vonLaura Vorsatz 27.06.2025

Feminismus mit Vorsatz

Feminismus mit Vorsatz ist eine Podcastreise zur erfolgreichsten sozialen Bewegung – mit mir, Laura Vorsatz.

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MeToo, Drogen & Redaktionen, die „genug“ haben

Ich bin mit einem ganzen Haufen Inspiration für „Feminismus mit Vorsatz“ von der Netzwerk Recherche-Jahreskonferenz zurückgekommen. Zwei Themen haben mich besonders beschäftigt.

1. MeToo – reicht jetzt auch mal, oder?

Drei großartige Investigativjournalistinnen – Maike Backhaus, Charlotte Wirth und Gabriela Keller – berichteten, wie sie bei Recherchen zu sexualisierter Gewalt in den Redaktionen immer wieder hören: „Nicht noch eine MeToo-Geschichte“

Gabriela Keller kommentierte dazu einen Satz, der bei mir hängengeblieben ist: „Wenn ich Korruption aufdecke, sagt auch niemand: Laaaangweilig!“
Ich bin beeindruckt, wie viel Widerstand diese Frauen nicht nur im Thema selbst, sondern auch in der journalistischen Aufarbeitung überwinden müssen.

Ähnliches berichteten übrigens auch Klima-Journalist*innen: Dass es zu Dürre, Extremwetter oder Kipppunkten häufig heißt – „Hatten wir doch letzte Woche schon.“

Ich arbeite meist unabhängig für mein eigenes Medium oder für Podcasts ohne klassische Redaktion. Diese Einblicke in redaktionelle Realitäten waren für mich deshalb ziemlich aufschlussreich – und haben mich nochmal mehr darin bestärkt, wie wichtig unabhängiger Journalismus ist.


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Im Anschluss an den MeToo-Vortrag habe ich direkt in den SPIEGEL-Podcast über Kasia Lenhardt, an dem Maike Backhaus maßgeblich mitgearbeitet hat, reingehört. Der Fall wurde medial ausgeschlachtet – doch in diesem Podcast kommt Kasia selbst zu Wort, durch ihre eigenen Sprachnachrichten.

Die Macherinnen analysieren feinfühlig, wie Medien, Öffentlichkeit und Misogynie miteinander verflochten sind. Riesenempfehlung, auch, weil dieser Podcast eine echte journalistische Gradwanderung hinlegt.

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Hintergrund: Kasia Lenhardt war ein polnisch-deutsches Model, das durch ihre Teilnahme an der siebten Staffel von Germany’s Next Topmodel im Jahr 2012 bekannt wurde.

Sie stand auch wegen ihrer Beziehung zum Fußballspieler Jérôme Boateng in der Öffentlichkeit. Die Beziehung wurde medial stark begleitet und war geprägt von öffentlichen Streitigkeiten und gegenseitigen Vorwürfen.

Am 9. Februar 2021 wurde Kasia Lenhardt tot in ihrer Berliner Wohnung aufgefunden. Sie war 25 Jahre alt. Die Polizei ging von einem Suizid aus.

Weitere erschütternde Recherchen gibt es bei correctiv zu Machtmissbrauch und sexuelle Belästigung im EU-Parlament und Inobhutnahmen von Kindern, deren Mütter häusliche Gewalt oder Missbrauch melden.

Ich finde: Von dieser Art Aufklärung wird es nie genug geben.

2. Drogen – wer darf konsumieren, wer wird bestraft?

Marlene Halsers Vortrag über drogenpolitische Berichterstattung ohne Stigma war für mich eine echte Überraschung – vor allem die historische Einordnung. Dass zum Beispiel Cannabis Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA verboten wurde, hatte wenig mit Gesundheit zu tun, sondern diente dazu, mexikanische Migrant*innen zu stigmatisieren.

Oder: Das US-Verbot vom Opiumrauchen 1875 richtete sich gegen chinesische Immigrant*innenwährend weiße Bürger*innen weiterhin Opiumtropfen in der Apotheke kaufen konnten.

Warum sind Drogen verboten? Nicht (nur) weil sie gefährlich sein können – sondern weil sie sich hervorragend eignen, um Machtverhältnisse zu zementieren.

Journalistin Marlene Halser schreibt dazu regelmäßig – etwa in diesem Artikelüberblick.
Ihre Buchempfehlung: „Der große Rausch“ von Helena Barop (auf buch7).

Für den fluter hat Marlene Halser mit Helena Barop gesprochen.

Ich finde ja: Das schreit nach einem feministischen Blick auf Drogen und einer Podcastfolge bei „Feminismus mit Vorsatz“!

Übrigens meinte Marlene Halser auch, dass sich Journalist*innen beim Berichten über Drogen oftmals genötigt fühlen, zu Protokoll zu geben, dass sie selbst ja niiiiemals Drogen nehmen (würden). Das ist schon sehr ulkig wenn man sich vorstellt, dass das Journos auch bei Berichten über Kriminalität machen würden, à la “Also sowas Schlimmes würde ich ja nie tun!”. Derlei Beteuerungen werde ich mir dann wohl verkneifen.

Lust auf mehr? Der Podcast Feminismus mit Vorsatz ist voll von diversen Perspektiven rund um Feminismen und Empfehlungen. Hier geht’s zur letzten Folge mit einer Buchempfehlung für den Sommer. Viel Spaß beim Horchen!

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