vonChristian Ihle 25.08.2011

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Kill List

1. Der Film in einem Satz:

Get Carter goes Wicker Man.

2. Darum geht‘s:

Ein Film, drei völlig unterschiedliche Akte. Akt 1: Gemeinsames Abendessen von zwei Pärchen, das im Ehestreit endet. Akt 2: Mann nimmt als Folge des Streits doch seine seit acht Monaten ruhende Arbeit auf und geht wieder seinem Tagesjob als Auftragskiller nach und arbeitet mit seinem Kollegen eine „Kill List“ ab. Akt 3: Dass in den beiden bisherigen Akten bereits im Subtext immer noch etwas anderes mitgeschwungen sein könnte, bewahrheitet sich. Der Film nimmt eine Abzweigung, die man so nicht unbedingt erwartet hätte (und die, möglicherweise, auch nicht so ganz schlüssig zum Restfilm passt).
Für sich genommen sind alle drei Akte brillant und durchaus auch so gut ineinander verwoben, dass keiner der Akte nicht aus dem vorherigen entstehen könnte. Der brutal nihilistische Schluß ist auch atmosphärisch gerechtfertigt, wenngleich hier weniger vielleicht sogar mehr gewesen wäre. Ansonsten zeigt Kill List erneut, dass Briten harte Thrillerdramen, die im Alltagsleben verwurzelt sind, drehen können wie niemand sonst. Eine Empfehlung!

3. Der beste Moment:

Die subtil eingewobenen Szenen, dass irgendetwas in diesem Film nicht stimmt. Dass er unter der Oberfläche mehr ist als ein reiner Auftragskillerfilm.

4. Diese Menschen mögen diesen Film:

Wer „Dead Man’s Shoes“ („Blutrache“ auf deutsch) oder „London To Brighton“ mochte und auch mit einem klassischeren Horrorende als bei den beiden ultrarealistischen Dramen zurecht kommt.

* Regie: Ben Wheatley
* imdb

————–

Hell

1. Der Film in einem Satz:

Die Hölle auf Erden: wenn man in einen bayrischen Bauernhof einheiraten muss.

2. Darum geht‘s:

Das Jahr 2016. Die Temperatur 10 Grad höher. Die Erde ein unwirtlicher Flecken. Die Sonne ein unbarmherziger Killer.
Durch die hohen Temperaturen ist das Leben auf der Erde beinah zum Erliegen gekommen, Wasser eine Rarität, Essen ebenso. Wir lernen eine Gruppe Überlebender kennen, die in die Berge wollen, wo noch Wasser vorhanden sein soll. Marodierende Horden nutzen die Notsituationen aus, jeder ist sich selbst der Nächste und so dauert es nicht lange, bis unsere Gruppe in Gefangenschaft gerät…
Gelungene, gut aussehende deutsche Genre-Filme sind Seltenheiten. Deutsche Science-Fiction-Dystopien gar rare Einzelfälle. „Hell“ ist beides: zu Beginn ein starkes Endzeitmovie, dem es mit einfachen Mitteln gelingt, die Verwüstung der Erde darzustellen. Alles in helle Filter getaucht, blendet das Bild auf der Leinwand die Zuschauer wie die Sonne die Helden blendet. Auch die Ödnis der Landschaft ist durchwegs nachvollziehbar, gelungen aufbereitet. Im zweiten Teil entwickelt sich der Film von Science-Fiction-Dystopie zu einem klassischen Backwoods-Horror – und das ist geradezu erfrischend, nicht immer nur amerikanische Hillbillys am Menschenfressen zu sehen, sondern einen einfachen bayrischen Bauernhof als Hort der Brutalität kennenzulernen. Und wer vom Land kommt, der weiß, dass das es keine arge Überzeichnung ist, welchen Weg eine Bauernmutti auf sich nimmt, um doch noch eine Frau für den Sohn zu finden!

3. Der beste Moment:

Die Science-Fiction-Hälfte ist etwas origineller geraten als die zweite Horrorhälfte – und für eine deutsche Produktion auch überraschender. Hier überzeugt die Ausgestaltung durchwegs.

4. Diese Menschen mögen diesen Film:

Wer weder Mitglied im Deutschen Bauernverband noch bei Sonnenanbeter e.V. ist.

* Regie: Tim Fehlbaum
* imdb

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