vonDetlef Guertler 19.03.2009

taz Blogs


Willkommen auf der Blogplattform der taz-Community!

Mehr über diesen Blog

„Spread the word. Evaporflation.“ Bittet Rich Hartmann alle Leser seines aktuellen Beitrags auf der Webseite von Nouriel Roubini.

Das mache ich gerne. Aus drei Gründen:

1. Ich mag neue Wörter.

2. Ich mag Rich Hartmann. Er vereint eine tiefe Einsicht in die Finanz- und Wirtschaftswelt, ein hervorragendes Timing für Marktprognosen und einen geradezu spielerischen Umgang mit den großen, schweren, wichtigen Themen – muss ich noch extra erwähnen, dass ich mich ihm sehr verwandt fühle?

3. Ich habe das Gefühl, dass er ziemlich recht hat, wenn er schreibt, dass wir vor einer Situation stehen, die in keinem ökonomischen Lehrbuch vorkommt: „I’m not just trying to coin a word. (I have done it because there are no existing words that I am familiar with that accurately describe our current situation) I truly believe that the foundation of economics has been shaken. I really believe that we need to open the book of economic theory, and write a new chapter.“

Soweit ich ihn verstanden habe (was nicht immer einfach ist) stecken wir in einer Situation, in der Inflation und Deflation mehr oder weniger zufällig passieren können oder auch nicht, weil für eine große Menge von Gütern schlicht nicht genug Informationen vorhanden sind, um einen halbwegs validen Preis dafür anzugeben: „How do you price a CDO?  How do you price GM?  How do you price the USD?  How do you price a house?  How do you price a car?  How do you price eggs?“ Wenn wir hier überall Preise angeben, dann haben die eher mit historischen Gründen zu tun als mit den tatsächlichen Wertverhältnissen.

In dieser Situation kann Evaporflation auftreten, als ein inflationärer (und/oder desinflationärer?) Prozess, der Schulden verschwinden lässt. Hartmanns Definition:

Evaporflation – is the disappearance of debt, or increase of credit to bring about a net debt reduction.  (Disappearing debt also brings about the destruction of credit creation)  It occurs as there is an increase in the difference between overall credit/cash/liquidity in relation to the overall debt obligations at a rate where the difference grows at a perpetual rate of motion.  Through debt reductions and credit infusions, the pressure on the economic system can be vented in a manipulated fashion.

Ich mache mir gerne demnächst Gedanken darüber, wie man Evaporflation am besten übersetzt (vielleicht Entflation?), aber erst einmal möchte ich lediglich darauf hinweisen, dass hier ein ziemlich guter Praktiker versucht, die Theoretiker der Branche auf ein Loch in ihren Systemen aufmerksam zu machen. Es wäre schön, wenn diese sich dazu äußern würden. Damit sie das tun: „Spread the word. Evaporflation.“

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/evaporflation/

aktuell auf taz.de

kommentare