von 02.03.2011

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Damit so etwas in Zukunft nicht mehr passiert, gibt es auch hierfür eine Anleitung (Foto: expli.de)

Schon einmal das Haus oder die Wohnung eigenhändig gedämmt? Einen Sitzsack aus Tetrapackungen gebaut oder den Grill twittern lassen? Sie wollen im Alltag Energie und Geld sparen, wissen aber nicht wie? Im Internet finden sich mittlerweile zahlreiche Plattformen, die über das einfache Frage-Antwort-System hinausgehen. Es sind Hobbytüftler, Sparfüchse und begeistere Heimwerker, die sich auf Seiten wie creadoo.com, anleiter.de, selbst.de und heimwerker.de helfen und helfen lassen. Dabei stampfen die Nutzer gemeinsam gigantische Wissensplattformen aus dem Boden, die für alle Menschen kostenlos einzusehen sind. Wer sich bei einer dieser Communities kostenfrei anmeldet, bekommt zusätzlich die Möglichkeit eigene Tipps und Tricks oder Anleitungen für jedes erdenkliche Thema ins Netz zu stellen.

In Deutschland floriert der Markt für Do-it-yourself-Produkte. Kein Wunder also, dass sich immer mehr Unternehmen für derlei Netzwerke interessieren. Man könnte meinen, es gebe mittlerweile gar eine Übersättigung an solchen Angeboten. Dennoch wachsen relativ junge Communities wie wawerko.de oder expli.de, die im Jahr 2008 ans Netz gingen, stetig. Die Anleitungen gehen dabei längst über das Werkeln am eigenen Haus hinaus. Zwischen Rubriken wie Basteln und Handwerken, die meist das Fundament mit den meisten Anleitungen bilden, findet man immer mehr Angebote zum Thema Kochen, Freizeit, Liebe und Lifestyle. Die Geschäftsidee ist simpel: Eine Plattform dient dazu, das Wissen ihrer Nutzer kostenlos zur Verfügung zu stellen. Über Mundpropaganda oder Suchmaschinen landen so zwangsläufig neue potenzielle Nutzer auf der Seite, die sich für einen Tipp oder eine Anleitung interessieren und werden so animiert selbst etwas von ihrem Wissen zur Verfügung zu stellen. Außerdem haben die Nutzer die Möglichkeit andere Anleitungen zu bewerten. Da bei der Fülle an mehr oder weniger Wissenswertem eine redaktionelle Überarbeitung ausbleibt, bietet die Bewertung eine einfache Orientierungsmöglichkeit. Schließlich möchte man auch nicht stundenlang sinnlose Anleitungen lesen, bis man die gefunden hat, die man versteht und einem bei dem jeweiligen Vorhaben unterstützt. Wer eine Anleitung geschrieben oder einen Tipp gegeben hat, wird auch wissen wollen, was der Rest der Community davon hält. Es entsteht ein Kreislauf. Der Betreiber freut sich über die wachsenden Werbeeinnahmen, die Nutzer über ein unerschöpfliches Sammelbecken. Kein Rezept, keine verrückte Bastelei, kein Geheimtipp geht mehr verloren. Davon profitieren auch nachfolgende Generationen. So lassen sich allein auf der Plattform expli über 2.800 Anleitungen in zehn Kategorien finden. Das Unternehmen zählt mittlerweile rund 15.000 Mitglieder.

Das Web 2.0 bietet die Möglichkeit Anleitungen nicht nur schriftlich zur Verfügung zu stellen, auch Audio- und Videobeiträge sind denkbar. Mittels Widgets lassen sich die Werke auch in anderen Foren und Communities einbinden. Über ein Wiki können mehrere Nutzer kooperativ an einem Projekt arbeiten und mit Hilfe von speziellen Apps für das Mobiltelefon kann der Nutzer auch unterwegs auf die für ihn wichtigsten Hilfestellungen zurückgreifen. In wie weit man die Angebote nutzt und bewertet, entscheidet der User natürlich selbst. Auch augenscheinlich überflüssige Anleitungen wie die „Kussanleitung“ stehen auf der Beliebtheitsskala der Nutzer ganz oben.

Text: Thomas Henning
Foto: by

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