vonChristian Ihle 19.08.2010

taz Blogs


Willkommen auf der Blogplattform der taz-Community!

Mehr über diesen Blog

The Pack

1. Der Film in einem Satz:

French Chainsaw Massacre goes idiotische Plotwendung.

2. Darum geht‘s:

Die junge Charlotte liest am Wegesrand einen Anhalter (gespielt von Chanson-Sänger Benjamin Biolay) auf. Beide fahren zu einem verlassenen Rasthof, Max, der Anhalter, verschwindet, nachdem er sich auf Toilette verabschiedet hat.

So weit, so okay. Die tausendmal gesehene Prämisse ist also auch in The Pack am Start und würde mit seinem ersten Plottwist vielleicht noch für Spannung und Verwunderung sorgen, hätte sich Regisseur Frack Richard nicht rätselhafterweise dazu entschlossen, allen Figuren gnadenloses Overacting zu verordnen und semiwitzige Oneliner zu verpassen, womit er die mühsam aufgebaute, bedrohlich-rätselhafte Atmosphäre immer wieder mit dem Gummihammer zu Brei schlägt. Was aber noch einen leidlich mittelmäßigen Film ergäbe, würde die zweite Hälfte nicht in ein dermaßen absurdes, langweiliges und bemerkenswert hässliches Monster-Movie umschlagen! Ein sprunghaftes Drehbuch (nein, auch etwaige „Traum“-Auflösungen können nicht immer handwerkliche Buchmängel begründen!), Schauspieler, die entweder wie irr chargieren (Yolande Moreau, Philippe Nahon, die Rocker-Gruppe) oder sich dem Prinzip „Schauspiel“ gänzlich verweigern (Benjamin Biolay), unschöne Kameraarbeit, hölzerne Charakterzeichnung… ich weiß gar nicht, wo ich aufhören soll!

Die zweite Hälfte fühlte sich an, als hätte man mich gezwungen, 10 TOOL-Videos am Stück anzusehen – so muss es also sein, wenn Satan Gast-VJ bei MTV wird! Gab es jemals einen schlechteren Eröffnungsfilm des Fantasy Film Festivals – ich möchte ihn nicht sehen.

3. Der beste Moment:

Als der Anhalter verschwindet und für einige Minuten tatsächlich Atmosphäre und Rätselraten einsetzt.

4. Diese Menschen mögen diesen Film:

Hm. Masochistische Tool-Fans mit Einschlafproblemen?

* Regie: Franck Richard
* imdb

—————–

Detour

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=bJclF1zwLc4[/youtube]
.

1. Der Film in einem Satz:

Autopanne in skandinavischen Wäldern? Keine. Gute. Idee.

2. Darum geht‘s:

Pärchen fährt über einsame Landstraße in Skandinavien, nimmt eine Abkürzung bei der alten, verlassenen Tankstelle, ihr Auto fährt sich einen Platten, man landet in Not bei wunderlichen Hinterwäldlern… Ja! Die gute Hills-Have-Eyes-Blaupause kann man auch im Jahr 2010 noch 1:1 umsetzen, denkt man in der ersten Viertelstunde des norwegischen „Detour“ und so ist es Buch & Regie hoch anzurechnen, dass sie es gleich mehrfach in der ersten Hälfte des Films schaffen, klassischste Horror-Plot-Elemente einzusetzen und doch immer kurz vor der erwarteten Auflösung noch einmal eine Abzweigung zu wählen. So wird im Grunde auch eine erstaunliche Geschichte über unsere eigene Konditionierung durch Horrorfilmkonsum erzählt, setzt unser pawlowscher Reflex doch gleich mehrfach ein, nur um zu merken: Lebbe geht weider.

„Detour“ ist ein sehr solider Horrorfilm, der viel aus seiner anfänglichen Prämisse zu machen versteht und wie schon „Cold Prey“ vor einigen Jahren erneut zeigt, dass man Norwegen als Low-Budget-Horror-Film-Land durchaus auf der Rechnung haben darf!

3. Der beste Moment:

Die sehr gelungene Atmosphäre bevor irgendetwas passiert.

4. Diese Menschen mögen diesen Film:

Horrorkenner, die einerseits gerne die Referenzen suchen, sich dennoch überraschen lassen wollen und es bevorzugen, wenn Spannung aus dem dramaturgischen Bogen entsteht und nicht durch Kopfabschlagen simuliert wird.

* Regie: Severin Eskeland
* imdb

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/fantasy_film_fest_1_the_pack_detour/

aktuell auf taz.de

kommentare