von 24.06.2010

taz Blogs


Willkommen auf der Blogplattform der taz-Community!

Mehr über diesen Blog
Hier gibt es wirklich alles unter einem Dach (Foto:Jakob Montrasio/Lizenz: by-sa/(M)Jan Schneider)

Armin ist Architekt und hat sein Büro im dritten Stock. Gerade macht er eine Kaffepause mit Birgit aus dem Fotostudio nebenan, weil ihm der Kopf raucht. Nachher wird er den Mediengestalter Ingo um Rat fragen, weil er mit seinem Projekt nicht voran kommt. Ingo teilt sich im ersten Stock ein Büro mit Steuerberaterin Simone, die beiden kennen sich schon länger. – So etwa kann man sich das Arbeiten einer Friendsfactory vorstellen.

Friendsfactory ist eine Firma, die Bürokomplexe unter dem Motto „Arbeiten unter Freunden“ anbietet. Jeder, der möchte, kann einen oder mehrere Büroräume zu günstigen Konditionen mieten. In einem normalen Bürogebäude in Frankfurt am Main muss man mit durchschnittlich 35 Euro pro Quadratmeter tief in die Tasche greifen. In einer Friendsfactory in Frankfurt kostet der Quadratmeter hingegen nur um die 14 Euro.

Kostenlose Konferenz- und Seminarräume gehören ebenso zum all-inclusive Paket, wie die gemeinsame Küche und der kostenlose Internetanschluss. Auch die Kündigungsfristen sind in der Friendsfacotry mit drei Monaten vergleichsweise kurz. Normalerweise laufen Verträge für Büros für längere Zeit, oft für ein Jahr. Gerade für Jungunternehmer ist die Friendsfactory eine gute Alternative. Denn sie können schnell wieder aussteigen, wenn es mit der Selbstständigkeit doch nicht klappt.

Doch das, was die Friendsfactory am meisten von anderen Bürogebäuden unterscheidet, ist die „open-door policy“, das Arbeiten miteinander. Steht eine Bürotür offen heißt das: „Komm rein und quatsch `ne Runde mit mir.“ Die Factory beschäftigt sogar eine Mitarbeiterin, die sich darum kümmert, dass es den Mietern gut geht. Sie fragt regelmäßig, ob alle zufrieden sind und nimmt Verbesserungsvorschläge auf. Auch sorgt sie sich darum, dass die Mieter miteinander arbeiten. Sucht zum Beispiel die Werbeagentur aus dem vierten Stock einen Fotografen, schlägt sie den Fotografen aus dem unteren Stockwerk vor. So kommen die Mieter im Haus beruflich zueinander.

Aber auch privat entwickeln sich Kontakte. Einige Mieter haben eine Fahrradcommunity gebildet, die Radtouren in der Freizeit plant. Im Sommer grillen manche  nach der Arbeit gemeinsam.

Angefangen hat alles in München. Dort gründete Gregor Gebhardt vor fünf Jahren die erste Friendsfactory. Bereits nach kurzer Zeit waren alle Büroräume vermietet und die Nachfrage so groß, dass weitere Bürohäuser angemietet und in Friendsfactorys verwandelt wurden. Heute gibt es bereits über 600 Mieter in elf  Friendsfactorys in München, Hamburg, Frankfurt, Nürnberg, Berlin und Wien. Aber das ist dem Gründer noch nicht genug. Sein Ziel ist es, auf 2000 Mieter zu kommen.

Text: Katharina Tron

Foto-Lizenz: by-sa

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/facebook_im_real_life/

aktuell auf taz.de

kommentare