vonDetlef Guertler 17.02.2010

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So deutlich wie heute Wolfgang Münchau in der FTD hat es wohl noch keiner aus der Ökonomenzunft ausgesprochen: Deutschlands Wirtschaft ist zu stark, Deutschlands Einkommen sind zu niedrig, nur wenn Deutschland das ändert, ist der Euro noch zu retten. In Münchaus eigenen Worten:

Ich bin immer erstaunt, wie selbst intelligente Menschen oft nicht verstehen, dass ein Ungleichgewicht – ob nun im Euro-Gebiet oder international – logischerweise eine Entwicklung ist, die zwei Parteien betrifft.  … Die Ungleichgewichte im Euro-Gebiet bestehen aus südeuropäischen Defiziten, spanischen vor allem, und deutschen Überschüssen. … Wenn wir diese Entwicklung nicht in den Griff bekommen, wird es zu irreparablen Verzerrungen im Euro-Raum kommen. Deshalb müssen beide Seiten korrigieren. … Die Deutschen sollten nicht denken, dass mit einem deutschen Haushaltsdefizit von null – worauf die Schuldenbremse hinauslaufen wird – und einem hohen strukturellen Überschuss im Privatsektor eine Währungsunion ohne Transfers überlebensfähig ist.

Danke für diese Deutlichkeit. Ich hingegen bin immer wieder erstaunt, dass auch ein so kluger Kopf wie Münchau die nächstliegende Lösung für dieses Problem nicht sieht. Seine „einzige Hoffnung, die wir in Deutschland auf eine strukturelle Belebung der Nachfrage haben, sind die versprochenen Einkommensteuersenkungen“ – er setzt also auf die Durchsetzungskraft von Guido Westerwelle. Dumm.

Meine einzige Hoffnung ist hingegen ein Kurswechsel der Gewerkschaften. Wenn wir feststellen, dass es nicht nur solidarisch, sondern sogar eurosolidarisch ist, möglichst hohe Lohnsteigerungen durchzusetzen – dann sollten die Jungs das doch hinkriegen, oder? Im Interesse der deutschen Volkswirtschaft war es, Anfang des Nuller-Jahrzehnts still zu halten und mit Reallohn-Senkungen Produktivität zu steigern und Lohnstückkosten zu senken. Im Interesse der europäischen Volkswirtschaft ist es hingegen jetzt, genau den umgekehrten Weg zu gehen.

Eine europäische Währung kann nur dauerhaft eine Chance haben, wenn sich auch die europäischen Volkswirtschaften annähern – wenn sich gar eine europäische ökonomische Kultur entwickelt. Die Zapateros, Papandreus, Schäubles und Merkels scheinen das nicht zu schaffen, von Westerwelle reden wir erst gar nicht, also können wir nur hoffen auf die Hubers, Sommers und Bsirskes. Also vorwärts, und nicht vergessen, worin unsere Stärke besteht: die Eurosolidarität!

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