRZ läuft« und für die Rückseite des Koffers: »Hier können Sie bestellen.« Bis tief in die Nacht spritzten wir unterm Dach die schwarzen und roten Schriftzüge, wuschen ein paar Mal die mißlungenen Versuche mit Nitro wieder ab, bis das Ergebnis endlich zufriedenstellend war. Eine Nitroorgie!

Coverentwurf von Jörg Schröder für ›Immer radikal, niemals konsequent‹ unter Verwendung eines Fotos von Isolde Ohlbaum

Mit diesen gelben »MÄRZ läuft«-Koffer schlenderten Barbara und ich am nächsten Tag über die Buchmesse. Das machte Furore, Branchenblätter und Zeitungen berichteten darüber. Von den Koffern hätten wir hundertfünfzig verkaufen können, das neue März-Programm bestellten nur neunzehn Buchhändler. Immerhin erfuhren wir von denen, warum so viele ihrer Kollegen uns aus dem Weg gingen. Denn kurz vor dem Termin, an dem sich Zweitausendeins vertraglich verpflichtet hatte, den Vertrieb der März-Lizenzen zu beenden, überschwemmten sie – die vorher immer strikt auf die Einhaltung des »Nur bei uns!« geachtet hatten – den Buchhandel mit gelben März-Bänden. Es waren sechzehn Titel, also genau die Anzahl von Neuerscheinungen und Nachdrucken, die wir beworben hatten.

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Im Sommer 2010 sollte ursprünglich ›Immer radikal, niemals konsequent‹, in der n.b.k.-Reihe im Walther König Verlag erscheinen. Das Buch über die Geschichte des März Verlags wird nun aber im Februar 2011 bei Philo Fine Arts herauskommen.

Die Publikation war als Begleitband zur März-Ausstellung im Neuen Berliner Kunstverein geplant, die bis zum Januar 2010 lief. Unser Text gefiel dem Kurator Marius Babias zunächst gut, dann aber kamen ihm Bedenken, dass sich einige der behandelten Verlage, Institutionen oder Zeitgenossen durch seinen Inhalt beschwert fühlen könnten, obwohl wir darauf geachtet haben, dass judikable Persönlichkeitsverletzungen im Text nicht vorkommen. Aber natürlich gilt auch, dass die Wahrheit für manchen unbequem ist. Jedenfalls wollten wir keine expurgierte Verlagsgeschichte abliefern, das sind wir unserem Ruf schuldig.

In dieser Lage traf es sich gut, dass Jan-Frederik Bandel das Manuskript für Philo Fine Arts annahm. Und sehr erfreut waren wir, als er uns vorschlug, seinen schon längere Zeit geplanten ›NachMärz‹-Essay unserem Text anzufügen.

›Immer radikal, niemals konsequent‹ wird also nun vier Ebenen haben: Eine chronologische Zeitschiene, ergänzt durch unsere Sicht der Dinge, den literaturhistorischen ›NachMärz‹-Essay von Jan-Frederik Bandel und die erste vollständige nach Autopsie erstellte Bibliographie des März Verlags mit den Covern sämtlicher Erstausgaben. Der Titel wird während der Leipziger Buchmesse 2011 vorgestellt.

Wir haben uns bei Marius Babias vom n.b.k. bedankt, denn er hat uns den Text abverlangt, und wir danken Philo Fine Arts, dass sie ihn nun veröffentlichen und zwar unter dem Titel:

Jan-Frederik Bandel, Barbara Kalender, Jörg Schröder: ›Immer radikal, niemals konsequent‹. Der MÄRZ Verlag – erweitertes Verlegertum, postmoderne Literatur und Business Art‹. Broschiert, ca. 352 Seiten, Format: 16,5 x 22 cm. 25,– Euro. ISBN 978-3-86572-665-0

(BK / JS)

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