vonFred Hüning 30.07.2024

FKK – Foto, Kunst & Kapriolen

Fred Hüning, Fotograf & Tagedieb, sitzt in einer einsamen Blog-Hütte im Brandenburgischen und schreibt und fotografiert für sein Blog-Buch.

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Eigentlich wollte ich bei dieser Steilvorlage eine völlig durchgeknallte, lange fällige LOLA-ALLES-WAS-ICH-ANFASSE-WIRD-ZU-GOLD-RANDL (Spielflmerin Dokumentarfilmerin, Schriftstellerin, große Gärtnerin, Talkshowmasterin, Grossgrundbesitzerin, Königin der Uckermark etc. pp.) -GLOSSE raushauen. So nach dem Motto: Weil weder UM-Spezi Wim Wenders die Rechte für ein uckermärkisches Remake von “Paris, Texas” noch Hollywood ihr Okay für ein UM-update von “Jenseits von Afrika” rausrücken wollten, kauft Lola Randl (UM-Streep) zusammen mit ihrem Mann (UM-Brandauer) kurzerhand den ganzen Ort Afrika und dreht dort mit Mann und Liebhaber (UM-Redford) IRGENDWO UM AFRIKA …

Aber dies war vor einer Woche, als in der Uckermark nur die rundum sympathischen SPD-ler Frau Mittelstädt (unglaublich gesunde Ausstrahlung, unglaublich gute Zähne, unglaubliche Haarpracht, kaum aufs Plakat passend) und Herr Woidke (stocksteif, Kopf wie auf einen Holzphahl aufgesetzt, aber ich mag ihn, echt jetzt) an jedem zweiten Mast zu sehen waren. Jetzt ist aber die AfD dazugekommen, mit ihrer unsäglichen und unsäglich hochtrabenden ES IST ZEIT (… to make Uckermark great again …) – Kampagne. Die schrecken vor nichts zurück … von ganz low (es ist Zeit für ein Leben ohne GEZ, also ohne GEhirnZellen) bis ganz high (Zeit das Land zu retten), von ganz fies (Zeit konsequent abzuschieben) bis ganz gaga (Zeit die Asylindustrie -what?- stillzulegen).

Und daher ist es Zeit, nachdenken über diesen uckermärkischen Ort mit dem seltsamen Namen Afrika. Afrika in der Uckermark? Gibt es tatsächlich, unweit des Dorfes Stegelitz gelegen, zumindest weist ein einziges grünes Ortsschild gefühlte 5 bis 7 Häuser entlang eines einspurigen Feldweges als AFRIKA aus.

abo

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Der Mini-Ort wurde nach dem 2. Weltkrieg von Flüchtlingen aus Pommern errichtet, also von Deutschen, die nach Deutschland flohen und die von den Deutschen aus Stegelitz, die schon vorher dort waren, misstrauisch beäugt wurden. Ihre ärmlichen Hütten führten zu dem Ausruf “Die leben ja wie in Afrika” und so kam die Ansiedlung zu ihrem noch heute gültigen Namen. Soweit, so rassistisch, so tiefstes dunkles 20. Jahrhundert. Bestrebungen wie zum Beispiel in Berlin, die Mohrenstrasse umzubenennen, gibt es in der Uckermark nicht. Es ist aber anzunehmen, dass den Leuten von der AfD ein solcher Ortsname gar nicht ins deutsch-nationale Heimatbild passt. Und ein Abgeordneter aus Afrika müsste wohl seine Herkunft vor seinen Gesinnungsgenossinnen geheim halten. Also eigentlich doch ganz gut, dass es ein Afrika in der Uckermark gibt. Als Stolperstein des Anstoßes sozusagen.

Straße durch Afrika

Das Ortsschild

Text und Fotos: Fred Hüning

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