vonDetlef Guertler 11.06.2009

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Ich kann mir nicht helfen, das sieht auf den ersten Blick aus wie erotisieren. Und auch als englisches Verb hat euroise eine geradezu frankophone Frivolität. Um wieviel eleganter klingt dieses Verb als sein role model, das Verb dollarisieren! Aber eigentlich handelt es sich um eine völlig unerotische, rein währungstechnische Operation: die Integration einer bislang eigenständigen Währung in die Eurozone, ob offiziell oder faktisch.

Für meinen Lieblingsökonom Nouriel Roubini, offenbar gerade im Baltischen unterwegs, ist die Euroisierung Teil jenes besten Wegs, der Lettland aus dem Total-Zusammenbruch im Gefolge der Weltwirtschaftskrise führen könnte:

The best strategy may be: depreciate the currency, euroise after depreciation, restructure private foreign currency liabilities without a formal “default”, and augment the IMF plan to limit the financial fallout.

Aber natürlich die Reihenfolge einhalten: Euroisierung ohne rabiate Abwertung der Landeswährung wird nicht funktionieren, und der aktuelle IWF-Plan für Lettland, der meint, ohne Abwertung auszukommen, kann nach Roubinis Auffassung nicht funktionieren und wirft nur schlechtem Geld gutes hinterher.

Und falls Ihnen das mit der Euroisierung im Baltikum bekannt vorkommen sollte: Richtig, das hat doch der Wortist Anfang Januar in der WELT prognostiziert:

Am 12. April war Schluss mit der Kleingelderei. Nach dem Zusammenbruch der drei baltischen und einiger slawischer Währungen hatte Ratspräsident Vaclav Klaus die EU-Staatschefs zur Krisensitzung nach Prag gerufen. Eine gemeinsame Nachtsitzung mit dem EZB-Präsidium führte schließlich zum Befreiungsschlag: Die bisherigen strengen Kriterien für die Aufnahme in die Euro-Zone entfallen, wer will, kann sofort den Euro einführen. Alle EU-Staaten (außer Großbritannien) treten sofort der Euro-Zone bei. Ukraine und Weißrussland flirten ebenfalls mit dem Euro, doch ihren “Prager Frühling” beenden die Russen. Diesmal nicht mit Panzern, sondern mit dem Gashahn: Nach zwei Wochen ohne Gaslieferung aus Russland optieren beide Staaten für den Rubel-Raum.

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