vonsaveourseeds 30.03.2009

taz Blogs

110 Autor*innen | 60 Blogs
Willkommen auf der Blogplattform der taz

Mehr über diesen Blog

In einem Bericht zum Vorschlag der EU-Kommission über “neuartige Lebensmittel” fordert das Europäische Parlament jetzt erstmals eine Kennzeichnung aller Produkte (Fleisch, Milch, Eier) von Tieren, die mit Gentechnik gefüttert wurden. Produkte von geklonten Tieren will es ganz verbieten.Im Parlamentsdeutsch liest es sich etwas umständlich: “Abänderung 60, Vorschlag für eine Verordnung über neuartige Lebensmittel, Artikel 7 – Absatz 2 e (neu):
2e.  Lebensmittel, die aus Tieren gewonnen werden, die mit genetisch veränderten Futtermitteln gefüttert wurden, sind mit dem Hinweis “erzeugt aus Tieren, die mit genetisch veränderten Futtermitteln gefüttert wurden” zu kennzeichnen.”

In der Praxis wäre dies ein gewaltiger Durchbruch. Denn bisher muß zwar auf allen Lebensmitteln, die gentechnisch veränderte Produkte enthalten auch draufstehen, dass Gentechnik drin ist. Fleisch, Milch und Eiern von gentechnisch gefütterten Tieren dagegen müssen bisher nicht gekennzeichnet werden. Deshalb steht zwar praktisch keine Gentechnik im Regal, dafür aber umso mehr Gentechnik-Futter in den Silos: Über 15 Millionen Tonnen an gentechnisch veränderter Soja importiert und verfüttert Europa jährlich. Die freiwillige Kennzeichnung “ohne Gentechnik”, die seit Anfang diesen Jahres in Deutschland endlich erlaubt ist, hat zwar schon grosse Unternehmen zur Abkehr von gentechnischem Futter gebracht. Aber die Futterhändler machen Bauern nach wie vor weis, dass es gentechnikfreies Futter zu erschwinglichen Preisen gar nicht mehr gäbe. Vor allem die Raiffeisen Genossenschaft tut sich hier besonders hervor.

Eine generelle Kennzeichnungspflicht würde den Markt schnell umkrempeln und so auch gentechnikfreien Produzenten in Brasilien, USA und Argentinien den Rückens stärken. Davon ist Europa zwar noch weit entfernt. Die Entschließung des Parlamentes muss nun erst einmal im Rat der Mitgliedsstaaten behandelt werden und die EU-Kommission wehrt sich mit Händen und Füssen gegen eine solche Vorschrift. Aber der erste Schritt ist getan. Weitere werden, möglicherweise erst nach den Wahlen zum Europaparlament im Juni folgen.

Das Parlament fordert ausserdem, kein Fleisch und andere Produkte von geklonten Tieren zuzulassen und hat sich auch erstmals kritisch mit Nano-Bestandteilen im Essen auseinandergesetzt. Für Liebhaber und Kennerinnen parlamentarischer Vorgänge hier der Link zum vollständigen Text und zu dem Übersichtsblatt mit allen einschlägigen Dokumenten.

Wir gratulieren der Abgeordneten Kartika Tamara Liotard von den holländischen Sozialisten zu diesem Etappensieg, den sie als Berichterstatterin des Verbraucherausschusses durchgeboxt hat.

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/europaparlament_will_kennzeichnung_von_tierischen_produkten_aus_gentechnik/

aktuell auf taz.de

kommentare