vonChristian Ihle 22.08.2011

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22nd Of May

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=SLnY9uTzo1E[/youtube]
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1. Der Film in einem Satz:

Ein Kaufhaus. Ein Bombenanschlag. Ein Requiem.

2. Darum geht‘s:

Sam ist Securitymann in einem Kaufhaus. Jeden Tag strömen verschiedene Menschen an ihm vorbei. Heute auch ein Kapuzenträger mit Bombe am Bauch. Das Kaufhaus explodiert, Sam überlebt, alle anderen nicht.

Mehr passiert im zweiten Film des Belgiers Koen Mortier (Ex-Drummer) nicht. Nach der Explosion findet sich Sam in menschenleeren Räumen, U-Bahnen, Straßen wieder, wo ihm die beim Terroranschlag Umgekommenen begegnen und ihre Geschichte erzählen. Warum sie im Kaufhaus waren. Warum sie ihr Leben an diesen Punkt geführt hat. Warum er den Anschlag nicht verhindert hat.

Koen Mortiers „22nd Of May“ ist in vielerlei Hinsicht das Gegenteil zu seinem brillanten „Ex-Drummer“ (unser Film des Jahres 2009!): wo „Ex-Drummer“ laut, krude, brutal, wild und schnell war, ist „22nd Of May“ introspektiv, zeitlupenhaft, nachdenklich. Was gleich bleibt: die emotionale Wucht und die wunderbaren Bilder, die Mortier auf die Leinwand bringt.

3. Der beste Moment:

Die Superzeitlupenmontage gegen Ende des Films, wenn noch einmal die Bombe, die Explosion und der Tod gezeigt werden. Schöner wird Terror nimmer.

4. Diese Menschen mögen diesen Film:

Wer sperriges, nachdenkliches Kino bei gleichzeitiger Härte vertragen kann.

* Regie: Koen Mortier (frühere Glanztat: Ex Drummer)
* imdb

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The Revenant

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=WX0Re-w5Vnk&feature=related[/youtube]
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1. Der Film in einem Satz:

Hey Dude, where is my blood?

2. Darum geht‘s:

Der Golfskriegsheld Bart wird begraben – und wacht zwei Wochen später zu seiner eigenen Überraschung wieder auf. Was tut man so, wenn man ein – ja, was eigentlich? – Zombie, ein Vampir, ein Wiedergänger geworden ist?
„The Revenant“ beleuchtet konsequent seine Geschichte aus Betroffenenperspektive, denn es ist gar nicht so leicht, ein Zombie zu sein. Was isst man gerne? Wie lange darf man aufbleiben? Was macht man gegen diesen fürchterlichen Gestank?
Zum Glück hat Bart seinen Freund Joey, der nach kurzer Schreckensphase seinem Kumpel unter die fauligen Arme greift und vor allem die Vorzüge des Zombielebens schätzen lernt: als Untoter kann man nicht mehr sterben! So werden aus Bart und Joey zwei Verbrechensbekämpfer, die sich todesmutig in ihre Gefechte stürzen…
„The Revenant“ ist für das bis auf den Tod strapazierte Genre der Zombiekomödie tatsächlich wie ein frischer Schuß in den Arm: amüsante Dialoge, gute Charaktere, absurde Situationen. Technisch etwas arg auf der Lo-Budget-Schiene fahrend kann man an „The Revenant“ aber kritisieren, dass Regisseur Kerry Prior nicht so recht wusste, wann es gut ist: zwei Stunden Spielzeit sind wirklich zu viel, hier hätte man einiges an Fleisch noch abschneiden können. Aber dennoch ist „The Revenant“ der wahrscheinlich beste Slacker-Zombie-Film überhaupt.

3. Der beste Moment:

Wenn Joey, ein Slacker vor dem Herrn und damit in gewisser Weise ja dem Zombie näher als dem Menschen, beginnt, sich mit der Zombie-Situation anzufreunden. Nicht ohne seiner eigenen Überraschung mit der größten „Fuck“-Dichte des Festivals verbal Ausdruck zu geben.

4. Diese Menschen mögen diesen Film:

Wer „Shaun Of The Dead“ mochte und den dort britisch-zurückhaltenden Humor in amerikanischen Sofalieg-Humor umtauschen möchte.

* Regie: Kerry Prior
* imdb

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